Nils Elsner berät RUB-Angehörige zu allen Fragen rund um Patente und Schutzrechte für geistiges Eigentum.

© RUB, Marquard

Technologietransfer Wo Erfindungen entspringen

Bei der Anmeldung von Patenten sind deutsche Hochschulen Spitzenreiter in Europa. Die Ruhr-Universität Bochum hilft, geistiges Eigentum zu schützen.

Ein Teststreifen, der es ermöglicht, Alzheimer im Frühstadium zu erkennen. Ein neuer gentherapeutischer Ansatz, um das Farbsehen wiederherzustellen. Als eine der größten Universitäten Deutschlands ist die Ruhr-Universität Bochum Heimat zahlreicher Patente. An den 21 Fakultäten entstehen täglich neue Forschungsergebnisse und Ideen. Etwa fünf bis zehn von ihnen werden im Schnitt erfolgreich als Patent angemeldet.

Dr. Nils Elsner begleitet als Patentberater in der WORLDFACTORY Erfinderinnen und Erfinder auf dem Weg zum Patentschutz. „Zu mir kommen sowohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer Rolle als Forschende als auch als Gründende eines neuen Start-ups“, erklärt Nils Elsner. Seine Hauptaufgaben sind die Erfindungsmeldung sowie die Patentanmeldung, doch auch zu anderen Schutzrechten weiß er Rat. Patente seien eine wichtige Maßnahme, um Erkenntnisse in marktfähige Produkte oder Technologien zu verwandeln.

Erfindungen an Hochschulen

Laut einer Studie des Europäischen Patentamts (EPA) und des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) aus dem Jahr 2024 ist die Zahl der akademischen Patentanmeldungen zwischen 2000 und 2020 deutlich gestiegen. Rund 10,2 Prozent aller europäischen Patentanmeldungen stammen von Hochschulen. Jedes vierte akademische Patent wurde dabei von einer deutschen Hochschule eingereicht.

Auch wissenschaftliche Entdeckungen können spannend für ein Unternehmen oder die Region sein.

— Nils Elsner

Bei der Anmeldung von Patenten gehen Hochschulen in der Regel weniger strategisch vor als die Industrie, so Nils Elsner. „Die Industrie orientiert sich an zukunftsfähigen Märkten, um neue Produkte zu entwickeln. Eventuell werden Daten zu Kundenbedürfnissen erfasst, und die Entwicklung neuer Produkte wird darauf ausgerichtet. Die Patententwicklung folgt dem Pull-Prinzip.“ Universitäten seien hingegen der Freiheit von Lehre und Forschung verpflichtet, weshalb Erfindungen häufiger zufällig im Forschungsprozess entstehen. „Doch auch diese Entdeckungen können spannend für ein Unternehmen oder die Region sein.“

Mittlerweile haben etwa 50 Prozent der Patentanmeldungen einen Gründungshintergrund.

— Nils Elsner

Der Transferbereich werde daher für Hochschulen immer wichtiger. Die WORLDFACTORY der Ruhr-Universität Bochum ist Anlaufstelle für Transfer-, Patent- und Gründungsberatung. „Mittlerweile haben etwa 50 Prozent der Patentanmeldungen einen Gründungshintergrund“, so Nils Elsner. Durch die strategische Förderung von Gründungsinteressierten sei die Zahl der Deep-Tech-Start-ups und somit auch der Bedarf an Patenten gewachsen. Mit der UA Ruhr weiten Beteiligung am Leuchtturmwettbewerb Startup Factories und der dafür aufgebauten BRYCK Start-up Allianz soll dieser Trend künftig ausgebaut werden, um ein Ökosystem für Technologieinnovationen im Ruhrgebiet zu schaffen.

Besonders innovative Fachbereiche

Patente können laut Nils Elsner eine grobe Richtschnur für die Innovationskraft einer Hochschule sein. Allerdings spielen hier auch andere Faktoren eine Rolle, wie etwa das Budget für Patentanmeldungen und die Gestaltung von Verträgen zwischen Hochschule und Unternehmen. An der Ruhr-Universität Bochum stammen im Schnitt 40 Prozent der Patente aus dem Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik, 20 Prozent aus der Chemie und weitere 20 Prozent aus dem Fachbereich Maschinenbau. Die restlichen 20 Prozent verteilen sich auf sonstige Fachbereiche. Besonders viele Patentanmeldungen gibt es in den Bereichen Plasma- und Lasertechnologie.

Eine gute Idee?

Ein Patent sichert dem Inhaber das exklusive Verwertungsrecht für maximal 20 Jahre. Ob aus einer Idee eine patentierte Erfindung werden kann, lässt sich anhand bestimmter Kriterien bestimmen. „Patentierbar ist ein feststehender Begriff“, erklärt Nils Elsner. „Die Erfindung muss gewerblich anwendbar und absolut neu sein. Das heißt, wenn jemand in Japan die Erfindung bereits veröffentlicht hat, kann ich sie nicht mehr in Deutschland anmelden. „Auch eine gewisse erfinderische Tätigkeit müsse erkennbar sein. „Die Idee muss sich vom Stand der Technik, also von dem, was bereits bekannt ist, abgrenzen.“

Die Chancen stehen gut, dass sich die Mühe am Ende lohnt.

— Nils Elsner

Für die Prüfung der Erfindungsmeldung arbeitet die Ruhr-Universität eng mit der PROvendis GmbH zusammen, der Patentverwertungsgesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. PROvendis schätzt unter anderem die Marktfähigkeit des Produkts ein und spricht anschließend eine Empfehlung aus, so Nils Elsner. Eine Erfindung, die beispielsweise nur für 20 Forschungseinrichtungen in Deutschland relevant ist und somit keinen echten Markt besitzt, eigne sich nicht für ein Patent. „Handelt es sich aber um einen Sensor, den man millionenfach verbauen kann, dann ist das sehr interessant“, sagt Nils Elsner. Rund 75 Prozent der Erfindungsmeldungen werden später auch zum Patent. „Die Chancen stehen also gut, dass sich die Mühe am Ende lohnt“, sagt Elsner.

Patentberatung an der RUB

Lässt sich meine Erfindung überhaupt patentieren? Unter welches Schutzrecht fällt meine Idee? Bevor eine Erfindungsmeldung eingereicht werden kann, sollten wichtige Fragen vorab geklärt werden. An der Ruhr-Universität gibt es die Möglichkeit, sich kostenlos beraten zu lassen.

Veröffentlicht

Freitag
14. März 2025
10:50 Uhr

Teilen