Campusleben Der Herr der Bäume
2.000 Straßenbäume, 100 Hektar Wald und 30 Hektar Grauflächen verwaltet Julian Nübold als Verantwortlicher für die Außenanlagen der Ruhr-Universität. An seinem Job liebt er die Vielseitigkeit und die Nähe zur Natur.
Als wir Julian Nübold zum ersten Mal im Sommer treffen, verpflanzt er gerade eine Esche. Der Baum muss weichen, weil ein neues Parkhaus entsteht – und Fällen kommt natürlich nicht in Frage. Als wir ihn im Herbst zum Interview treffen, fällt Laub – und Nübold hat ein Auge darauf, dass es von den Treppen weggepustet wird. In der Zwischenzeit musste er umgekippte Bäume von den Straßen räumen lassen, Fledermauskästen befestigen, Totholz markieren und sich um Auftragsvergaben kümmern. Diese Vielseitigkeit ist es, die Julian Nübold so an seinem Beruf liebt. „Der Job ist alles andere als monoton. Und das war mir immer wichtig. Kein Arbeitsschritt gleicht dem Nächsten, ständig gibt es neue Probleme zu lösen.“ Dann kann es auch mal stressig und fordernd werden. „Aber dafür ist es umso schöner, wenn man gemeinsam eine Lösung gefunden hat.“
2.000 Straßenbäume im Blick
Als Mitarbeiter im Dezernat 5 ist Nübold zuständig für die Außenanlagen der Ruhr-Universität Bochum. Und die sind weitläufig. „Mein Arbeitsgebiet erstreckt sich über den gesamten Campus der Ruhr-Uni, beinhaltet alle Grauflächen, etwa die Parkdecks, rund 2.000 Straßenbäume und die angrenzenden Wälder“, so Nübold.
Auch Teile des Gesundheitscampus und von Mark 51 oder auch die RUB-Flächen an der Overberg-, Industrie- und Clemensstraße fallen in seinen Einsatzbereich. Hier müssen überall Wildwiesen beschnitten, Verkehrswege von umgefallenen Bäumen und hinuntergefallen Ästen befreit oder Mülleimer befestigt werden. Dazu kommen die Innenhöfe von Gebäuden und die Dachflächen.
Nübold vergibt Aufträge, beaufsichtigt und koordiniert die vielen Akteure und Sub-Unternehmen. Die meiste Zeit ist er daher nicht an seinem Schreibtisch in IC anzutreffen. „Ich bin sehr oft unterwegs. Die Kontrollfahrten sind ein großer Teil des Jobs. Kommen die unterschiedlichen Dienstleister ihren Aufgaben nach? Gibt es Probleme?“
Ein Wald im Stress
Am liebsten ist Nübold, gelernter Agrarbetriebswirt, in den Wäldern der Ruhr-Uni im Einsatz. Diese bemessen sich auf eine Fläche von insgesamt 100 Hektar. „Zu 95 Prozent sprechen wir hier von Buchenwald und Mischwald. Es gibt überwiegend Buchen, Hainbuchen und Eichen“, so Nübold. Mit Sorge beobachtet er ihre Gesundheit, denn der Klimawandel hat auch hier seine Spuren hinterlassen. „Die extremen Wetterverhältnisse der letzten Jahre machen sich deutlich bemerkbar.“
Insbesondere der Wald bei GD sei gefährdet. Dort komme nur wenig Wasser an. In den extremen Hitzesommern seien viele abgestorben. „Dieses Jahr war es wiederum sehr feucht; die Bäume haben Sekundärkronen entwickelt, sie treiben also aus dem Stamm aus.“ Auch das sei ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass der Baum Stress hat. „Er ist todkrank und versucht sich irgendwie zu retten“, so der Baum-Experte.
Alt und anpassungsfähig
Aber es gibt auch Entwicklungen, die Anlass zur Freude geben. „Wir haben Waldbereiche, die sich ganz toll verjüngen“, berichtet Nübold. „Wir beobachten viel natürlichen Aufwuchs – junge Buchen, Ilex, Ahorn. Die gewöhnen sich von klein auf an das veränderte Klima.“ Bäume seien wandlungsfähig. Nur brauche die Anpassung eben Zeit. „Der Baum, der rechnet nicht in fünf oder zehn Jahren. So ein Baum hat eine Lebensspanne von bis zu 1000 Jahren.“
Während kranke Straßenbäume aus verkehrssicherheitstechnischen Gründen ersetzt werden müssen, lassen Nübold und seine Kollegen das Totholz im Wald häufig auch liegen. „Was im Straßenbaubereich ein Problem ist, kann im Wald ja auch sehr nützlich sein. So lockt Totholz etwa Insekten an.“
Wo Specht und Dachs sich Gute Nacht sagen
Sein Lieblingswald auf dem Campus? Der Naherholungswald hinter dem Zentrum für Klinische Forschung. „Dort gibt es die größte Biodiversität. Wir haben da Spechte beobachtet, es gibt Hornissen und Wespen. Selbst einen Dachsbau haben wir dort mal entdeckt.“ Umso mehr ärgert Nübold sich, wenn er während seiner Streifzüge durch den Wald auf Verschmutzungen, Müll oder auch unangeleinte Hunde trifft. „Wir sollten der Natur ihren Raum lassen. Manche Menschen sind sehr uneinsichtig.“
Gemeinsam Lösungen finden
Für seinen Job ist es unabdingbar, dass Nübold mit unterschiedlichen RUB-internen und RUB-externen Einrichtungen und Gewerken zusammenarbeitet, etwa dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb, dem Forstamt, der Stadtreinigung oder dem Botanischen Garten. Mit letzterem fühlt sich Nübold besonders eng verbunden. Hier hat er als Freilandgärtner gearbeitet, bevor er den Job im Bau-Dezernat annahm. „Das Team Campusgrün ist für die Grünflächen auf dem Campus zuständig. Wir haben viele Schnittstellen und arbeiten eng zusammen.“
Zum Erscheinen des Textes hat es schon Schnee gegeben. Auch der Winterdienst fällt in Nübolds Aufgabenbereich. Während das Team also draußen die Straßen kontrolliert und unsere Sicherheit gewährleistet, kommen wir im Warmen unter. Wir sagen Danke.