
Begleitstudie Wie der Raum der Stille genutzt wird
Studierende sind die häufigsten Gäste im Raum der Stille. Viele kommen selten, manche häufiger, auch für Gebete. Das zeigt eine Studie über die Nutzung des Raums.
Seit Mitte Oktober 2022 lädt der Raum der Stille im Mensagebäude dazu ein, im Alltag einen Augenblick der Ruhe oder des Gebets zu genießen. Die Einträge ins Gästebuch lassen vermuten, dass sich die Gäste hier wohlfühlen. Wie viele Menschen kommen aber eigentlich? Was machen sie im Raum der Stille? Diese und weitere Fragen klärt eine Begleitstudie auf, die unter Leitung von Dr. Martin Radermacher vom Centrum für religionswissenschaftliche Studien (CERES) entstanden ist.
Um die Mittagszeit ist am meisten los
Beobachtungen, Interviews und eine Onlinebefragung wurden dafür durchgeführt. Ergebnisse: Durchschnittlich 49 Personen besuchen den Raum der Stille am Tag. Um die Mittagszeit zwischen 13 und 15 Uhr ist am meisten los. Die allermeisten (85 Prozent) Gäste sind Studierende. Das Durchschnittsalter der Besucher*innen ist jung, die meisten sind ihren 20ern oder 30ern, nur 12 Prozent sind 40 Jahre oder älter. Fast drei Viertel der Gäste sind weiblich. 41 Prozent bekennen sich zum christlichen Glauben, 29 Prozent sind Muslime. Aber auch Menschen, die nicht an Gott glauben, suchen den Raum auf (etwa 25 Prozent).
Die meisten Gäste kommen, um zu beten oder Ruhe und Stille zu finden. Jede*r dritte Befragte besuchte den Raum auch aus Neugier. Über die Hälfte der Befragten kommt nur selten in den Raum der Stille. Etwas über ein Viertel der Befragten gab an, häufig zu kommen, darunter vor allem Menschen muslimischen Glaubens. Die meisten Befragten gaben an, sich im Raum der Stille wohlzufühlen und fanden den Gesamteindruck dort gut. Nur jede*r Fünfte gab an, sich durch die Anwesenheit anderer im Raum gestört zu fühlen.
Insgesamt herrscht Zufriedenheit
„Trotz einiger Konflikte, die teilweise angemerkt wurden, herrscht insgesamt Zufriedenheit und Dankbarkeit für den Raum der Stille“, fasst Martin Radermacher zusammen. „Als Anlässe für Konflikte oder Unzufriedenheit werden genannt: Lautes Gebet, Missbrauch für Propaganda, unzureichende Ausstattung für muslimische Gebetspraxis.“ Eine überwiegende Mehrheit der Befragten aus allen Weltanschauungen lehnt religiöse Symbolik im Raum jedoch ab. Der Raum der Stille ist kein Gebetsraum, soll also weltanschaulich neutral sein. Aber er soll den Nutzenden die individuelle und stille religiöse Praxis ermöglichen.
Die Gestaltung des Raumes wird grundsätzlich positiv bewertet. Einige wünschen sich eine Möglichkeit, den Raum zu unterteilen oder einen Sichtschutz aufzustellen. Dieser Wunsch wurde sowohl von Menschen muslimischen als auch christlichen Glaubens geäußert und ist inzwischen durch ein Paravent als Kompromisslösung beantwortet worden. Zum Zeitpunkt der Erhebung gab es diesen Sichtschutz noch nicht.