
Leitlinie Was gegen Stottern hilft
Wenn Kinder stottern, kommt es auf schnelle und kompetente Behandlung an. Was am besten hilft, haben Experten in einer neuen Leitlinie festgelegt.
800.000 Menschen in Deutschland leiden unter Stottern oder Poltern: Sie können Sätze nicht flüssig und geordnet sprechen und sind dadurch von sozialer Ausgrenzung bedroht. Bekommen sie früh die richtige Behandlung, haben sie gute Heilungschancen.
Um Betroffenen rechtzeitig kompetente Hilfe zu bieten, haben Experten unter Federführung von Prof. Dr. Katrin Neumann von der Universitätsklinik im St.-Elisabeth-Hospital eine neue Leitlinie entwickelt.
Nicht länger als ein Jahr warten
„In drei Vierteln aller Fälle liegt Stottern bereits im Kindergartenalter vor“, betont Katrin Neumann. „Bleibt es über das vorpubertäre Alter hinaus bestehen, verringern sich die Möglichkeiten einer kompletten Beseitigung drastisch.“
Sie rät Eltern und Erziehern dazu, wachsam zu sein und genau hinzuhören. Auch wenn sich bei Kindern das Stottern in den meisten Fällen von selbst wieder gibt, sollten Eltern nicht länger als ein Jahr warten, bis sie professionelle Hilfe suchen.
Stottern ist erblich bedingt
Die neue Leitlinie räumt mit einigen in Deutschland noch immer verbreiteten Ansichten auf – etwa, dass Stottern psychische Ursachen habe oder durch familiäre Spracherfahrungen hervorgerufen werde. Die Experten sind sich einig, dass Stottern zum größten Teil erblich bedingt ist und mit Struktur- und Funktionsveränderungen im Gehirn einhergeht.
„Das in der Kindheit ohne erkennbare Ursachen entstehende Stottern muss daher als eine neurogene Erkrankung aufgefasst werden“, sagt Neumann.
Die Leitlinie richtet sich an Ärzte, Sprachtherapeuten und Psychologen, aber auch an die Patienten mit ihren Angehörigen.
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