Ludger Jansen und sein Team haben den Ontologie-Wettbewerb gewonnen.
© RUB, Marquard

Interview Gott ist noch lange nicht draußen

Der Philosoph Ludger Jansen arbeitet mit Medizin- und Bioinformatikern zusammen an der computerbasierten Beschreibung des Wissens über die Welt.

Um die vielen in der Forschung anfallenden Daten und altes und neues Wissen miteinander verbinden zu können, brauchen Wissenschaftler eine einheitliche digitale Repräsentation dieses Wissens: eine sogenannte Ontologie. Sie macht die Informationen für Computer handhabbar. Das Wissen dafür in einfachen Worten und eindeutigen Relationen zu beschreiben, ist Inhalt der Forschungsarbeit von Privatdozent Dr. Ludger Jansen.

Die Verbindung von Philosophie und Computer liegt nicht gleich auf der Hand. War es von Anfang an Ihr Plan, sich auf diesem Gebiet zu engagieren?
Bei meinem Studienbeginn gab es dieses Feld noch gar nicht. Ich habe über die Ontologie des Aristoteles promoviert. Als es dann zur Zusammenarbeit mit Medizininformatikern kam, habe ich mich überraschend gut vorbereitet gefühlt. Die Probleme der Beschreibung der Welt sind im Anwendungsfall oft dieselben, die schon Platon und Aristoteles umgetrieben haben.

Manchmal haben die Leute auch Platon und Aristoteles einfach nicht richtig gelesen.

Wenn das so ist, haben Sie dann nicht den Eindruck, dass die Menschheit seit Tausenden von Jahren nicht mehr weiterkommt mit diesen Problemen?
Die Menschheit ist weitergekommen: Man weiß heute viel mehr über die biologische Welt. Aber ihre grundlegende Beschreibung wirft immer wieder dieselben Fragen auf. Manchmal haben die Leute auch Platon und Aristoteles einfach nicht richtig gelesen. Das gehört ja auch nicht zur Grundausbildung für Medizin- und Bioinformatiker. Daher ist die Zusammenarbeit mit der Philosophie sehr sinnvoll.

Sie arbeiten in der Katholisch-Theologischen Fakultät. Wo bleibt Gott in der Beschreibung der biologischen Zusammenhänge als Produkt der Evolution?
Bei der Deutung der Biologie ist Gott noch lange nicht draußen. Vielleicht ist er ein geschickter Schöpfer, der Zufall und Evolution als Instrumente nutzt.

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Unveröffentlicht

Von

Meike Drießen

Dieser Artikel ist am 2. November 2016 in Rubin 2/2016 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

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