
Projektabschluss Gesund alt werden in Europa
Deutschland steht in den Statistiken, die ein neues EU-Projekt erhoben hat, nicht gut da.
Der demografische Wandel schreitet in Europa schnell voran. In welchen Ländern sich dadurch besonders große Probleme ergeben und welche Chancen und Risiken die Veränderungen mit sich bringen, hat ein internationales Team unter Beteiligung der RUB untersucht.
Die EU förderte das 2017 beendete Projekt Mopact, kurz für „Mobilising the potential of active ageing in Europe“, im Rahmen des Horizon-2020-Programms. Der Bochumer Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Arbeit und Wirtschaft von Prof. Dr. Rolf Heinze war beteiligt.
Deutschland unter den Schlusslichtern
In den nächsten 50 Jahren wird sich die Zahl der Menschen über 65 verdoppeln, die Zahl der 80-Jährigen sogar verdreifachen. Die Lebenserwartung in der Europäischen Union ist gestiegen. Allerdings – so fand das Mopact-Team heraus – heißt das nicht, dass die Leute deswegen mehr Lebensjahre in Gesundheit verbringen. Durchschnittlich 20 Prozent ihrer Lebensspanne leiden Europäerinnen und Europäer unter gesundheitlichen Problemen. Die Anzahl der ungesunden Lebensjahre ist dabei in drei EU-Ländern besonders hoch: in der Slowakei, in Portugal und in Deutschland.
Aber es gibt auch gute Nachrichten. Nur 20 bis 25 Prozent der gesunden Lebenserwartung ist genetisch bestimmt. Das Fazit des Projektteams: Menschen müssten mehr dazu motiviert werden, sich körperlich zu betätigen und gesund zu ernähren. Dann könnte molekularen und zellulären Schäden, die sich im Lauf des Alterns anhäufen, vorgebeugt werden – zumindest würde dieser Prozess verlangsamt.
Buchveröffentlichung geplant
Im Hinblick auf die Langzeitpflege von kranken Menschen fand das Mopact-Team große Unterschiede in der EU. Während die nordischen Staaten gut abschnitten, sahen die Forscherinnen und Forscher in den zentral- und osteuropäischen Ländern Verbesserungsbedarf, unter anderem im Hinblick auf die Berufsausbildung oder eine Erweiterung der Serviceangebote.
Das Mopact-Team zeigt auch Wege auf, wie Menschen länger erwerbstätig bleiben können und wie älteren Menschen eine stärkere politische Teilhabe ermöglicht werden kann. Die Ergebnisse sollen im Lauf des Jahres 2017 unter anderem als Buch erscheinen.