Weltrisikobericht 2020 Corona-Pandemie erhöht Risiken für Geflüchtete
Ein extremes Naturereignis wie ein Erdbeben, eine Dürre, ein Sturm, könnte zur humanitären Katastrophe werden.
Mangelhafte Hygienebedingungen und Infektionsschutzmaßnahmen in überfüllten Geflüchtetencamps, Grenzschließungen, die Beeinträchtigung von Hilfs- und Selbstversorgungsstrukturen: Die Corona-Pandemie verschärft die ohnehin prekären Verhältnisse, in denen viele der derzeit fast 80 Millionen Geflüchteten und Vertriebenen weltweit leben. Auch Wanderarbeiterinnen und -arbeiter sind von den Auswirkungen der Pandemie besonders betroffen.
Im Fall eines extremen Naturereignisses sind sie daher besonders verwundbar. Folglich besteht ein erhöhtes Risiko, dass ein solches Ereignis zur humanitären Katastrophe wird. Die besondere Verwundbarkeit von Geflüchteten und Migrierenden ist ein zentrales Ergebnis des Weltrisikoberichts 2020 mit dem Fokus „Flucht und Migration“. Er wurde am 15. September 2020 von „Bündnis Entwicklung Hilft" und dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht, kurz IFHV, der RUB veröffentlicht.
Wo das Katastrophenrisiko am größten ist
Der Weltrisikobericht enthält als zentrales Element den Weltrisikoindex 2020, der für 181 Länder das Risiko angibt, dass dort ein extremes Naturereignis zu einer Katastrophe führt. Seit 2018 wird der Index vom IFHV berechnet. Die drei Länder mit dem höchsten Katastrophenrisiko sind die tropischen Inselstaaten Vanuatu, Tonga und Dominica. Für Dominica konnte das Risiko erstmals berechnet werden. Insgesamt befinden sich die Hotspot-Regionen des Katastrophenrisikos in Ozeanien, Südostasien, Mittelamerika sowie in West- und Zentralafrika. Deutschland liegt mit einem sehr geringen Katastrophenrisiko auf Rang 162.
Schlechte Vorbereitung vergrößert das Risiko
„Für Dürren oder Wirbelstürme wie auch für neu auftretende Viruserkrankungen gilt gleichermaßen: Naturgefahren lösen dann eine Katastrophe aus, wenn Gesellschaften unzureichend darauf vorbereitet sind“, sagt Dr. Katrin Radtke, wissenschaftliche Leiterin des Berichts. Daher werden in der Berechnung des Weltrisikoindex die Gefährdung durch extreme Naturereignisse und die gesellschaftliche Verwundbarkeit miteinander kombiniert. Als extreme Naturereignisse berücksichtigt der Weltrisikoindex Erdbeben, Stürme, Dürren, Überschwemmungen und den Meeresspiegelanstieg.