Im Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der RUB im Bochumer Fenster werden allein jedes Jahr über 3.000 Patientinnen und Patienten behandelt.
© RUB, Nelle

Psychologie RUB ist Standort des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit

Bochum hat sich erfolgreich im bundesweiten Wettbewerb für das neue nationale Zentrum für die Spitzenforschung zur Verbesserung der psychischen Gesundheit durchgesetzt.

Psychische Störungen betreffen in Deutschland mehr als ein Drittel aller Menschen im Laufe ihres Lebens. Um sie verstehen, vermeiden oder erfolgreich behandeln zu können, muss der Blick auf Lebensspannen und Lebenswelten gerichtet werden. Mit dieser Überzeugung ist „LIFE TBT“ angetreten: Der Verbund, der von Prof. Dr. Silvia Schneider vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der RUB koordiniert wird, ist ein Standort des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit. Das Zentrum aus insgesamt sechs Standorten ist auf Dauer angelegt und soll mit 30 Millionen Euro jährlich von Bund und Ländern gefördert werden. „Der Bochumer Erfolg ist nicht nur für die Ruhr-Universität mit ihrer langen Tradition in der Psychologie ein enormer Erfolg und ein Ausweis der Exzellenz, sondern auch ein weiterer Meilenstein für die Wissensmetropole Ruhrgebiet“, so Prof. Dr. Axel Schölmerich, Rektor der RUB.

Psychische Störungen beginnen in Kindheit und Jugend

„Psychische Erkrankungen beginnen nicht plötzlich im Erwachsenenalter als sei vorher nichts geschehen“, spitzt Silvia Schneider zu: „Vielmehr beginnen sie im Kindes- und Jugendalter.“ Darum richten die Bochumer Psychologinnen und Psychologen den Blick gezielt auf die Entwicklung von psychischer Gesundheit und psychischer Störungen, und zwar ab der Geburt. Ziel ist es, psychische Störungen nicht erst zu behandeln, wenn sie sich schon manifestiert haben und die Betroffenen darunter leiden, sondern früh präventiv gegenzusteuern und die Entwicklung solcher Erkrankungen zu verhindern.

Führender Standort der Psychotherapie

Der Name des Bochumer Verbundes, LIFE TBT, steht für die gezielte Integration von Labor-, Interventions-, Feld- und Umweltforschung (engl. Environment) mit systematischer Übersetzung in die Praxis (engl. Translation-Backtranslation). Der Verbund setzt eine lange Tradition der Psychologie in Bochum fort: So gab es hier die erste Psychotherapieambulanz an einem psychologischen Institut, den ersten postgradualen Psychotherapiestudiengang und den ersten Masterstudiengang in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Am Bochumer Verbund beteiligt sind unter anderem Expertinnen und Experten für Gesundheit und Entwicklung, Kognitive Neurowissenschaft, Neuropsychologie, Arbeitswissenschaft, Erziehung, Jugend und Familie sowie Cybersecurity.

„Darüber hinaus ist es ganz wichtig, die Lebenswelten der Menschen mit in den Blick zu nehmen“, so Schneider. Dazu gehören die Familie, die Schule, die Arbeit. „Das Ruhrgebiet ist als Standort bestens geeignet, weil hier auf engem Raum sehr viele Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund leben, und weil es hier einzigartige Institutionen gibt, die sich mit psychischer Gesundheit befassen“, sagt Silvia Schneider. Die Fakultät für Psychologie gehört zu den stärksten in Deutschland. Im Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der RUB werden allein jedes Jahr über 3.000 Patientinnen und Patienten mit wissenschaftlich fundierten Methoden behandelt. Als Partner hat das Bochumer Team führende nationale Institutionen und Experten gewonnen. Das Team um Prof. Dr. Hanna Christiansen von der Philipps-Universität Marburg vertritt den Bereich Aufmerksamkeits- und Hyperaktitivitätsstörung, und die national führenden Institutionen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, das Deutsche Jugendinstitut, die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung Dortmund stehen für eine evidenzbasierte Gesundheitskommunikation und den Zugang zu den Lebenswelten Familie, Schule und Arbeit.

Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung

Die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung bündeln Kompetenzen rund um bedeutende Volkskrankheiten und richten sie auf gemeinsame Ziele aus. Sie führen die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eines Forschungsbereiches in Deutschland zusammen – von der Grundlagenforschung über die klinische Forschung bis hin zur Präventions- und Versorgungsforschung. Die enge Vernetzung und der damit verbundene Ausbau vorhandener Forschungsstrukturen ermöglichen eine schnellere Überführung in die Praxis. Als langfristig angelegte, gleichberechtigte Partnerschaften von Hochschulen, Universitätskliniken und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie Ressortforschungseinrichtungen bieten die Deutschen Zentren hierfür wesentliche Voraussetzungen.

Veröffentlicht

Mittwoch
10. März 2021
11:46 Uhr

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