Antisemitismusforschung Polizei und Lehrkräfte gegen Antisemitismus professionalisieren
Staatsbedienstete sollen Antisemitismus entgegenwirken, werden darauf aber bisher kaum ausreichend vorbereitet. Ein neuer Forschungsverbund befasst sich nun mit dieser Thematik.
Über welches Wissen sollten künftige Staatsbedienstete im Schul- und Polizeidienst verfügen, um Antisemitismus in ihrem Arbeitsumfeld aktiv entgegenwirken zu können? Und wie kann ihr Wissensstand zum Thema, mit dem auch individuelle Einstellungen verbunden sind, erhoben und gemessen werden? Welche Art von Argumentationstraining kann dazu beitragen, die notwendigen Fähigkeiten der Zielgruppe schon während der Ausbildung zu professionalisieren? Diesen Fragen widmet sich das interdisziplinäre Team des Forschungsverbundes EMPATHIA³ unter Leitung von Prof. Dr. Nicola Brauch, Geschichtsdidaktikerin an der RUB. Als eines von zehn bundesweiten Vorhaben wird er vom Bundesforschungsministerium in der Förderline „Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus“ für vier Jahre gefördert. Anfang Oktober 2021 beginnt der Verbund seine Forschungsarbeit.
Antisemitismus erkennen
Antisemitismus ist in der Schule und in der Öffentlichkeit ein verbreitetes Phänomen. Staatsbediensteten wie Lehrkräften und der Polizei kommt die Aufgabe zu, bei Antisemitismus zu intervenieren. Aber um Beweggründe und Ziele von Taten überhaupt als antisemitisch deuten zu können, benötigen diese Berufsgruppen thematisches Wissen: Welche Argumentationsmuster werden zur Untermauerung von antisemitischen Positionen benutzt? Welche Verbindungen weisen beispielsweise Pandemie-Verschwörungsmythen zum Antisemitismus auf? Welche Emoji-Symbole werden in jüngster Zeit antisemitisch benutzt? Es gilt daher, künftige Staatsbedienstete bestmöglich auf den Kontakt mit den verschiedenen Formen des Antisemitismus vorzubereiten.
Hier setzt das Projekt „Empowering Police Officers and Teachers in Arguing Against Antisemitism“ (EMPATHIA³) an: Das Team entwickelt, implementiert und evaluiert ein Kerncurriculum für die Ausbildung künftiger Polizist*innen und Lehrer*innen, damit diese präventiv und repressiv Antisemitismus begegnen können. Dazu werden im Rahmen eines psychometrisch abgesicherten digitalen Large-Scale-Tests zuerst die Einstellungen und das Wissen zu den Themen Antisemitismus und jüdisches Leben von den Zielgruppen erfasst. So kann das Curriculum besser zugeschnitten werden. Darüber hinaus lernen die Polizei- und Lehrkräfte, wie sie bei Antisemitismus angemessen intervenieren.