Geparden mutierten, um schneller zu werden? So eine Formulierung sollte Lehrkräfte hellhörig machen.
© Tim Hartelt

Bildungsforschung Biolehrkräfte erkennen falsche Vorstellungen oft nicht

Was treibt die Evolution an? Viele Schülerinnen und Schüler haben davon falsche Konzepte.

Zufällige Veränderungen, die einen Überlebensvorteil bedeuten – das Prinzip der Evolution steht nicht in Einklang mit unserer Intuition und unseren Erfahrungen. Lehrkräfte im Biologieunterricht sehen sich deswegen oft mit falschen Vorstellungen bei Schülerinnen und Schülern konfrontiert. Nur rund die Hälfte von ihnen erkennt sie richtig und kann gezielt gegensteuern. Das hat eine Umfrage unter 182 angehenden und praktizierenden Lehrkräften ergeben, die Tim Hartelt während seiner Masterarbeit bei Dr. Nina Minkley durchgeführt hat. Die Forschenden aus der Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie der RUB plädieren für spezielle Trainings für Lehrerinnen und Lehrer. Die Studie ist am 3. Februar 2022 in der Zeitschrift „Science Education“ erschienen.

Von Zielgerichtetheit bis Vermenschlichung

„Geparden sind immer schneller geworden, weil sie gemerkt haben, dass es notwendig ist“ – bei dieser Aussage sollten Lehrerinnen und Lehrer hellhörig werden, wenn es um die Vermittlung der Prinzipien der Evolution geht. Viele Schülerinnen und Schüler bringen unzutreffende Vorstellungen mit. Sie verkennen das Prinzip von zufälligen Variationen, die einen Überlebensvorteil darstellen, und unterstellen stattdessen eine Zielrichtung evolutionärer Prozesse, unveränderliche Wesenszüge einer Art, die Vererbung nützlicher Eigenschaften oder vermenschlichen die Organismen, indem sie ein bewusstes Agieren annehmen.

Um herauszufinden, wie gut Biologielehrerinnen und -lehrer darin sind, solche falschen Auffassungen zu identifizieren und zu adressieren, führte Tim Hartelt im Frühjahr 2020 eine Onlineumfrage durch. 182 Lehramtsstudierende, angehende Lehrkräfte im Referendariat und Lehrerinnen und Lehrer im Beruf nahmen daran teil.

Lehrerfahrung hilft

„In der Studie haben wir nachweisen können, dass die Fähigkeit, falsche Vorstellungen zu diagnostizieren und angemessen damit umzugehen, je nach Ausbildungsstand unterschiedlich gut ausgeprägt ist“, berichtet Nina Minkley. Teilnehmende ohne Lehrerfahrung in dem Thema erkannten rund die Hälfte der falschen Konzepte korrekt. Erfahrene Lehrkräfte erkannten rund 60 Prozent, was dafür spricht, dass Erfahrung dabei hilft, diese komplexe Aufgabe zu meistern. „Überrascht hat uns, dass viele der Teilnehmenden die falschen Vorstellungen gar nicht erkennen“, so Nina Minkley. „Zudem würden weniger als die Hälfte aus lerntheoretischer Sicht sinnvoll auf die falschen Vorstellungen reagieren, was zur Verfestigung der falschen Vorstellungen oder gar zu neuen Fehlvorstellungen führen kann.“

Veröffentlicht

Freitag
04. Februar 2022
09:37 Uhr

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