Viktoria Däschlein-Gessner wird erforschen, wie man Carbanionen zähmen kann. © RUB, Marquard

Chemie ERC Consolidator Grant für Viktoria Däschlein-Gessner

Carbanionen sind hoch reaktive Reagenzien. Durch geschicktes Moleküldesign lassen sie sich stabilisieren. Das eröffnet neue Anwendungsgebiete.

Negativ geladene Kohlenstoffverbindungen, sogenannte Carbanionen, sind in der Regel hoch reaktive Verbindungen, die zum Teil sehr heftig mit Luft und Feuchtigkeit reagieren und daher Schutzvorkehrungen für ihre Handhabung benötigen. Aufgrund ihrer hohen Ladung besitzen sie jedoch auch besondere Eigenschaften und Reaktivitäten. Das macht sie zu attraktiven, hoch wirksamen Reagenzien. Sie zu stabilisieren, um ihre Eigenschaften kontrolliert untersuchen und ihre Reaktionsweisen steuern zu können, plant Prof. Dr. Viktoria Däschlein-Gessner. Die Inhaberin des Lehrstuhls für Anorganische Chemie der Ruhr-Universität Bochum wird dabei vom Europäischen Forschungsrat im Rahmen eines Consolidator Grant mit 2 Millionen Euro gefördert.

Zur Person

Viktoria Däschlein-Gessner, geboren 1982, studierte Chemie in Marburg und Würzburg. 2009 schloss sie ihre Dissertation an der Technischen Universität Dortmund ab. Im Anschluss arbeitete sie als Post-Doc in Dortmund, Berkeley und Würzburg. 2012 übernahm sie die Leitung einer Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe. Nach ihrer Habilitation im Jahr 2015 wurde sie 2016 als Professorin für Anorganische Chemie an die Ruhr-Universität Bochum berufen. Hier ist sie Mitglied des Exzellenzcluster Ruhr Explores Solvation RESOLV. 2016 bis 2022 wurde sie bereits mit einem ERC Starting Grant gefördert.

Carbanionen maßschneidern

Carbanionen werden vielfach im industriellen Maßstab in der organischen Synthese eingesetzt. „Aufgrund ihrer intrinsischen Reaktivität werden sie dabei in der Regel nur als Zwischenschritt hergestellt und kaum als isolierte Substanzen eingesetzt“, erklärt Viktoria Däschlein-Gessner. „Durch geschicktes Moleküldesign lassen sich jedoch auch Carbanionen stabilisieren“, ist sie sicher.

In ihrem Forschungsprojekt möchte sie carbanionische Verbindungen maßschneidern und so ihre Stabilität gezielt einstellen, um neue Anwendungsfelder zu eröffnen. Derartige Strategien hat ihre Gruppe bereits im Rahmen eines ERC Starting Grants erfolgreich auf andere Substanzklassen angewandt und so zahlreiche, auch unerwartete Innovationen in der Molekülchemie hervorgebracht.

Katalysatoren und Superbasen

„Nun soll dieser Ansatz einen Perspektivwechsel in der Carbanionenchemie bewirken und damit reaktive Reagenzien zu breit anwendbaren Bausteinen und funktionellen Gruppen umgestalten“, so Viktoria Däschlein-Gessner. Unterstützt durch computergestützte Studien will sie so die anionische Natur und den Elektronenreichtum von Carbanionen systematisch ausnutzen, um Eigenschaften und Reaktivitäten zu erreichen, die mit herkömmlichen Strategien nicht zugänglich sind. Dies soll in unterschiedlichen Forschungsrichtungen eingesetzt werden. Ziel ist es, auf diese Weise etwa neue, hoch effiziente Katalysatoren zu entwickeln, die auf breit verfügbaren Elementen basieren. Die Forschenden wollen aber auch Superbasen für die Bindung von CO2 oder elektronisch schaltbare Materialien entwickeln.

Veröffentlicht

Dienstag
31. Januar 2023
12:04 Uhr

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