In der Verwaltung treten Staat und Bürger miteinander in Kontakt. Spiegelt sich die Diversität der Bürgerinnen und Bürger beim Personal wider? © RUB, Marquard

UA-Ruhr-Projekt Diversität in der Kommunalverwaltung

Wie divers sind die Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung? Ein Forschungsprojekt ermittelt das.

Gemeinsam mit Forschenden der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Duisburg-Essen erforschen Prof. Dr. Alexander Unser und Janine Kuropka vom Institut für Katholische Theologie der Technischen Universität Dortmund, wie divers die Beschäftigtenstrukturen in der öffentlichen Verwaltung sind und wie sie sich auf Interaktionen zwischen Staat und Bürger*innen auswirken. Die Hans-Böckler-Stiftung unterstützt das interdisziplinäre Projekt „DivKom – Diversität in Kommunalverwaltungen: Empirische Bestandsaufnahme und Analyse des Einflusses von Diversität auf die Staat-Bürger:innen-Interaktion“ an den drei Hochschulen der Universitätsallianz (UA) Ruhr für zwei Jahre mit rund 306.000 Euro.

Bei der politischen Förderung einer inklusiveren Gesellschaft kommt der öffentlichen Verwaltung in Deutschland eine besondere Rolle zu: Mit etwa fünf Millionen Beschäftigten ist sie nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber, sondern sie ist als Teil der Administrative auch für Dienstleistungen gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern sowie das praktische Umsetzen politischer Ziele verantwortlich. Dies betrifft insbesondere die kommunale Ebene: Ein Großteil politischer Maßnahmen wird dezentral durch kommunale Ämter umgesetzt, weshalb unmittelbare Interaktionen zwischen Staat und Bürgern hauptsächlich hier zu beobachten sind.

Im Gegensatz zu anderen Staaten gibt es in Deutschland allerdings bisher nur wenige Studien über die Diversität in der öffentlichen Verwaltung. Zudem haben sich vorangegangene Studien häufig auf einzelne Diversitätsaspekte beschränkt. Das interdisziplinäre Team aus Forschenden der Universitätsallianz Ruhr hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Repräsentation von Vielfalt in deutschen Kommunalverwaltungen systematisch und mehrdimensional zu erfassen.

Neues Messinstrument

„Unser Ziel ist es, herauszufinden, inwiefern sich die Vielfalt in unserer Gesellschaft auch in der öffentlichen Verwaltung widerspiegelt. Eine diverse Verwaltung trägt maßgeblich zur gesellschaftlichen Teilhabe bei, indem sie die Bedürfnisse und Perspektiven aller Bürgerinnen und Bürger besser berücksichtigt“, sagt Alexander Unser, Professor für Katholische Theologie mit dem Schwerpunkt Religionsdidaktik der Technischen Universität Dortmund. Er leitet das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Nicolai Dose, Professor für Politikwissenschaft und Verwaltungswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen, und Prof. Dr. Jörg Bogumil, Professor für öffentliche Verwaltung, Stadt- und Regionalpolitik an der Ruhr-Universität Bochum.

Um die verschiedenen Diversitätsdimensionen des Verwaltungspersonals zu erforschen, haben die Projektbeteiligten eine neue Erhebung entwickelt. Janine Kuropka, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Katholische Theologie, erklärt: „Bei der Betrachtung von Phänomenen wie Repräsentation, Ungleichheit oder Diskriminierung stützen wir uns im Projekt auf ein intersektionales Verständnis. In unserem Forschungsdesign berücksichtigen wir also, dass dabei verschiedene Diversitätsaspekte, wie beispielsweise Geschlecht, Nationalität, Religionszugehörigkeit oder Behinderungen, gleichzeitig oder überlappend wirken können.“

Einfluss auf bürgernahes Handeln

Im Projekt DivKom wird das Forschungsteam außerdem untersuchen, wie sich Vielfalt und diversitätsbezogene Einstellungen kommunaler Beschäftigter auf das Handeln gegenüber Bürgern und Bürgerinnen auswirken. Dabei betrachtetet das Projekt sowohl den Einfluss passiver Repräsentation durch diversitätsbezogene Einstellungen als auch aktiver Repräsentation durch eine diverse Belegschaft und inklusive Beschäftigungsstrukturen. Alexander Unser sagt: „Aufbauend auf den Studienergebnissen und dem entwickelten Messinstrument könnten zukünftig beispielsweise neue didaktische Konzepte für Diversitätskompetenzen in der Verwaltung entwickelt und auf ihre Wirksamkeit überprüft werden.“

Die Universitätsallianz Ruhr

Seit 2007 arbeiten die drei Ruhrgebietsuniversitäten unter dem Dach der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr) strategisch eng zusammen. Durch Bündelung der Kräfte werden die Leistungen der Partneruniversitäten systematisch ausgebaut. Unter dem Motto „gemeinsam besser“ gibt es inzwischen über 100 Kooperationen in Forschung, Lehre und Verwaltung. Mit mehr als 120.000 Studierenden und nahezu 1.300 Professorinnen und Professoren gehört die UA Ruhr zu den größten und leistungsstärksten Wissenschaftsstandorten Deutschlands.

Veröffentlicht

Mittwoch
24. Juli 2024
12:50 Uhr

Von

UA Ruhr

Teilen