Prof. Dr. Isolde Karle ist an der RUB Prorektorin für Diversität, Inklusion und Talententwicklung.
© RUB, Kramer

Interview

Die Ruhr-Universität verabschiedet ihre Diversitätsstrategie

Warum braucht die RUB eine solche Strategie? Was steht drin? Das verrät Prorektorin Isolde Karle im Interview. 

Am 10. Juli 2025 wurde im Senat die Diversitätsstrategie der RUB verabschiedet. Prorektorin Isolde Karle erklärt, was es damit auf sich hat.

Frau Prof. Karle, warum braucht die RUB eine Diversitätsstrategie?
Die RUB braucht eine Diversitätsstrategie, um in ihrem Engagement in Sachen Diversität systematisch, zielgerichtet und reflektiert vorzugehen. Anstatt punktuelle Maßnahmen ohne Weitsicht zu entwickeln, verfolgt die Universität mit der Diversitätsstrategie einen kohärenten, selbstkritischen und nachhaltigen Ansatz. Es geht darum, die eigenen Aktivitäten zu reflektieren und zu evaluieren, konkrete Ziele zu formulieren und einen verbindlichen Fahrplan zu entwickeln, der Orientierung gibt und Fortschritte (oder auch Rückschritte) sichtbar macht. Diversität, Gleichstellung, Inklusion und Antidiskriminierung werden in der Strategie nicht als Randthemen der Universität betrachtet, sondern strukturell in allen Bereichen der Universität verankert, von der Lehre und Forschung bis hin zur Verwaltung und der Hochschulleitung. 

Die ganzheitliche Perspektive stärkt das Verständnis von Diversität als Querschnittsthema.

Welche überraschenden Aspekte von Vielfalt werden in der neuen Strategie besonders betont?
Die Strategie geht über gängige Dimensionen wie Geschlecht oder Herkunft hinaus und lenkt den Blick bewusst auf alle schützenswerten Kategorien, wie sie auch unsere Antidiskriminierungsrichtlinie nennt. Dazu gehören First Generation Students, People of Color, Menschen mit internationaler Familiengeschichte, Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Behinderungen; auch an neurodiverse Lebensrealitäten sowie Sorgeverantwortung ist zu denken – verstanden nicht nur als organisatorische, sondern auch als kulturelle Aufgabe. 

Überdies sind Themen wie religiöse Vielfalt, der Schutz queerer Rechte, der Abbau struktureller Diskriminierung, Maßnahmen gegen antimuslimischen Rassismus und Antisemitismus sowie die Unterstützung gefährdeter Wissenschaftler*innen zentrale Bestandteile der Strategie. Diese ganzheitliche Perspektive stärkt das Verständnis von Diversität als Querschnittsthema, das alle Handlungsfelder der Universität umgreift.

Stellen Sie sich vor, wir blicken fünf Jahre in die Zukunft: Was wünschen Sie sich, was dann an unserer Universität anders ist?
Ein tiefgreifender Strukturwandel ist in fünf Jahren sicherlich nicht zu erreichen, doch es sollte gelungen sein, eine Kultur zu etablieren, in der Diversität selbstverständlich gelebt wird und sich ein „sense of belonging“ universitätsweit durchgesetzt hat. Vielfalt wird als Bereicherung anerkannt und wertgeschätzt – und nicht mehr bekämpft, wie wir das gegenwärtig in teilweise beklemmender Weise erleben. Dies zeigt sich in einer offenen, diskriminierungsarmen Hochschulkultur, in der alle Angehörigen der Universität gleiche Chancen auf Teilhabe haben und ihre Talente frei und in einer sicheren Umgebung entwickeln können. 

Die RUB sollte bis dahin ihre Diversitätskompetenz in der Lehre systematisch ausgebaut und Barrieren abgebaut haben sowie die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Sorgearbeit signifikant verbessert haben. Dass marginalisierte Gruppen gezielt unterstützt werden, sollte bis dahin eine Selbstverständlichkeit sein. Ein kontinuierliches Diversity Monitoring mit Blick auf die Wissenschaftskarriere wird bis dahin nicht nur die Vielfalt an der RUB sichtbarer machen, sondern auch strukturelle Hürden identifizieren und gezielte Maßnahmen zur Förderung von Chancengerechtigkeit und Teilhabe etablieren.

Die Ruhr-Universität steht für Demokratie, Wissenschaftsfreiheit und ein respektvolles Miteinander ein.

Nicht zuletzt hoffe ich, dass wir bis in fünf Jahren die Forschung durch Diversität weiter verbessert haben – durch die Pluralität von Perspektiven in heterogen zusammengesetzten Forschungsverbünden, durch Gender- und Diversityforschung und durch innovative Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen. 

Die Ruhr-Universität steht dabei für Demokratie, Wissenschaftsfreiheit und ein respektvolles Miteinander ein und begegnet demokratiegefährdenden Tendenzen mit entschiedener Kritik und einem offenen Bekenntnis zu Vielfalt und Freiheit. 

Veröffentlicht

Montag
14. Juli 2025
08:55 Uhr

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