Demo auf dem Campus

Hinsehen mit kritischem Geist, Mut und Widerstand

Das war ein deutliches Zeichen gegen rechtsextreme Einschüchterungsversuche. Die Ruhr-Universität steht zusammen und sagt: nicht mit uns!

Rund 1.000 Teilnehmende sind dem kurzfristigen Aufruf der Hochschulleitung gefolgt und haben sich am 9. Juli 2025 um 12 Uhr mittags vor dem Gebäude GA eingefunden, um gemeinsam die bunte Flagge zu zeigen gegen Übergriffe auf Einrichtungen für Gleichstellung, Antidiskriminierung und Queer*Feminismus der jüngsten Vergangenheit. Rektor Prof. Dr. Martin Paul, Prorektorin für Diversität Prof. Dr. Isolde Karle und der AStA-Vorsitzende Henry Hermann freuten sich über so viel Zuspruch und die deutliche, nicht zu übersehende Solidaritätsbekundung auf dem Campus.

Die Angriffe, rechtsextremen Schmierereien und Straftaten bis hin zum Verbrennen der Pride Flag vor dem Gebäude GA verurteilten der Rektor und die Prorektorin als Frontalangriff auf uns alle, auf die Werte unserer Universität. Rektor Paul sagte: 

„Was wir tun können: 

  • Hinschauen statt Wegsehen: Melden Sie rassistische Schmierereien und Vorfälle. Unterstützen Sie Betroffene.
  • Zivilcourage zeigen: Sprechen Sie sich klar gegen diskriminierende Aussagen und Handlungen aus – im Alltag, im Hörsaal, auf Social Media.
  • Gemeinsam aktiv werden: Engagieren Sie sich in Initiativen, Arbeitskreisen oder Projekten, die Vielfalt und Demokratie fördern.
  • Solidarität leben: Stehen wir füreinander ein, unabhängig davon, wen es trifft. Jeder Angriff auf einen von uns ist ein Angriff auf uns alle.“ 

Er rief insbesondere dazu auf, zusammenzustehen „mit kritischem Geist, Mut und Widerstand.“

Prorektorin Karle kündigte an, dass eine hochschulweite Kampagne in Planung sei, um die RUB-Community auch längerfristig zu sensibilisieren und den Zusammenhalt zu stärken. „Wir müssen mit all unseren Möglichkeiten dagegenhalten – durch einen freien und streitbaren Diskurs in Lehre und Forschung, durch Zivilcourage und Haltung. Deshalb planen wir auch eine Hochschulkampagne für Freiheit und Vielfalt. Und deshalb werden wir ein Handlungskonzept gegen Populismus und rechte Einflussnahme an unserer Universität entwickeln.“

Die Statements des Rektors und der Prorektorin gibt es hier zum Nachlesen (es gilt das gesprochene Wort):

 Statement von Rektor Martin Paul

Liebe Studierende,  
liebe Mitarbeitende,  
liebe Freundinnen und Freunde unseres Campus,

heute stehen wir hier, weil unser Campus, unser gemeinsamer Raum für Lernen, Austausch und Respekt, Ziel rechtsextremer Attacken und Schmierereien geworden ist. Diese Angriffe richten sich nicht nur gegen einzelne Personen oder Gruppen – sie sind ein Angriff auf die Werte, die uns alle verbinden: Toleranz, Vielfalt und Demokratie.

Rechtsextreme Angriffe treffen oft besonders diejenigen, die ohnehin schon gesellschaftlich benachteiligt sind: Menschen aus der LGBTIQ+-Community, People of Color, Menschen mit Behinderung und andere Minderheiten. Sie werden gezielt zur Zielscheibe von Hass und Ausgrenzung. Das dürfen wir nicht hinnehmen. Unsere Solidarität gilt gerade denjenigen, die am meisten Unterstützung brauchen. Wir stehen gemeinsam an ihrer Seite und machen deutlich: Auf unserem Campus ist kein Platz für Diskriminierung – egal gegen wen sie sich richtet.

Gerade in diesen Zeiten zeigt sich, wie wichtig unsere Diversitätsstrategie und der Kodex für Freiheit und Vielfalt der Ruhr-Universität Bochum sind. Sie sind für uns nicht nur formale Leitlinien, sondern ein klares Bekenntnis zu einer offenen, respektvollen und vielfältigen Hochschulkultur. Sie geben uns Orientierung und sind unser gemeinsames Programm gegen jede Form von Ausgrenzung und Intoleranz. Sie verpflichten uns, aktiv für Freiheit, Gleichberechtigung und gegenseitigen Respekt einzutreten und machen deutlich, dass Vielfalt und Zusammenhalt die Basis unseres Miteinanders bilden.

Wir sagen heute und jeden Tag:  

Rechtsextreme Ideologien, Hetze und Gewalt haben auf unserem Campus keinen Platz. 
Wir stehen ein für eine offene, vielfältige und solidarische Gemeinschaft. Unsere Universität ist ein Ort, an dem Menschen unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder Weltanschauung respektiert werden.

Warum wir jetzt handeln müssen:

  • Schweigen wird von Extremisten als Zustimmung interpretiert: Wenn wir nicht widersprechen, geben wir den Feinden der Demokratie Raum.
  • Unsere Verantwortung: Jede und jeder von uns trägt Verantwortung dafür, dass unser Campus ein sicherer Ort bleibt.
  • Gemeinsinn stärken: Nur gemeinsam können wir verhindern, dass Hass und Intoleranz Fuß fassen.

Was wir tun können:

  • Hinschauen statt Wegsehen: Melden Sie rassistische Schmierereien und Vorfälle. Unterstützen Sie Betroffene.
  • Zivilcourage zeigen: Sprechen Sie sich klar gegen diskriminierende Aussagen und Handlungen aus – im Alltag, im Hörsaal, auf Social Media.
  • Gemeinsam aktiv werden: Engagieren Sie sich in Initiativen, Arbeitskreisen oder Projekten, die Vielfalt und Demokratie fördern.
  • Solidarität leben: Stehen wir füreinander ein, unabhängig davon, wen es trifft. Jeder Angriff auf einen von uns ist ein Angriff auf uns alle.

Unser gemeinsames Ziel:

Wir wollen einen Campus, auf dem sich alle sicher und willkommen fühlen. Einen Ort, an dem Vielfalt als Stärke gilt und gegenseitiger Respekt selbstverständlich ist. Lassen Sie uns gemeinsam zeigen, dass wir mehr sind als Hass und Ausgrenzung – dass wir zusammenstehen, wenn es darauf ankommt.

Ich rufe Sie und uns alle auf: 

Zeigen wir Haltung. Zeigen wir Mut. Zeigen wir Zivilcourage. 

Denn nur gemeinsam können wir unseren Campus schützen und zu einem Ort machen, auf den wir alle stolz sein können.

Vielen Dank.

Statement von Prorektorin Isolde Karle

Liebe Kommiliton*innen, liebe Kolleg*innen, liebe Freund*innen der Ruhr-Universität!

Diversity is our Strength – Vielfalt ist unsere Stärke. Das ist unser Credo, danach leben wir. Deshalb akzeptieren wir keinen Zentimeter rechtsextremer Raumnahme und Hetze auf unserem Campus. Wir verurteilen aufs schärfste die Angriffe auf das queer-feministische Archiv, auf die Büros der Anti-Diskriminierungs- und Gleichstellungsbeauftragten. Und wir verurteilen aufs Schärfste die rechtsradikalen Schmierereien und das Verbrennen von Pride-Flaggen in unseren Räumen. Das ist ein ungeheuerlicher und aggressiver Angriff auf uns alle.

Diese Übergriffe sind keine Kavaliersdelikte. Das ist ein Frontalangriff auf die Werte unserer Universität und unserer Verfassung. Rechtsextreme stellen unsere demokratische Ordnung in Frage, wollen queere Menschen einschüchtern, sie wollen uns alle einschüchtern und all jene diffamieren, die sich gegen Diskriminierung engagieren. Dem stellen wir uns gemeinsam und entschlossen entgegen. Nicht mit uns!

Die Hochschulleitung arbeitet eng mit Polizei und Staatsschutz zusammen, um die Täter zu überführen und den Schutz Betroffener zu gewährleisten. Parallel beleben wir das GA-Gebäude neu – konkrete Maßnahmen folgen in Kürze. Nicht alle Schritte können wir öffentlich machen, um Ermittlungen nicht zu gefährden; doch Sie können sicher sein: Wir lassen nicht zu, dass Rechtsextreme diesen Campus weiter verunsichern

Die Ruhr-Universität war und ist ein Ort der Reform, der Freiheit und der Vielfalt. Menschen aus aller Welt, eine starke vielfältige Community und engagierte Studierende prägen unseren Alltag. Alle sollen sich hier sicher und willkommen fühlen. Außer jenen, die das zerstören wollen. Die sollen sich hier nicht wohl fühlen. Darum brauchen wir Ihre Zivilcourage: Halten Sie die Augen offen, melden Sie Vorfälle, stehen Sie füreinander ein. Mir persönlich ist es ein Herzensanliegen, diesen Raum der Offenheit und der Vielfalt zu verteidigen. Wir sind viele, wir sind die Mehrheit. Gemeinsam werden wir die Feinde unserer offenen und pluralen Universitätsgemeinschaft zurückdrängen.

Aber, liebe alle, die ihr heute hier seid: Mit Aktionen und Maßnahmen gegen solch offensichtlich radikale Gruppen allein ist es nicht getan. Was vor uns liegt ist viel schwieriger und komplexer. Es geht ja nicht nur darum, Nazi-Schmierereien zu entfernen und Straftaten zur Anzeige zu bringen. Es geht darum, bei uns allen die schleichende Verschiebung dessen wahrzunehmen, was sagbar ist. Heute erleben wir, wie sich die Grenzen des Diskurses in totalitäre Ideologien verschieben, wie der Sinn von Rechtsstaatlichkeit in Nebensätzen angezweifelt wird, wie immer mehr Menschen behaupten, Wissenschaft sei auch „nur eine Meinung“. Das ist die große Gefahr unserer Zeit – und genau hier, an unserer Universität, müssen wir mit all unseren Möglichkeiten dagegenhalten – durch einen freien und streitbaren Diskurs in Lehre und Forschung, durch Zivilcourage und Haltung. Deshalb planen wir auch eine Hochschulkampagne für Freiheit und Vielfalt. Und deshalb werden wir ein Handlungskonzept gegen Populismus und rechte Einflussnahme an unserer Universität entwickeln.

Wir alle müssen im Kampf gegen demokratie- und diversitätsfeindliche Kräfte zusammenwirken – Freiheit und Vielfalt verstehen sich nicht mehr von selbst. Lassen Sie uns gemeinsam laut, sichtbar und unerschütterlich für Vielfalt und eine freie Wissenschaft einstehen. Lassen Sie uns in allem, was wir tun einen Beitrag leisten und das schützen, was uns verbindet: Für Freiheit. Für Vielfalt. Für uns! Diversity is our Strength!

Veröffentlicht

Mittwoch
09. Juli 2025
16:10 Uhr

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