Ein Bild, das den Gefallen der Nationalsozialisten fand: Hans Schmitz-Wiedenbrück, Familienbild, (vor) 1939, Öl auf Leinwand, ca. 160 x 200 cm (Ausschnitt) © German Art Gallery, The Netherlands

Ausstellung verlängert „Artige Kunst“ im Museum unter Tage

„Entartet“ schimpften die Nazis viele Kunstwerke. Situation Kunst kontrastiert sie mit denen, die den Machthabern gefielen. Die Ausstellung wurde nun verlängert.

Update vom 11. April, 15 Uhr

Über 16.000 Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland und anderen europäischen Ländern haben sich in den vergangenen fünf Monaten die Ausstellung „Artige Kunst“ im Museum unter Tage angesehen. International wurde beinahe ausnahmslos positiv darüber berichtet. Ein Riesenerfolg. Deshalb hat sich das Museum kurzfristig entschlossen, die Ausstellung um ein paar Tage zu verlängern: Sie läuft nunmehr bis Ostermontag, 17. April 2017.

Ursprüngliche Meldung

Ab dem 5. November 2016 zeigt die Stiftung Situation Kunst im Museum unter Tage die Ausstellung „Artige Kunst“. Sie präsentiert exemplarische Werke der offiziell geduldeten und geförderten Kunst des Nationalsozialismus und stellt ihnen konfrontativ Werke von verfolgten oder verfemten Künstlern gegenüber, die ein kritisches Gegenbild zur überwiegenden Einfältigkeit der systemkonformen Kunst entwerfen.

Kunst stabilisierte das System

Der Titel „Artige Kunst“ regt als Gegenbegriff zur diffamierenden NS-Terminologie der „entarteten Kunst“ dazu an, über das Verhältnis von Kunst und Politik sowie Widerstand und Gehorsam nachzudenken. Dem Projekt geht es nicht darum, die Kunst aus der Zeit des Nationalsozialismus aufzuwerten. Ganz im Gegenteil wollen die Macher fundiert nachweisen, dass größten Teilen dieser Kunst ein kritisch hinterfragendes Potenzial ebenso fehlt wie ein humanistischer Anspruch.

Die Ausstellung soll auch demonstrieren, wie das staatlich geförderte oder geduldete Kunstschaffen im Dritten Reich das System stabilisierte.

Innere Zerrissenheit zwischen Ordnung und Verbrechen

Das Ausstellungskonzept veranschaulicht die innere Zerrissenheit der Zeit zwischen dem Bemühen um Ordnung und Stabilität einerseits und den brutalen, von großen Teilen der Gesellschaft mindestens hingenommenen Verbrechen andererseits. Das Publikum soll eigene Schlüsse ziehen aus der Konfrontation der vermeintlich unpolitischen und harmlos anmutenden offiziellen NS-Kunst mit Werken verfolgter Künstler und Fotos zu Krieg, Zerstörung und Massenmord.

Die Ausstellung ist bis zum 9. April 2017 im Museum unter Tage zu sehen, Mittwoch bis Freitag 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 12 bis 18 Uhr. Anschließend wird „Artige Kunst“ in der Kunsthalle Rostock gezeigt.

Unveröffentlicht

Von

Meike Drießen

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