Poetry-Slam im mittelalterlichen Japan? Dieses Exponat aus dem Siebold-Archiv erinnert an einen Gedichtwettstreit unter Handwerkern. © Stefan Schulz

Ausstellung Alle wissenschaftlichen Sammlungen auf einen Blick

Normalerweise müsste man durch halb Bochum fahren, um all diese Objekte zu sehen.

In Bochum werden nicht nur Kunstgegenstände gesammelt, sondern auch wissenschaftliche Exponate. Ein ausgewählter Teil davon ist vom 5. November 2017 bis zum 25. Februar 2018 zu sehen. Die Ausstellung im Malakowturm Julius Philipp an der Markstraße 258a in Bochum hat mittwochs von 9 bis 12 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Gruppenführungen sind auf Anfrage per E-Mail möglich.

Organisiert wird die Schau vom Netzwerk der wissenschaftlichen Sammlungen in Bochum: „Bochum Scientific Collections“, kurz „Boscol“. Seit 2012 sind 13 Sammlungen der RUB, des Deutschen Bergbau-Museums Bochum und der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets in diesem Netzwerk aktiv.

Wussten Sie schon, dass …

… dass es in Bochum mehr wissenschaftliche Sammlungen gibt als in jeder anderen Stadt des Ruhrgebiets? Auch die Vielfalt der universitären Sammlungen ist bemerkenswert für eine Universität, die erst in den 1960er-Jahren gegründet wurde.

Viele spannende, seltene, schöne und zum Teil sehr alte Dinge aus allen Bereichen von Wissenschaft und Kunst sind in den Boscol-Sammlungen vereint: Objekte des Bergbauerbes und aus der Vergangenheit Japans, des Ruhrgebiets, der RUB und der Medizin, aber auch geologische Handstücke und Mineralien, Tierpräparate, einheimische und exotische Pflanzen, Münzen, moderne und zeitgenössische Kunst sowie Kunstobjekte der Antike. Sie werden in Forschung und Lehre, aber auch für die öffentliche Bildung und für Ausstellungen genutzt.

Türkei-Hilfe: 1999 sammelten Bergleute für türkische Erdbebenopfer; dieser Helm ist ansonsten in der Sammlung der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets zu sehen © Stefan Schulz

Die Sammlungen selbst sind über die RUB und das gesamte Stadtgebiet verstreut. Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, müsste mobil sein und einiges an Zeit investieren. Während der Ausstellung im Malakowturm ist das anders: Dann stellen sich die Sammlungen – mit Unterstützung des Rektorats der RUB – gemeinsam vor.

Im Förderturm aus den 1870er-Jahren werden aber nicht ausschließlich Exponate in Vitrinen gezeigt. Die Besucher können an vielen Stellen auch praktisch mit den Objekten arbeiten und sie mit ihren Sinnen erkunden. So wartet etwa eine historische Geburtszange darauf, zusammengesetzt zu werden, das Flugverhalten von Samen kann getestet und die Bestimmung von Mineralien nachvollzogen werden. QR-Codes verbinden an zahlreichen Stellen die Sammlungen und ihre Objekte mit weiterführenden Informationen in Text, Bild und Ton. So kann man seine Neugierde auf die Dinge, die die Welt (be-)deuten, auf bunte Art und Weise ausleben.

Vom Sockel gestürzt: Übrig blieb nur der Kopf des spätrömischen Kaisers Severus Alexander, der zur Antikensammlung auf dem Campus gehört. © Stefan Schulz

Im Sommersemester 2017 haben die Boscol-Sammlungen erstmals eine gemeinsame Lehrveranstaltung mit großem Anklang durchgeführt. Ziel war es, Studierenden aller Fachrichtungen, die an einer späteren Arbeit in Museen, Sammlungen und Archiven interessiert sind, breite Basiskenntnisse und Fertigkeiten beim Arbeiten mit Objekten wissenschaftlicher Sammlungen zu vermitteln. Dieses Angebot wird es auch im Sommersemester 2018 wieder geben.

Hier erhältlich

Die zur Ausstellung gehörige Broschüre Lookbook Boscol mit 105 Seiten ist kostenlos erhältlich am Infopoint im Foyer der Universitätsverwaltung und an zahlreichen weiteren Stellen.

Veröffentlicht

Donnerstag
02. November 2017
12:51 Uhr

Von

Arne Dessaul

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