Blick in einen der Ausstellungsräume © Tibor Krauß/Situation Kunst

Ausstellung Das Museum unter Tage zeigt Werke von Ingeborg Lüscher

Erstmals kooperieren Stiftung Situation Kunst und Kunstgeschichtliches Institut der RUB dabei mit dem Kunstmuseum Bochum.

Noch bis zum 18. April 2022 ist im Museum unter Tage von Situation Kunst im Schlosspark Weitmar die Ausstellung „Ingeborg Lüscher. Spuren vom Dasein. Werke seit 1968“ zu sehen; geöffnet ist die Ausstellung Mittwoch bis Freitag 14 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr; Eintritt 5 oder ermäßigt 3 Euro.

Mit der Retrospektive ist das Werk der international renommierten Künstlerin Ingeborg Lüscher erstmals seit 15 Jahren in Deutschland in der vollen medialen Bandbreite zu sehen. Nicht nur anlässlich des 85. Geburtstages der Künstlerin, sondern vor allem aufgrund der Schenkung eines Großteils ihres künstlerischen Nachlasses an die Stiftung Situation Kunst, werden in Bochum zentrale Werke aus allen Schaffensperioden ausgestellt. Mit der Schenkung wird auch die einzigartige Möglichkeit der fundierten wissenschaftlichen Aufarbeitung des Gesamtwerks der Künstlerin eröffnet: Da die Stiftung Situation Kunst mit der RUB assoziiert ist, steht Lehrenden und Studierenden vor allem der Kunstgeschichte das Werk für die wissenschaftliche Auseinandersetzung in Forschung und Lehre zur Verfügung.

Asche und Schwefel

Seit Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit in den späten 1960er-Jahren hat Ingeborg Lüscher ein umfangreiches künstlerisches Werk entwickelt. In ihrem vielschichtigen Gesamtwerk finden sich neben fotografischen Arbeiten sowohl Skulpturen, Objekte, Rauminstallationen und Malerei als auch Performances und Videos. Was all die verschiedenen Werkgruppen miteinander verbindet, ist der spannungsvolle Einsatz unkonventioneller Materialien wie Seife, Zigarettenstummel oder Busreifen. Vor allem das strahlend leuchtende Gelb des Schwefels taucht seit den 1980er-Jahren als verbindendes Element in zahlreichen Bildern, Fotografien und Plastiken auf und wird der Künstlerin zum Symbol des Lichtes. Da Lüschers künstlerisches Denken immer auf Ganzheit bezogen ist, nutzt sie die Schwärze des Materials Asche als Symbol der Dunkelheit und Gegenpol des Schwefels, sodass die Polarität von Gelb und Schwarz zu einer durchgängigen Komponente ihres Schaffens geworden ist.

Sicherheits- und Hygienebestimmungen

Der Besuch der Ausstellung ist nur mit einem 2G-Nachweis sowie einer medizinischen Maske möglich. Die Teilnahme am Begleitprogramm ist nur nach vorheriger Anmeldung unter info@situation-kunst.de sowie 2G-Nachweis und medizinischer Maske möglich.

Grundlegende Themen wie Leben und Tod, Liebe und Eros werden in ihren Arbeiten anhand dieser materialbezogenen Konfrontationen thematisiert und bilden eine inhaltliche Klammer um das Gesamtwerk. Seit den 2000er-Jahren greift Lüscher auch gesellschaftlich-politisch relevante Themen auf. Ihr „Bernsteinzimmer“ als spektakuläre Nachempfindung seines Vorbilds aus 9.000 Seifenstücken ruft beispielsweise die politischen Hintergründe des historischen Bernsteinzimmers auf. Diese Rauminstallation wird dank einer erstmaligen Kooperation im Kunstmuseum Bochum zu sehen sein; diese Kooperation bildet zugleich den Auftakt zu einer enger geplanten zukünftigen Zusammenarbeit der beiden Ausstellungsorte.
Während also im Kunstmuseum Bochum „Das Bernsteinzimmer“ gezeigt wird, gibt die Retrospektive im Museum unter Tage einen Überblick über die beeindruckende mediale und künstlerische Bandbreite Ingeborg Lüschers.

Kooperationspartner

In Kooperation mit der Professur für Museale Praxis des Kunstgeschichtlichen Instituts der RUB ist die Ausstellung Gegenstand der theoretischen sowie praktischen Ausbildung der Studierenden. Die Mitarbeit an der Katalogproduktion, begleitende Seminare sowie die Arbeit vor Originalen ermöglichen den Studierenden einen Einblick in die Ausstellungsarbeit. Die einzigartige Möglichkeit, ein so komplexes Werk wie das Ingeborg Lüschers in Zukunft der internationalen wissenschaftlichen Bearbeitung zugänglich zu machen, wird zusammen mit der Stiftung Situation Kunst koordiniert. Die Schenkung der Sammlung ist mit dem Anspruch verbunden, das Werk Lüschers wissenschaftlich aufzubereiten und für internationale Ausstellungsprojekte verfügbar zu machen.

Begleitprogramm

Das Ausstellungsprojekt wird durch ein Veranstaltungsprogramm begleitet werden, das je nach aktueller Lage hinsichtlich Covid-19 angepasst und gegebenenfalls digital durchgeführt werden wird.
Folgende Vorträge im Museum unter Tage stehen bereits fest:

  • 2. Dezember 2021, 18 Uhr: Renate Petzinger (Kunsthistorikerin, Bearbeiterin des Werkverzeichnisses von Ingeborg Lüscher): „Ingeborg Lüscher – Menschenkünstlerin“
  • 20. Januar 2022, 18 Uhr: Dr. Eva Wruck (Kuratorin Situation Kunst): „Kunst im Raum. Ingeborg Lüschers installative Werke“
  • 17. Februar 2022, 18 Uhr: Prof. Dr. Annette Urban (Kunstgeschichtliches Institut, RUB): „Zu den Videoarbeiten von Ingeborg Lüscher“
  • 3. März 2022, 18 Uhr: Dr. Silke von Berswordt-Wallrabe (Vorsitzende Stiftung Situation Kunst): „Sinnlichkeit und Sinn. Transformationen von Materialien und Dingen im Werk von Ingeborg Lüscher“
  • 14. April 2022, 18 Uhr: Prof. Dr. Änne Söll (Kunstgeschichtliches Institut, RUB): „Flusen: Ingeborg Lüschers feministische Kritik an der Verteilung der (Reproduktions)-Arbeit“

In Planung sind außerdem themenspezifische Führungen durch die Ausstellungen sowie eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Kunstmuseum Bochum im März 2022.

Publikation

Zur Ausstellung ist ein Ausstellungskatalog mit Texten von Silke von Berswordt-Wallrabe, Markus Heinzelmann, Renate Petzinger und Eva Wruck sowie von Studierenden im Fach Kunstgeschichte erschienen (deutsch/englisch, 184 Seiten, 101 Abbildungen, 34 Euro).

Veröffentlicht

Donnerstag
18. November 2021
15:26 Uhr

Von

Teilen