Fortschrittskolleg Was das Quartier zum Energiesparen beitragen kann
Emily Drewing erzählt, was die Promotion im interdisziplinären Umfeld besonders macht.
Bei der Frage der Energieeffizienz hat der Fokus bislang auf Einzelgebäuden gelegen. Aber auch auf der Quartiersebene werden große Potenziale für energetische und wirtschaftliche Einsparmöglichkeiten gesehen – etwa durch die gemeinsame Nutzung von Heizanlagen oder durch abgestimmte Sanierungsmaßnahmen. Wie das gelingen kann, erforschen die Doktorandinnen und Doktoranden des Fortschrittskollegs „Energieeffizienz im Quartier“, das die Technische Universität Dortmund koordiniert und das Land NRW fördert. Alle drei Universitätsallianz-Ruhr-Standorte sind in dem Kolleg vertreten. Sie arbeiten an technischen, baulich-räumlichen, wirtschaftlichen, juristischen und sozialen Fragen. Mit dabei ist auch Emily Drewing vom Bochumer Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, Arbeit und Wirtschaft.
Frau Drewing, an welcher Frage forschen Sie?
Ich beschäftige mich mit Energiegenossenschaften im Ruhrgebiet. Darin finden sich Bürgerinnen und Bürger zusammen, die gemeinsam aktiv werden, um zum Beispiel Energie zu produzieren oder Gebäude energetisch aufzuwerten, etwa indem sie in die Installation von LED-Lampen investieren. Ich möchte herausfinden, inwieweit das Menschen eine Möglichkeit gibt, sich an der Energiewende zu beteiligen – und was Menschen ausmacht, die mitmachen.
Was macht die Promotion im Fortschrittskolleg besonders?
Für mich ist der Austausch mit Doktoranden aus anderen Disziplinen extrem hilfreich. Viele Eigenheiten des deutschen Energiesystems sind begründet in technischen Erfordernissen, die mir als Sozialwissenschaftlerin aber nicht immer im Detail geläufig sind. Bei solchen Fragen können mir die Ingenieure helfen. Natürlich kann ich das auch selbst recherchieren, aber es dauert viel länger. Auch mit rechtlichen Fragen habe ich mich schon an meine juristisch arbeitenden Kollegen gewandt.
Wann treffen Sie denn Ihre Promotionskollegen?
Im ersten Jahr hatten wir einmal im Monat einen Workshop zum Fortschritt unserer Dissertationen und oft auch zu einem übergreifenden Thema, etwa Zeitmanagement. Inzwischen sind die Promotionen schon weiter fortgeschritten, und wir sehen uns nur noch alle zwei Monate. Nach Bedarf treffen wir uns auch in kleineren Gruppen. Durch den Austausch mit den anderen bekommt man einen kritischen Blick auf das eigene Thema. So kann man die Relevanz der eigenen Arbeit im Vergleich zu anderen Themen im Bereich Energieeffizienz besser einschätzen. Die interdisziplinäre Perspektive hilft unheimlich.
Ist es manchmal auch eine Herausforderung, interdisziplinär zusammenzuarbeiten?
Ja, natürlich auch. Wir merken zum Beispiel, dass wir alle unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was ein Quartier ist. Als Sozialwissenschaftler argumentieren wir, dass man es nicht administrativ abgrenzen kann. Ein Jurist braucht aber eine administrative Abgrenzung. Und Ingenieure richten sich nach den Grenzen von Strom- oder Wärmenetzen. Man muss also eine gemeinsame Sprache und gemeinsame Definitionen finden.