Medizin Jochen Hubertus ist neuer Direktor der Klinik für Kinderchirurgie
Der Experte für seltene angeborene Fehlbildungen übernimmt gleichzeitig den Lehrstuhl für Kinderchirurgie an der RUB.
Seit dem 15. August 2021 leitet Prof. Dr. Jochen Hubertus die Klinik für Kinderchirurgie im Marien Hospital Witten. Den 47-Jährigen zieht es für seine neue Tätigkeit von München in das Ruhrgebiet. An seiner neuen Wirkungsstätte behandelt er mit seiner Expertise auch Kinder mit seltenen Fehlbildungen und Tumoren. Zudem übernimmt der Facharzt ab November 2021 den Lehrstuhl für Kinderchirurgie an der RUB – den einzigen seiner Art in ganz Nordrhein-Westfalen.
In der Klinik für Kinderchirurgie werden Neugeborene sowie chirurgisch erkrankte Kinder und Jugendliche aller Altersstufen betreut. Das kann zum Beispiel der klassische Knochenbruch, aber auch die Entfernung des Blinddarms sein. Der neue Direktor will das Spektrum der bestehenden Behandlungsmöglichkeiten weiter ausbauen und mithilfe seiner Kompetenzen und Erfahrungen erweitern. „Das Marien Hospital Witten soll auch für Kinder mit seltenen angeborenen Fehlbildungen eine Anlaufstelle sein“, erklärt er.
Fehlbildungen an Speiseröhre und After
Zu diesen Fehlbildungen zählt Hubertus unter anderem die Ösophagus- und die Analatresie. Die Ösophagusatresie ist eine angeborene Fehlbildung der Speiseröhre, bei der diese nicht durchgängig ist und meist eine Verbindung zur Luftröhre hat. Bei einer Analatresie werden Neugeborene ohne oder mit einer deplatzierten Analöffnung geboren. „Anders als viele andere Fehlbildungen sind diese beiden Erkrankungen bisher im vorgeburtlichen Ultraschall nicht zuverlässig zu erkennen“, erklärt Hubertus. Dadurch werden Eltern oft von der Diagnose überrascht.
Aus diesem Grund ist der enge Austausch mit den Eltern für den Direktor besonders wichtig: „Wir möchten die Eltern fachlich kompetent über die Erkrankung, Therapiemöglichkeiten und Zukunftsaussichten für ihr Kind aufklären und ihnen damit Ängste nehmen.“ Die Operationen erfolgen bereits in den ersten Lebenstagen und wenn möglich minimal-invasiv, mit kleinen Schnitten und dünnen Instrumenten. „So können wir die Kontinuität der Speiseröhre beziehungsweise des Darmes wiederherstellen. Im Rahmen von regelmäßigen Kontrollen bis ins Erwachsenenalter beobachten wir den Behandlungserfolg genau“, erklärt der erfahrene Operateur.
Behandlung von Tumoren im Kindesalter
Neben der Behandlung von Fehlbildungen liegt ein Schwerpunkt von Hubertus auf der Behandlung von sogenannten soliden Tumoren im Bauch- und Brustraum im Kindesalter. Unter soliden Tumoren werden Neubildungen von Geweben verstanden, die gut-, aber auch bösartig sein können. „Mein Fokus liegt unter anderem auf der chirurgischen Entfernung vom Neuroblastom, einem Tumor, der sich aus Nervenzellen entwickelt und meist an der Nebenniere oder vor der Wirbelsäule sitzt“, erklärt der Chirurg. Dabei kann es sich um sehr ausgedehnte Operationen handeln, die viele Stunden dauern.
Übergreifende Zusammenarbeit zum Wohl von Kindern
Die gesamte Behandlung von Kindern, zum Beispiel mit Tumoren oder anderen seltenen Krankheitsbildern, erfolgt gemeinsam mit der Expertise aus anderen Fachabteilungen und Kliniken. „Durch den intensiven Austausch mit Experten zum Beispiel aus den Bereichen der Orthopädie, Pneumologie oder Gastroenterologie haben wir die Möglichkeit, Kinder bestmöglich zu behandeln“, erklärt Hubertus.
Auch der Kontakt zu anderen Expertinnen und Experten der Kinderchirurgie ist ihm für die Behandlung der Kleinsten wichtig. Als Leiter des Arbeitskreis Aktionsnetzwerk für seltene angeborene Fehlbildungen tritt er regelmäßig bei virtuellen Treffen mit ärztlichen Kollegen in den Austausch, diskutiert aktuelle Fälle und berät zudem als Referenzchirurg bei Erkrankungen von Kindern mit Neuroblastomen und Nierentumoren. So erhalten auch Kinder mit seltenen komplexen und multiplen Erkrankungen oder Fehlbildungen eine umfassende Behandlung auf höchstem Niveau.