Auszeichnung Hartmuth Nowak erhält Förderpreis für Schmerzforschung
Prämiert wurde eine Studie des Mediziners zur Reduzierung von Schmerzen und Schmerzmittel durch Musik und positive Worte.
Die Deutsche Schmerzgesellschaft hat Dr. Hartmuth Nowak Ende Oktober 2021 den Förderpreis für Schmerzforschung in der Kategorie „Klinische Forschung“ verliehen. Nowak ist Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum. Ausgezeichnet wurde die Arbeit „Effect of therapeutic suggestions during general anaesthesia on postoperative pain and opioid use: multicentre randomised controlled trial“, die Ende 2020 im British Medical Journal erschienen war.
Multizentrische Studie in verschiedenen Kliniken
In dieser Studie kam das Forschungsteam zu dem Ergebnis, dass Patientinnen und Patienten, die während der Operation unter Vollnarkose per Kopfhörer positive Worte und Musik hören, nach dem Eingriff deutlich weniger Schmerzen haben und weniger Schmerzmedikamente benötigen. Der Preis ist mit 7.000 Euro dotiert. Nowak teilt ihn sich mit Dr. Nina Zech vom Universitätsklinikum Regensburg. Die beiden haben die Arbeit gemeinsam verfasst.
Die veröffentlichte Arbeit ist eine multizentrische Studie im Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum und in den Universitätskliniken Regensburg, München, Köln sowie im Klinikum Kassel, bei der 385 Menschen unterteilt in zwei Gruppen untersucht wurden. Die Personen in der Behandlungsgruppe erhielten nach Narkoseeinleitung während der Operation über einen Kopfhörer therapeutische Suggestionen mit positiven und unterstützenden Worten sowie Musik, während bei einer Kontrollgruppe über die Kopfhörer nur Stille wiedergegeben wurde.
Weniger Schmerzmittel erforderlich
Innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Operation hatten die Patientinnen und Patienten der Behandlungsgruppe einen um ein Drittel geringeren Schmerzmittelbedarf. Auch waren bei diesen Betroffenen die Schmerzen rund ein Viertel niedriger. Zudem war bei den Personen, bei denen die therapeutischen Suggestionen durchgeführt worden sind, in nur 63 Prozent der Fälle während dieses Zeitraums die Gabe von Opioid-Schmerzmitteln notwendig, während dies bei 80 Prozent der Kontrollgruppe erforderlich war.
Für die Anästhesie und die operative Medizin ergeben sich aus den Resultaten der Studie klinisch relevante Folgerungen: Da der überwiegende Teil der Beteiligten auf die auditiven Reize reagiert hat, ruft dies einerseits zu einem sorgsameren Verhalten während der Operationen im Hinblick auf die Geräuschkulisse und bei möglicherweise unbedachten Gesprächen auf. Andererseits lassen sich die akustischen Stimulationen frei von Nebenwirkungen und Mehrkosten dazu nutzen, auf nicht pharmakologischem Weg postoperative Schmerzen sowie den damit häufig verbundenen Opioid-Gebrauch zu senken.
Knappschaftskrankenhaus wendet das Verfahren bereits an
Seit einigen Monaten wendet die Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Knappschaftskrankenhaus dieses Verfahren daher standardmäßig und ergänzend zur normalen Schmerztherapie bei all den Patientinnen und Patienten an, bei denen eine längere Operation (über 60 Minuten) unter Vollnarkose stattfindet.