Sozialwissenschaft Margit Fauser erforscht die Rolle von Grenzen
Die neu ernannte Professorin interessiert sich vor allem für Prozesse grenzüberschreitender Migration und räumlicher Mobilität sowie die Transformation von Arbeit.
Staatsgrenzen sind mehr als territoriale Trennlinien; blickt man auf den Alltag von Menschen, die grenzüberschreitend arbeiten, oder auf die Situation von Migrantinnen und Migranten wird dies deutlich. Mit der Rolle dieser Grenzräume befasst sich Prof. Dr. Margit Fauser. Die Prozesse grenzüberschreitender Migration und räumlicher Mobilität sowie die Transformation von Arbeit sind Schwerpunkte ihrer Forschung. Fauser wurde zum 1. März 2022 auf die Professur „Soziologie/Transnationalisierung, Migration und Arbeit“ an die RUB berufen.
Erfahrungen von Migrantinnen und Migranten an Grenzen
Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts „Urbane Grenzräume“ befasst sich Margit Fausers Team beispielsweise mit der Rolle von lokalen Akteuren in Städten als Teil des Grenzregimes. „Wir haben die drei Felder Arbeit, Gesundheit und Familie im Blick und wollen herausfinden, welchen territorialen und sozialen Grenzen Migrantinnen und Migranten in diesen Feldern begegnen“, sagt sie. Die Gruppe erforscht zum Beispiel, wie Migrantinnen und Migranten Zugang zu Gesundheitsversorgung organisieren können beziehungsweise welche Faktoren diesen Zugang erschweren.
Auch für den Zugang zu Arbeit besitzen Grenzziehungen große Bedeutung, bei der Ausstellung von Visa, in die die lokalen Ausländerbehörden einbezogen werden, genauso wie in der Arbeitsverwaltung. „Deshalb sind wir der Überzeugung, dass Grenzen nicht einfach als territoriale Grenzlinien gesehen werden sollten, sondern erst aus Sicht der Praxis vielfältiger Akteure und deren Differenzierungsleistungen verstanden werden können“, so Margit Fauser.
Grenzübergreifende Arbeit
Ein weiterer Schwerpunkt der Wissenschaftlerin ist die Forschung zu transnationaler Arbeitsmobilität, also jener Erwerbsarbeit, bei der die Beschäftigten hochmobil sind und oft grenzübergreifend arbeiten und leben. „Viele Branchen transformieren sich seit einiger Zeit tiefgreifend, die Lieferketten und Exportstrukturen werden immer globaler, die Arbeitsverhältnisse sind hoch flexibel und oft prekär, und diese Branchen sind stark migrantisch geprägt“, erklärt Fauser.
Mit Kolleginnen und Kollegen in Rumänien untersucht die Bochumer Gruppe diese Situation für die Nahrungs- und Agrarwirtschaft. Die Forschenden interessiert vor allem, wie die grenzübergreifende Arbeitsmobilität organisiert und reguliert wird und welche Akteure etwa an der Rekrutierung beteiligt sind. Des Weiteren möchte das Team herausfinden, was die transnationale und prekäre, schlecht abgesicherte und zeitlich fragmentierte Erwerbsform für Individuen und Familien bedeutet. Außerdem geht es der Frage nach, welche Unterstützung diese hochmobilen transnationalen Arbeitskräfte hinsichtlich ihrer Arbeitsrechte und ihrer sozialen Sicherung finden – durch ihre eigenen Netzwerke und Migrantenorganisationen ebenso wie durch Kommunen, lokale Akteure und Gewerkschaften.