Serie Neu ernannt
Die Psychologin Marie Hennecke hat an der Ruhr-Universität studiert und kommt nach vielen Jahren an anderen Stationen wieder zurück nach Bochum. © RUB, Kramer

Psychologie Marie Hennecke erforscht, wie wir den inneren Schweinehund überwinden

Welche Ziele setzen sich Menschen und wie erreichen sie sie, auch wenn Hindernisse im Wege stehen? Das will die Psychologin wissen.

Prof. Dr. Marie Hennecke wurde am 21. September 2023 zur Professorin für Persönlichkeitspsychologie in der Fakultät für Psychologie ernannt. Zwei Dinge stehen in ihrer Forschung besonders im Fokus: die Motivation und die Selbstregulation. Ersteres meint die Frage, was wir eigentlich erreichen wollen und warum – was schätzen wir wert? Letzteres zielt darauf ab, wie wir zum Beispiel mit Hindernissen auf dem Weg zum Ziel umgehen, mit Versuchungen und anderen Schwierigkeiten. „Für solche Fragen, die den Alltag betreffen, hat sich die Forschung bislang nur wenig interessiert“, so die Forscherin. In mehreren Experimenten und Befragungen von Versuchspersonen über Apps konnte sie mit ihren Teams schon herausarbeiten, dass es sowohl verschiedene Herausforderungen bei der Verfolgung von Zielen gibt als auch viele unterschiedliche Strategien, mit denen Menschen ihnen begegnen.

Natürlich passt nicht jede Strategie zu jeder Aufgabe.


Marie Hennecke

„Es gibt einmal die Versuchung – ich möchte eigentlich abnehmen und mich gesund ernähren, aber jemand bietet mir Schokolade an“, beschreibt sie. „Dann gibt es die Situation, in der ich etwas initiieren müsste – eine Mail schreiben oder mir die Zähne putzen – aber ich schiebe es auf. Und dann gibt es die Herausforderung, ausdauernd an einem Ziel zu arbeiten, zum Beispiel regelmäßig zum Sport zu gehen, aber am betreffenden Abend bin ich faul.“

Für alle diese Fälle haben die Forschenden bei ihren Probandinnen und Probanden verschiedene Strategien vorgefunden, mit denen man sich helfen kann. Einige Hindernisse lassen sich zum Beispiel im Vorhinein abschwächen: Wer keine Schokolade zu Hause hat, gerät auch nicht in Versuchung, sie zu essen. Wer sich mit einer Freundin zum Sport verabredet, kommt aus der Nummer nicht so leicht heraus. Wer sich die Aufgabe mit etwas Positivem verbindet, erledigt sie leichter, zum Beispiel kann Musikhören das Sporttreiben positiv anreichern. Der Gedanke daran, was ich davon habe, wenn ich endlich die leidige Mail schreibe oder mir gründlich die Zähne putzen, kann ebenfalls helfen, die Aufgabe anzugehen.

Tipps: Was ist ein gutes Ziel?

„Ein gutes Ziel muss eine gewisse Verbindlichkeit haben, und die Person muss Mittel zur Verfügung haben, um das Ziel zu erreichen. Das unterscheidet das Ziel von einem Wunschtraum. Gute Ziele sind spezifisch, messbar, ausführbar, realistisch und terminiert, kurz SMART. Besser als sich vorzunehmen, schlanker zu werden, ist es also, konkret zu planen, in den kommenden zwei Monaten zwei Kilo abzunehmen. Ambitionierte Ziele führen zu besseren Leistungen. Außerdem werden autonome Ziele eher erreicht, also solche, die jemandem persönlich wirklich wichtig sind und mit den eigenen Werten konform sind. Wer sich also für ein Studienfach entscheidet, sollte sich fragen: Was will ich selbst? Nicht: Was würde meine Eltern stolz machen?“

„Natürlich passt nicht jede Strategie zu jeder Aufgabe“, so Marie Hennecke. „Musik zu hören klappt zum Beispiel nur, wenn es um eine wenig anspruchsvolle Aufgabe geht. Auf alle Fälle ist es aber gut, ein gewisses Repertoire an Strategien zur Hand zu haben, um seine Ziele zu erreichen.“ Menschen, die über mehrere mögliche Strategien verfügen, sind in der Lage, flexibel zu reagieren und sich besser zu kontrollieren. Von Vorteil ist es auch, sich selbst gut zu kennen, um eine passende Strategie zu wählen. Wer weiß, dass er auf Partys immer über die Stränge schlägt und zu viel Alkohol trinkt, könnte mit dem Auto hinfahren, um gar nicht erst in Versuchung zu geraten.

„Die Passung zwischen Strategie und Konflikt ist eine recht komplexe Frage“, verdeutlicht Marie Hennecke. „Sie ist abhängig vom Ziel selbst, von der Art des Konflikts, aber auch von Persönlichkeitsmerkmalen.“ Künftig will sie mit ihrem Team Strategie für Strategie weiter im Detail erforschen.

Zur Person

Marie Hennecke studierte Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum. Nach ihrem Studienabschluss im Jahr 2007 fertigte sie ihre Doktorarbeit in der Max Planck Research School „The Life Course: Evolutionay and Ontogenetic Dynamics (LIFE)“ an der Universität Zürich an. 2011 wurde sie dort promoviert.

Forschungsaufenthalte führten sie an die University of Virgina in Charlottesville, USA, und ans University College in London, Großbritannien. Von 2013 bis 2018 war sie Oberassistentin – das entspricht einer Juniorprofessur – an der Universität Zürich. 2019 wurde sie als Professorin für Allgemeine und Pädagogische Psychologie an die Universität Siegen berufen. 2023 wechselte sie zurück an die Ruhr-Universität Bochum.

„Ich habe sehr gerne hier studiert und freue mich, an einer forschungsstarken Fakultät mit tollen Kolleg*innen zu arbeiten“, sagt sie über ihre Rückkehr nach Bochum.

Veröffentlicht

Freitag
06. Oktober 2023
09:08 Uhr

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