Johannes Karges wurde für seine Arbeit an Chemotherapeutika mit einem weiteren Preis ausgezeichnet.
© RUB, Marquard

Nachwuchspreis Der Chemotherapie die Nebenwirkungen nehmen

Johannes Karges entwickelt Wirkstoffe gegen Krebs, die nicht den ganzen Körper in Mitleidenschaft ziehen, sondern gezielt wirken.

Der Chemiker Dr. Johannes Karges aus der Anorganischen Chemie der Ruhr-Universität Bochum wurde mit dem Breast Cancer Research Junior Award 2023 ausgezeichnet. Der Preis würdigt die herausragenden Leistungen des erst 31-jährigen Forschers rund um ein neues Wirkprinzip von Chemotherapeutika. Diese Medikamente sind zwar bewährt gegen Krebszellen, schädigen aber auch gesunde Körperzellen und rufen damit erhebliche Nebenwirkungen hervor. Johannes Karges setzt darauf, die Wirkstoffe so zu verpacken, dass sie sich zum einen vor allem in Tumorgewebe anreichern, und zum anderen erst dann ihre zellschädigende Wirkung entfalten, wenn sie durch Licht aktiviert werden. Der Preis wurde Johannes Karges am 17. Januar 2024 in Hannover verliehen.

Zur Person

Johannes Karges (Jahrgang 1992) studierte Chemie an der Philipps-Universität Marburg. Nach dem Bachelorabschluss setzte er sein Studium mit einem Erasmus-Stipendium zunächst am Imperial College London fort, seinen Master erwarb er 2016 in Marburg. Anschließend zog Karges nach Paris, um bei Prof. Dr. Gilles Gasser an der Universität Paris Sciences & Lettres eine Doktorarbeit in medizinischer anorganischer Chemie zu schreiben. Einen Teil dieser Arbeit absolvierte er im Labor von Prof. Dr. Hui Chao an der Sun Yat-Sen University (China).

2020, nach erfolgreicher Promotion, schloss Karges sich der Gruppe von Prof. Seth M. Cohen an der University of California San Diego an. 2022 erhielt er ein Liebig-Stipendium des Fonds der Chemischen Industrie und damit die Möglichkeit, nach Deutschland zurückzukehren und eine unabhängige Karriere zu starten. Mit dieser Unterstützung gründete er seine eigene Forschungsgruppe an der Fakultät für Chemie und Biochemie der Ruhr-Universität. Der Fokus der Gruppe liegt an der Schnittstelle von anorganischer und medizinischer Chemie.

Gefürchtete Nebenwirkungen

Rund die Hälfte aller Medikamente, die zur Chemotherapie gegen Krebs eingesetzt werden, sind platinbasiert. Sie wirken gegen Tumorzellen, schädigen aber auch gesunde Körperzellen. Das ist der Grund für ihre gefürchteten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Haarausfall, Leber- und Nierenschäden.

Johannes Karges setzt in seiner Forschung auf doppelte Selektivität: Die zellschädigenden Wirkstoffe werden in Nanopartikel verpackt, die für den Körper unschädlich sind. Sie sind zudem so gekennzeichnet, dass sie sich vor allem in Tumorzellen anreichern. „Sie docken an einen bestimmten Rezeptor an, der in Krebszellen übermäßig vorhanden ist“, erklärt Karges. Ihre zellschädigende Wirkung entfalten sie erst dann, wenn sie aktiviert wurden. Das gelingt den Forschenden mittels Licht. „Im Idealfall ist kein operativer Eingriff zur Behandlung eines Tumors mehr notwendig“, so die Vision von Johannes Karges. „Man verabreicht das noch wirkungslose Medikament in die Vene, wartet ab, bis es sich im Tumor angesammelt hat, und setzt sich dann vor eine Rotlichtlampe, deren Strahlung die Wirkung gezielt anschaltet.“ Die Forschenden konnten erfolgreich dieses therapeutische Konzept in Brustkrebszellen sowie in Mausmodellen, welche mit einem Brustkrebstumor versehen wurden, zeigen. Durch die doppelte Selektivität der neu entwickelten Wirkstoffe wurden keine der typischen Nebenwirkungen in dem Tiermodell beobachtet. Der Brustkrebstumor konnte jedoch in einer Behandlung gezielt entfernt werden.

Veröffentlicht

Donnerstag
18. Januar 2024
09:29 Uhr

Teilen