Humanitäre Hilfe Jubiläum für einen besonderen Studiengang
Die Ruhr-Universität bildet seit 30 Jahren junge Menschen aus, damit diese in Krisengebieten helfen können.
Zu Beginn der 1990er-Jahre hatte das Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) die Idee, einen Studiengang in Internationaler Humanitärer Hilfe zu entwickeln, der akademische Expertise mit einem hohen Praxisbezug verbindet und damit die Professionalisierung des Feldes vorantreibt. Dank der guten internationalen Kontakte der Ruhr-Universität fand sich 1993 ein Konsortium aus europäischen Universitäten zusammen und gründete NOHA – das Network on Humanitarian Action, mit dem Ziel, eine professionelle (Aus-)Bildung und Forschung zu humanitären Krisen voranzutreiben. Das Masterprogramm wird mittlerweile durch Erasmus Mundus gefördert.
NOHA ist überall auf der Welt im humanitären Sektor allgegenwärtig.
Pierre Thielbörger
„Es macht uns sehr stolz, dass mit NOHA der erste europäische Studiengang zu internationaler Humanitärer Hilfe in Bochum entstanden ist und nun, nach mittlerweile 30 Jahren, zu einem globalen Netzwerk gewachsen ist“, sagt Prof. Dr. Pierre Thielbörger, Geschäftsführender Direktor des IFHV und zudem gewählter Präsident der Generalversammlung des NOHA-Netzwerks. „Mit unseren zahlreichen akademischen und Praxispartnern sowie über 4.000 Alumni in diversen Positionen überall auf der Welt ist NOHA im humanitären Sektor allgegenwärtig.“
2023 begrüßte NOHA die insgesamt 125 neuen Studierenden sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der neun Partneruniversitäten auf dem Bochumer Campus. „Es war eine logistische Herausforderung, so viele Studierende und Kolleg*innen aus aller Welt sicher nach Bochum zu bringen. Aber unser Team hat einen tollen Job gemacht – alles hat reibungslos geklappt“, sagt Dr. Mareike Meis, Direktorin des Studienganges in Bochum.
Im Rahmen des sogenannten IP – kurz für „Intensive Programme“ – kommen alle Studierenden für eine Woche zusammen, bevor die individuellen Studienverläufe beginnen. Die Studierenden verbringen ihr erstes und zweites Semester an jeweils einem der neun Standorte, bevor sie sich im dritten Semester entscheiden, ob sie bei einem „Work Placement Track“ praktische Erfahrungen sammeln oder sich im „Regional Track“ an einem der globalen Partnerstandorte weiter akademisch qualifizieren. Im vierten Semester steht eine Masterarbeit an, bevor die NOHA- Absolventen und -Absolventinnen hervorragend qualifiziert in den humanitären Krisen der Welt professionelle Unterstützung leisten.
Die Bevölkerung vor Ort weiß selbst am besten, was sie benötigt.
Will Jamison Wright
Zur Feier des 30-jährigen Bestehens fand im August 2023 eine Internationale Humanitäre Konferenz zum Thema „Lokalisierung“ mit Fachleuten aus aller Welt statt. „Lokalisierung ist der Prozess, die Verantwortung und die Ressourcen für humanitäre Aktivitäten auf lokale Akteure zu verlagern. Die Bevölkerung vor Ort weiß selbst am besten, was sie benötigt und durch eine stärkere Beteiligung und Selbstbestimmung kann Hilfe effektiver und auch nachhaltiger geleistet werden“, sagt Dr. Will Jamison Wright, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IFHV und NOHA-Absolvent.
Hinter den Kulissen haben sich die NOHA-Partner bereits Gedanken um die Zukunft des Programms gemacht und wollen ihr Portfolie erweitern. Zum Wintersemester 2025/26 soll ein einjähriger NOHA Online-Master hinzukommen, welcher Humanitären Helferinnen und Helfern mit mindestens fünfjähriger Berufserfahrung die Möglichkeit bieten soll, sich praxisorientiert und berufsbegleitend relevantes Wissen anzueignen.
Wenn ihr Feuer für die humanitäre Sache entbrannt ist, können sie wiederkommen.
Robin Pass
Für Bochum als Zentrum der Exzellenz humanitärer Ausbildung in Deutschland würde dies einen weiteren wichtigen Baustein darstellen, um ein auf allen Qualifikationsebenen lückenloses Angebot abbilden zu können. Mit dem Europäischen Freiwilligenprogramm können junge Europäer in einem ersten, niedrigschwelligen Schritt nach Bochum kommen und sich mit humanitären Themen vertraut machen und erste Praxiserfahrung in Organisationen sammeln. „Wenn dann ihr Feuer für die humanitäre Sache entbrannt ist, können sie später wiederkommen und sich im Rahmen eines professionellen zweijährigen Masterstudiums bestens auf den Berufseinstieg vorbereiten. Zudem können bereits in der Praxis tätige Humanitäre Helfer*innen künftig wählen, ob sie einzelne Trainings oder zu Zertifikaten gebündelte Kurse innerhalb der academy for humanitarian action (aha) besuchen wollen, die wir am IFHV 2020 zusammen mit ‚Aktion Deutschland Hilft‘ und der Fachhochschule Münster gegründet haben, oder ob sie sich für den neuen einjährigen NOHA Online-Master einschreiben“, sagt Robin Pass, Institutsmanager des IFHV.