Waren bei der Auszeichnung der Gewinnerteams im ruhrHUB dabei (von hinten links): Andreas Bonse, Philipp Unger, Jan Schwidrowski, Chaiyaphruek Nenbangkaeo, Ahmed Al Fazzani, Zeynep Acaroglu, Florian Lingner, Christiane Jonietz, Benjameen Schlinter und Aleyna Özkadi.

© WORLDFACTORY

Coachingworkshop In zwei Wochen zur eigenen Start-up-Idee 

Im Student Startup Camp entdecken Studierende die Welt des Unternehmertums. Zwei Teams haben den Pitch-Wettbewerb gewonnen. 

Ist Gründen etwas für mich? Viele Studierende stellen sich diese Frage früher oder später. Der bürokratische Aufwand scheint groß, das Wissen über Unternehmertum gering, und überhaupt: Ist Gründen nicht nur etwas für BWLer? Dass es auch anders geht, zeigt das Student Startup Camp an der Ruhr-Universität Bochum, ein Coachingworkshop, der in nur zwei Wochen einen Einstieg in die Welt der Start-ups bietet. Ganz ohne Vorkenntnisse; dafür mit echten Gründungsideen. Gearbeitet wird in interdisziplinären Teams. Wer am Ende mit seinem Pitch die Jury überzeugt, kann sich über einen Preis freuen. Mit Care Circle und Pottbox bekamen gleich zwei Teams in der letzten Workshoprunde am 8. April 2025 den Hauptpreis überreicht: Freikarten für den ruhrSUMMIT 2025. 

Mit sozialer Idee ins Camp gestartet: Care Circle 

Eine soziale App für die Obdachlosenhilfe, mit dieser Idee hat sich Zeynep Acaroglu, Management and Economics-Studentin, für die Teilnahme am Student Startup Camp entschieden. Auch Aleyna Özkadi, Jan Schwidrowski und Ahmed Al-Fazzani wollten eine soziale Idee verfolgen und haben sich zusammengeschlossen. „Wir hätten auch an etwas Greifbarem, wie einem Café, arbeiten können, aber wir wollten die Chance nutzen und etwas Nachhaltiges und Soziales entwickeln“, sagt Ahmed Al-Fazzani. Nach einem Schlagabtausch in der Design-Thinking-Phase sei dann die Idee für Care Circle entstanden: eine App, die das Ehrenamt greifbarer und flexibler macht. 

Unsere App soll Freiwillige und hilfsbedürftige Menschen leichter zusammenbringen.

— Zeynep Acaroglu

„Studierende haben viel um die Ohren. Für sie ist es schwierig, sich unverbindlich und ohne bürokratischen Aufwand ehrenamtlich zu engagieren“, erklärt Zeynep Acaroglu. „Unsere App soll Freiwillige und hilfsbedürftige Menschen leichter zusammenbringen. Das können zum Beispiel hilfsbedürftigen Senioren sein, die Hilfe beim Tütentragen brauchen.“ Als Anreiz gibt es ein Punktesystem, einlösbar bei lokalen Partnerunternehmen 

Einkaufservice belebt die Innenstadt: Pottbox

Philipp Unger, Benjameen Schlinter und Philipp Zens sind das Team von Pottbox. Ihre Idee für ein neues Logistiksystem adressiert insbesondere Pendler und will Studierende, Berufstätige und Gastronomie vernetzen. „Wir wollten den Einkauf auf dem Campus neu denken und gleichzeitig etwas für die Innenstadt tun, mit einen guten Einkaufsservice, der Zeit spart und etwas an den Stadtteil zurückgibt“, so Philipp Unger. Zwar gebe es Angebote wie das Uni-Center, aber die klassischen Tante-Emma-Läden oder communitygetragene Geschäfte, in denen man sich trifft und austauscht, seien verloren gegangen. Die Idee von Pottbox: über ein Logistiksystem auf dem Campus Bestellungen bündeln, sodass man diese direkt von der Arbeit mit nach Hause nehmen kann. 

Wir wollen eine Brücke in die Bochumer Innenstadt schlagen.

— Philipp Unger

„Oder man nutzt die Pott-Post – eine Art Drive-in für den Einkauf. Kund*innen können ihre bestellten Produkte direkt auf dem Heimweg in einem mobilen Container oder Anhänger an den Ausfahrten abholen“, sagt Philipp Unger. Die zweite Säule der Geschäftsidee seien nachhaltige, lokal produzierte Kochtaschen mit Produkten und Rezepten von Bochumer Gastronomen. „Als eine Art Werbegemeinschaft wollen wir eine Brücke in die Bochumer Innenstadt schlagen und auf die dortigen Angebote aufmerksam machen. Im Idealfall auch über gemeinsame Küchenerlebnisse oder Kochevents für die Campus-Community.“ Bei Erfolg könne sich das Team zudem vorstellen, eine Location für After-Work-Events zu mieten.

Wenn man ein Schritt in Richtung Gründung macht, kommt die Ruhr-Uni einem mit zehn Schritte entgegen. 

— Ahmed Al-Fazzani

Wie aus einer Flut an ersten Ideen eine präzise Gründungsidee entsteht, das wissen die Studierenden nun. „Ich bin „Die Höhle der Löwen“-Fan“, so Ahmed Al-Fazzani. „Ich habe mich immer gefragt, welche Schritte vor dem Pitch passieren.“ Er rät jedem Studierenden, am Workshop teilzunehmen. „Man braucht keine Million-Dollar-Idee, um loszulegen. Wenn man ein Schritt in Richtung Gründung geht, kommt die Ruhr-Uni einem mit zehn Schritte entgegen.“ Und auch Philipp Unger, der eigentlich Sozialwissenschaften studiert, sagt: „Der Workshop hat wirklich Spaß gemacht. Selbstständigkeit, ein eigenes Start-up – in dem Workshop konnte ich meine Möglichkeiten sondieren.“ 

Im Camp wird an Ideen gearbeitet und gleichzeitig unternehmerisches Wissen vermittelt: Wie strukturiert man eine Idee? Was gehört in einen Pitch? Wie kalkuliert man ein Geschäftsmodell? Pitch-Trainings, Input-Sessions und Expert*innen-Coachings sind Teil des Programms. „Wir hatten Dozierende aus unterschiedlichen Bereichen – von Finanzen über Marketing bis Kreativitätstechniken. Jeder Workshop hat neue Perspektiven eröffnet“, so Zeynep Acaroglu. 

Eine Erfahrung, die bleibt – auch ohne eigenes Start-up

Das Besondere am Student Startup Camp: Es richtet sich explizit an Studierende aller Fachrichtungen – und das interdisziplinäre Arbeiten ist gewollt. Sozialwissenschaftler*innen, Wirtschaftsstudierende, Kreative – alle bringen unterschiedliche Perspektiven ein. „Ich fand es sehr spannend, dass wir alle so unterschiedliche Persönlichkeiten sind. Dadurch kriegt man ein Gespür für die Denkweise anderer Leute“, sagt Aleyna Özkadi.

Nicht alle Teilnehmenden haben vor, tatsächlich ein Unternehmen zu gründen, aber alle gehen mit neuen Erkenntnissen, Kontakten und Selbstvertrauen aus dem Camp. Jan Schwidrowski hat bereits bei Enactus ein nachhaltiges Start-up mitgründete und plant schon sein neues Projekt im Bereich Quantencomputing. „Jedes Start-up ist ein bisschen anders. Man könnte das Modul auch 20-mal machen und jedes Mal würde man etwas Neues lernen“, sagt er. 

Die nächsten Schritte? Sind schon geplant

Jetzt fiebern die Siegerteams dem ruhrSUMMIT am 27. Mai 2025 entgegen, der in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Networking, Austausch, neue Impulse – für manche von ihnen der nächste Schritt in Richtung eigenes Start-up. Philipp Unger von Pottbox plant dort seinen ersten Prototyp potenziellen Partnern vorstellen. Aleyna Özkadi freut sich auf die kreativen Ideen der anderen Start-ups. Und Jan Schwidrowski bringt es auf den Punkt: „Die Start-up-Szene ist eine kleine Bubble – und das Student Startup Camp bietet einen super Einstieg.“ 

Neugierig?

Das curriculare Modul „Coaching-Workshop für Existenzgründer*innen – Student Startup Camp“ findet zweimal im Jahr in den Semesterferien – im Februar und September – statt. Der Kurs kann von Studierenden aller Fachrichtungen über den Optionalbereich belegt und angerechnet werden. In interdisziplinären Teams entwickeln Studierende eine eigene Geschäftsidee und pitchen diese vor einer Jury. Workshops, der Gründer*innentalk und eine Führung im RUB Makerspace geben spannende Einblicke in die Welt der Start-ups. Durchgeführt wird der Workshop zweimal im Jahr von Dr. Andreas Bonse, Geschäftsführer vom Zentrum für ökonomische Bildung, in Zusammenarbeit mit der WORLDFACTORY. Die nächste Runde startet im September 2025.


 

Veröffentlicht

Montag
05. Mai 2025
15:14 Uhr

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