Virologie Hepatitisviren im Abwasser aufspüren
Forschende haben in knapp 73 Prozent der Abwasserproben aus NRW genetische Spuren von Hepatitis-E-Viren nachweisen können. Besonders wertvoll sind Erkenntnisse über Medikamenten-resistente Varianten.
Hepatitis E ist in der Bevölkerung weltweit verbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass sich jedes Jahr rund 20 Millionen Menschen damit infizieren. „Möglicherweise sind es aber auch sehr viel mehr – das wissen wir nicht genau, weil kein zuverlässiges Screening stattfindet“, erklärt Fiona Rau von der Abteilung Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum. Möglich wäre es, das Vorkommen des Hepatitis-E-Virus (HEV) im Abwasser zu überwachen. Das zeigt ihre Dissertation, für die sie und das Team der Abteilung Virus-RNA in Proben aus 21 Klärwerken, einem Kanal und der Emscher aufgespürt haben. Die Forschenden berichten in der Zeitschrift Liver International vom 30. Januar 2024.
Behandlung im Klärwerk senkt die Belastung
Fiona Rau sammelte über ein Jahr hinweg Wasserproben aus dem Rhein-Herne-Kanal und der Emscher und konnte auf weitere Abwasserproben aus 21 Kläranlagen in NRW zurückgreifen. Bei der folgenden Analyse stand die Suche nach viraler RNA des Hepatitis-E-Virus (HEV) im Mittelpunkt. Ergebnis: In fast 73 Prozent der insgesamt 605 genommenen Wasserproben war HEV-RNA nachweisbar. Der Vergleich zwischen noch unbehandeltem Abwasser und dem Wasser, das die Kläranlagen verließ, zeigte, dass die dortige Behandlung die virale Belastung reduziert. Dennoch blieb Virus-RNA im Wasser.
Genetische Varianten auffindbar
Eine Tiefensequenzierung der Proben belegte, dass es auch möglich ist, im Abwasser verschiedene genetische Varianten des Virus auszumachen. „Es wäre denkbar, dass man auf diese Weise künftig früh erkennen könnte, ob Varianten, die gegen bestimmte Medikamente resistent sind, häufiger auftreten“, so Dr. Daniel Todt aus dem Bochumer Forschungsteam.
Die Bochumer Forschenden konnten in aktuellen Arbeiten mehrere Mutationen identifizieren, die zu Resistenzen gegen die Behandlung mit verschiedenen Wirkstoffen führten. „Angesichts der Tatsache, dass diese Varianten die derzeitige und wahrscheinlich auch künftige antivirale Behandlung behindern, ist es wichtig, ihre Häufigkeit in der HEV-infizierten Bevölkerung und in der Umwelt zu untersuchen“, so Todt.