Forschungsbau eingeweiht Start für das Zentrum für Protein-Diagnostik
Das Zentrum für Protein-Diagnostik ist eröffnet worden. Neue Verfahren zur Diagnostik von Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen sollen von hier möglichst schnell in die Klinik zu den Patienten gebracht werden.
Der Alzheimer-Frühtest, der am Lehrstuhl für Biophysik an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) entwickelt wurde, ist ein Hoffnungsträger, um die in Zukunft weiter dramatisch steigende Zahl von Patienten zu reduzieren. Noch gibt es den Test, für den eine einfache Blutprobe genügt, als Prototypen nur in Bochum. In einer zweiten Ausbaustufe ist die Apparatur schon deutlich kompakter geworden. Nun wird sie im neuen Zentrum für Protein-Diagnostik, kurz Prodi, weiterentwickelt. Das ambitionierte Ziel: In gut zwei Jahren soll der Test auch andernorts für klinische Studien verfügbar sein.
In bisherigen klinischen Studien wurden die Alzheimer-Medikamente zu spät verabreicht, was vermutlich für das Scheitern der Studien ausschlaggebend war. Der Test erlaubt jetzt eine frühzeitigere Diagnose, acht Jahre bevor sich die ersten klinischen Symptome zeigen. Er gibt damit Hoffnung, dass die Medikamente in dieser sehr frühen Phase doch noch wirken könnten.
Als Prototyp vor Ort steht der Blutest zugleich prototypisch für das, was im Forschungsbau Prodi am Bochumer Gesundheitscampus passiert: Neu entwickelte Verfahren zur präzisen Diagnostik von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose aber auch von Krebserkrankungen werden in die klinische Anwendung überführt. Im Kern geht es um die Analyse von Proteinveränderungen, die diese Krankheiten sehr früh im bereits symptomlosen Zustand anzeigen können. Das große Ziel ist es, Biomarker in Körperflüssigkeiten zu entdecken.
Zahlen und Fakten
„Der neue Forschungsbau bietet uns herausragende Arbeitsbedingungen, um die begonnenen Projekte auf ein neues Level zu heben. Die neuen, im Verbund Pure entwickelten Verfahren und Erkenntnisse zu Erkrankungen wie Alzheimer, Darm-, Blasen- oder Lungenkrebs sollen künftig noch schneller bei den Patienten ankommen“, sagt Prof. Dr. Klaus Gerwert, geschäftsführender Gründungsdirektor von Prodi. „Je früher wir solche Erkrankungen erkennen, desto erfolgreicher können sie therapiert werden. Das steigert die Heilungschancen enorm.“
In Prodi arbeiten rund 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Verbunds Pure (Protein Research Unit within Ruhr) fachübergreifend und nun auch unter einem Dach eng zusammen.
Die RUB hat den Forschungsbau in diesem Frühjahr in Betrieb genommen, am 3. Juni 2019 ist er mit rund 250 Gästen aus Politik, Gesundheitswirtschaft und Wissenschaft feierlich eröffnet worden. Aus der Landesregierung waren die beiden Ministerien für Kultur und Wissenschaft sowie für Arbeit, Gesundheit und Soziales vertreten, aus der Stadt Bochum der Oberbürgermeister.
Forschungsgebäude der Spitzenklasse
„Mit Prodi übergeben wir ein Forschungsgebäude der Spitzenklasse und setzen den nächsten Meilenstein auf dem Gesundheitscampus NRW – eine tolle Bauleistung aller Beteiligten“, lobt Marcus Hermes, Geschäftsführer des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW. Das Gebäude war in nur zweieinhalb Jahren Bauzeit vom Generalunternehmen Züblin im vorgesehenen Kostenrahmen errichtet worden. Städtebaulich schließt der Forschungsbau am Gesundheitscampus im Bochumer Süden eine Lücke.
Rektor Prof. Dr. Axel Schölmerich betont darüber hinaus die Bedeutung für den gesamten Standort: „Prodi setzt in der Proteinforschung neue Maßstäbe und ist für uns ein gewichtiger Beitrag zum Ausbau der Forschungsinfrastruktur in Bochum. Das zieht Kooperationspartner an und beschleunigt den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis. Die Region profitiert davon.“
Gefördert von Land und Bund
Die Gesamtkosten für Bau und Erstausstattung des Gebäudes liegen bei rund 50 Millionen Euro, je zur Hälfte finanziert von Bund und Land. Der Forschungsbau war 2014 durch die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz bewilligt worden, nachdem der Wissenschaftsrat das Vorhaben „von überragender Bedeutung für den Wissenschaftsstandort Deutschland“ zur gemeinsamen Bund-Länder-Förderung empfohlen hatte.
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