Forschungsneubau Ruhr-Universität Bochum setzt Zeichen im Zukunftsfeld Industrie 4.0
Wer Kunden von vornherein in die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen einbezieht, kann im Grunde genommen nichts falsch machen.
Das Forschungszentrum für das Engineering Smarter Produkt-Service-Systeme (Zess) ist der vierte Forschungsbau, den die Ruhr-Universität Bochum (RUB) im Wettbewerb um die Ansiedlung überregional bedeutsamer Forschungsinfrastruktur einwerben konnte.
Nach der Bewilligung durch die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz Ende Juni 2016 werden der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen den Bau mit rund 28 Millionen Euro fördern.
Sie schaffen damit die räumlichen Voraussetzungen für die Erforschung von Interaktionen zwischen Mensch, Technik und Organisation im Zukunftsfeld Industrie 4.0 an den Schnittstellen der Disziplinen.
Völlig neuartige Laborkonzepte
In sogenannten Co-Working-Spaces arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultäten Maschinenbau sowie Elektrotechnik und Informationstechnik gemeinsam mit Forschern aus den Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften, der Psychologie und Mathematik in einer Community.
Mit dem Living-Lab-Ansatz werden Kunden eingebunden in die Entwicklung smarter Produkt-Service-Systeme, die in völlig neuartigen Laborkonzepten erfolgt. Wichtige Anwendungsfelder sind zum Beispiel die industrielle Robotik, die Car-to-Car-Communication oder die Medizintechnik.
Der Wissenstransfer in die industrielle Praxis und die Gründung von Unternehmen sind Ziele, die sich mit der prototypischen Umsetzung der Produkt-Service-Systeme verbinden.
Baustein für die Worldfactory
„Für die RUB ist Zess nur ein Auftakt. Zess bleibt kein Solitär, sondern ist der Nukleus eines interdisziplinären Forschungsclusters zu Industrie 4.0, in den auch die Bereiche Lehre und Transfer integriert sind“, betont RUB-Rektor Prof. Dr. Axel Schölmerich. „Weitere Cluster sollen folgen. Im Verbund der Univercity Bochum und weiterer Partner in der Region wollen wir die wissensbasierte Stadtentwicklung vorantreiben und das Konzept der Worldfactory umsetzen.“
Auch für die Stadt hat die positive Entscheidung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz Bedeutung. Oberbürgermeister Thomas Eiskich: „Ich freue mich über den erneuten Erfolg der Ruhr-Universität, ein überregional bedeutsames neues Forschungszentrum aufbauen zu können. Mit Zess werden wichtige Vorhaben im Zukunftsfeld Industrie 4.0 auf den Weg gebracht. Damit führen die gemeinsamen Anstrengungen im Technologietransfer zu einer enormen Stärkung unseres Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes.“
Vier neue Forschungsbauten für die RUB
Zess ist der vierte neue Forschungsbau für die RUB: nach dem Zentrum für molekulare Proteindiagnostik, dem Zentrum für molekulare Spektroskopie und Simulation solvensgesteuerter Prozesse und dem Zentrum für Grenzflächendominierte Höchstleistungswerkstoffe.
Mit Zess knüpft die RUB an den erfolgreichen Sonderforschungsbereich/Transregio 29 „Engineering hybrider Leistungsbündel“ an, der seit 2006 das Forschungsprofil auf dem Gebiet der Produkt-Service-Systeme prägt und 2008 zur Gründung des Instituts „Product and Service Engineering“ führte. Smarte Produkte werden durch Integration von Dienstleistungen zu Smarten Produkt-Service-Systemen.