Schwerpunktprogramme Modulares Bauen und vormoderne Gesellschaften
Bauingenieurwesen und Archäologie bekommen Fördergelder für interdisziplinäre Projekte.
Zwei von 14 neuen Schwerpunktprogrammen der Deutschen Forschungsgemeinschaft werden ab 2019 an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) koordiniert. Eines der Programme zielt darauf ab, durch seriengefertigte Module aus Hochleistungswerkstoffen schneller, präziser und ressourcenschonender zu bauen. Das andere Programm stellt vormoderne Gesellschaften des iranischen Hochlands in den Mittelpunkt und untersucht ihre gesellschaftlichen und politischen Beziehungen in verschiedenen Zeitabschnitten. Beide Programme sind auf zweimal drei Jahre angelegt.
Schneller und effizienter bauen
Individuell bauen mit standardisierten Puzzleteilen: So lässt sich zusammenfassen, worauf Bauingenieure, Maschinenbauer, Informatiker und Mathematiker im Schwerpunktprogramm „Adaptive Modulbauweisen mit Fließfertigungsmethoden – Präzisionsschnellbau der Zukunft“ hinarbeiten. „Der bisher übliche handwerkliche Bauprozess ist anfällig gegen Störungen wie zum Beispiel schlechtes Wetter, er ist ungenau und dauert zu lange“, sagt Koordinator Prof. Dr. Peter Mark vom Lehrstuhl für Massivbau. Bauzeiten von Monaten und Jahren, unter Umständen mit entsprechenden Verkehrsbeeinträchtigungen, die der Allgemeinheit schaden, seien nicht zukunftsfähig.
Abhilfe schaffen wollen die Forscherinnen und Forscher nach dem Motto: Individualität im Großen – Ähnlichkeit im Kleinen. Sie entwickeln Module aus Hochleistungswerkstoffen, die in Fabriken in Serie gefertigt werden sollen und auf der Baustelle nur noch zusammengefügt werden müssen. So sollen ohne Verschwendung von Zeit und Material individuelle Bauwerke ganz verschiedener Größenordnungen entstehen. Der gesamte Entwurfs-, Fertigungs- und Montageprozess soll digital unterstützt werden. Neben Forschern der RUB waren an der Initiierung des Schwerpunktprogramms Wissenschaftler aus Karlsruhe und Dresden beteiligt.
Das iranische Hochland und seine Gesellschaften
Das iranische Hochland nimmt in verschiedenen Perioden der Kulturentwicklung eine bedeutende Rolle ein: Seine Gesellschaften stehen in engem Austausch mit den umliegenden Kulturräumen. Wiederholt intensivierten sich die Einflüsse aus Mesopotamien, Kaukasien oder Mittelasien, sei es durch Wirtschaftsverkehr, Zuwanderung oder politische Inklusion. Umgekehrt haben die Gesellschaften des iranischen Hochlandes diese Beziehungen in ihre eigenen Netzwerke integriert, sie umgeformt oder sich ihnen gegenüber widerständig verhalten. Das Hochland und seine Akteure konnten so politisch, ökonomisch und sozial prägend auf ihre Umfelder einwirken. Die Landschaften, ihre Ressourcen und spezifischen Lebensbedingungen trugen dazu bei. „Dennoch sind die kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Prozesse für verschiedene Perioden kaum im Detail untersucht, standen sie doch meist im Schatten einer auswärtigen – beispielsweise mesopotamischen – Perspektive“, so Prof. Dr. Thomas Stöllner, Inhaber des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte.
Das von ihm koordinierte Schwerpunktprogramm „Das iranische Hochland: Resilienzen und Integration in vormodernen Gesellschaften“ versteht das iranische Hochland als das zentrale iranische Plateau und versucht, die verschiedenen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Prozesse dieses Raums nachzuzeichnen. Bis zu 20 Projekte sollen aus den Archäologischen Wissenschaften, der naturwissenschaftlichen Archäologie und Archäometrie, der Iranistik sowie der Ethnographie zusammenarbeiten.