Buch Psychiatrische Behandlung zwischen Freiheit und Zwang
Darf gegen den Willen eines Patienten mit psychischer Störung gehandelt werden? Experten haben ein interdisziplinäres Praxisbuch dazu geschrieben.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es im Grundgesetz. Doch wenn Patienten in psychiatrischer Behandlung nur mit körperlicher Gewalt vor schlimmeren Folgen ihres eigenen Handelns bewahrt werden können, drängt sich die Frage auf, wie dies mit der Menschenwürde vereinbar ist.
Solche Konflikte diskutieren Psychiater, Pflegende, Sozialarbeiter, Juristen und Betroffene in dem neuen Buch „Ethik in der Psychiatrie“, das im September 2017 im Psychiatrie-Verlag erschienen ist. Mit Beiträgen von Fachleuten verschiedener Disziplinen beleuchtet Prof. Dr. Dr. Jochen Vollmann darin das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Vollmann ist Medizinethiker und Psychiater an der Ruhr-Universität Bochum.
Ein Wegweiser für die Gratwanderung
Sich mit den unterschiedlichen Formen von Gewalt auseinanderzusetzen ist für alle Berufsgruppen in der Psychiatrie unumgänglich. Ob beim Drogenentzug, der Zwangsunterbringung oder der Zwangsbehandlung von psychisch Kranken: Stets gilt es, die geeigneten Maßnahmen abzuwägen, um das Selbstbestimmungsrecht des psychisch Kranken zu respektieren und gleichzeitig schweren Schaden für sein gesundheitliches Wohl abzuwenden.
„Wichtig ist aus meiner Perspektive des Medizinethikers, diese ethische Dilemmasituation zu erkennen und professionell anzunehmen, anstatt sie kleinzureden“, sagt Herausgeber Jochen Vollmann.
Das Praxisbuch „Ethik in der Psychiatrie“ vermittelt Grundlagen, benennt ethische Konflikte, entwickelt Perspektiven für die Praxis und diskutiert diese anhand ausgewählter Fallbeispiele. Die Autorinnen und Autoren des Buchs beschreiben nicht nur problematische Situationen, sondern geben Betroffenen auch Leitlinien an die Hand, um ethisch vertretbare Entscheidungen zu finden.