Projektstart An der Grenze zwischen Kunst und Wissenschaft
Passend zum Thema sollen die wissenschaftlichen Arbeiten in eine Ausstellung münden.
Ein neues Projekt zur Verbindung von Kunst und Wissenschaft startet im April 2018 am Seminar für Slavistik/Lotman-Institut für russische Kultur der Ruhr-Universität Bochum. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Vorhaben mit 342.000 Euro für drei Jahre. Am Beispiel der Staatlichen Akademie für künstlerische Forschung in Moskau zwischen 1921 und 1930 beschäftigt sich das Team um Privatdozent Dr. Nikolaj Plotnikov und Dr. Anke Hennig mit der Frage, was künstlerische Forschung ist und wie diese die Verbindung von Wissenschaft und Kunst darstellt.
Unvollendetes Projekt als Forschungsgegenstand
Gegründet unter anderem von Wassily Kandinsky war die Moskauer Akademie für künstlerische Forschung ein großer Verbund von Künstlern, Philosophen, Psychologen und Kulturwissenschaftlern. Ihr Ziel war es, neue Formen des Sprechens und Forschens in der Kunst und über die Kunst in der postrevolutionären Kultur zu entwickeln.
Zentrales Projekt der Akademie war eine Enzyklopädie der Kunstwissenschaften, die jedoch nie vollendet wurde. Dennoch sind aus der Arbeit an der Enzyklopädie zahlreiche Mitschriften von Diskussionen, sogenannte Stenogramme, vorhanden, in denen eine neue Form der künstlerischen und kunstwissenschaftlichen Begriffsbildung erkennbar ist. Sie bilden das Untersuchungskorpus für das neue Forschungsprojekt.
Neue Formen der Wissensgewinnung
Das Team beschäftigt sich mit zwei Funktionen der Stenogramme. Die Forscher reflektieren die Schriften zum einen als Verfahren zur Wissensgewinnung, zum anderen als künstlerische Praxis. Anhand dieser Analysen stellen sie sowohl das bisherige Verständnis der Akademie der künstlerischen Forschung auf den Prüfstand als auch die gegenwärtige Forschungspraxis. Sie suchen dabei zum Beispiel nach neuen Formen, wie Wissen an der Grenze zwischen Kunst und Wissenschaft gewonnen werden kann.
Ergebnisse als Ausstellung
Die Ergebnisse des Projekts „Kunst-Forschung zwischen Stenogramm und Enzyklopädie. Strategien der Wissensgewinnung und -dokumentation an der Staatlichen Akademie für künstlerische Forschung in Moskau (1921–1930)“ werden nicht nur in Form einer wissenschaftlichen Monografie sowie eines Tagungsbandes veröffentlicht, sondern auch im Rahmen einer Ausstellung präsentiert, die in Kooperation mit Situation Kunst in Bochum entsteht.