Geowissenschaft Wie Geodesign die Stadtplanung verbessern könnte
Bislang hat sich Geodesign bei der Stadtplanung nicht durchgesetzt. Dabei könnte es einiges so viel leichter machen.
Bei der Stadtplanung müssen oft konkurrierende Wünsche – wie mehr Wohnraum schaffen, aber gleichzeitig die Biodiversität erhalten – unter einen Hut gebracht werden. Wie das künftig besser gelingen könnte, hat ein internationales Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum mit Partnern aus Deutschland, Italien, Schweden und den Niederlanden untersucht. Anhand einer Fallstudie in Stockholm zeigen die Forschenden auf, dass Geodesign die Stadtplanung bereichern könnte, indem es die Koproduktion von Wissen zwischen verschiedenen Interessengruppen unterstützt. Die Ergebnisse publizierte das Team am 19. Oktober 2024 im Ambio Journal der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften.
Stockholm-Stadtteil als Modellregion
Ziel des Geodesigns ist es, nachhaltige Lösungen für Städte und Landschaften zu entwickeln. Dabei kommen Stakeholder-Diskussionen und digitale Tools zum Einsatz, die geografische Daten nutzen. Letztendlich werden verschiedene Szenarien für die Stadtplanung simuliert, die in einem schrittweisen Prozess immer weiter optimiert werden. Dieses Vorgehen wandten die Forschenden auf den Stadtteil Skarpnäck in Stockholm an. Die Region befindet sich aufgrund des Bevölkerungswachstums im Wandel. Begrenzte Landressourcen, Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt stellen Planerinnen und Planer vor Herausforderungen.
„Fragen der städtischen Nachhaltigkeit sind von Natur aus komplex“, weiß Dr. Blal Adem Esmail, der die Studie an der Ruhr-Universität Bochum koordinierte und mittlerweile am Center for Global Mountain Safeguard Research (Eurac Research) in Italien tätig ist. „Stadtplaner*innen können eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der Herausforderungen spielen, indem sie unterschiedliche Daten und Kenntnisse integrieren und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Verwaltungsebenen und Kompetenzbereichen erleichtern.“
Geodesign in Workshop getestet
Für das Projekt konzentrierte sich das Team auf die Umsetzung naturbasierter Lösungen in Skarpnäck. 14 Planungsexpertinnen und -experten machten bei einem Geodesign-Workshop mit. Die Teilnehmenden repräsentierten verschiedene Planungsebenen von der lokalen bis zur regionalen Ebene und waren vertraut mit den gesellschaftlichen Herausforderungen, denen sich Stockholm gegenübersieht.
Die Ergebnisse zeigten, dass Geodesign das kollektive Denken und die Kommunikation effektiv fördert und es den Beteiligten ermöglicht, zwischen verschiedenen Perspektiven zu vermitteln und zur Entscheidungsfindung beizutragen. Entscheidend dabei ist – so zeigte die Studie auch –, dass die verwendeten Geodaten von guter Qualität sind und der Modellierungsprozess einfach gehalten wird, um glaubwürdige Ergebnisse zu erhalten.
„Geodesign ist in der realen Planungspraxis bislang eine Nische“, sagt Prof. Dr. Christian Albert, früher an der Ruhr-Universität Bochum, nun an der Leibniz Universität Hannover. „Um es durchgängig zu etablieren, sind benutzerfreundliche Werkzeuge erforderlich, die auf die praktischen Bedürfnisse von Planerinnen und Planern zugeschnitten sind, sowie umfassende Schulungsprogramme. Dann kann es für Städte, die vor komplexen Planungsherausforderungen stehen, ein Weg nach vorn sein, insbesondere wenn es um naturbasierte Lösungen geht.“