
Romanistikseminar Bochum? Je ne sais pas!
So möchten deutsche und französische Studierende Bochum in Frankreich bekannter machen.
Dieses Phänomen erlebt man nicht nur, aber auch in Frankreich: Man möchte erklären, aus welcher Ecke Deutschlands man kommt. Bochum funktioniert da so gut wie nie, das kennt kaum jemand. Das Ruhrgebiet ebenso wenig. Vielleicht Düsseldorf oder Köln. Spätestens Hamburg funktioniert. Eine Situation, die unbefriedigend ist. Und vielleicht auch unnötig?
Das wollten fünf deutsche und vier französische Studierende genauer wissen. Sie nahmen am Seminar „Diskurse und Praktiken kultureller Vermittlung“ von Dr. Nathalie Piquet teil. Dieser Kurs ist nicht nur fester Bestandteil des Doppelmaster-Studiengangs der RUB mit ihrer Partneruniversität in Tours, sondern auch immer wieder eine Quelle kreativer Projekte. Nachdem kürzlich sehr praxisnah französische und deutsche Sprichwörter verglichen wurden, widmeten sich die Studierenden diesmal dem Stadtmarketing.

„Die Idee war, Bochum für ein französischsprachiges Publikum interessant zu machen“, erklärt Dozentin Piquet. „Mir war es wichtig, dass die Studierenden sich gegenseitig unterstützen. Die Deutschen wissen mehr über Bochum, die Franzosen haben noch den fremden Blick und können besser einschätzen, was es bei ihren Landsleuten gut ankommt.“
Franzosen haben keine Vorurteile über Bochum
Mit dieser Idee wandte Piquet sich an Christian Gerlig von Bochum-Marketing. Er lud die Dozentin und ihre Studierenden ein und zeigte die aktuelle Werbekampagne für Bochum. Vor allem den Deutschen fiel auf, dass sich Bochum in dieser Kampagne offenbar ein wenig von den typischen Klischees über das Ruhrgebiet distanzieren möchte. Die Franzosen andererseits haben gar keine Vorurteile über Bochum, weil Bochum in Frankreich schlicht nicht bekannt ist.
Basierend auf dieser Tatsache entwickelte das studentische Projektteam zwei eigene Marketingideen und präsentierte sie am 19. Juli 2017 bei Bochum-Marketing. Zu sehen gab es einerseits einen knapp zweiminütigen Imagefilm namens „Bienvenue à Bochum“. Er zeigt typische Sehenswürdigkeiten wie Bergbau-Museum, Schauspielhaus, Bochum Total, Kemnader See, Bermudadreieck oder RUB, die mit lockeren schriftlichen Hinweisen auf Französisch benannt werden.
Auch die andere Idee bezieht die sozialen Medien ein, namentlich Facebook und Instagram. Die Studierenden gründeten die öffentliche Facebookgruppe „Francophones à Bochum“. Jedes Mitglied kann hier – natürlich auf Französisch – seine ganz persönlichen Erfahrungen mit Bochum posten und die Stadt damit greifbarer und attraktiver machen: Lieblingsorte, Ereignisse und vieles mehr. Innerhalb weniger Tage ist die Gruppe auf 45 Mitglieder angewachsen – Tendenz steigend. Auch auf Instagram posten die Romanistikstudierenden regelmäßig Fotos von Bochum.

Christian Gerlig gefallen die Ergebnisse des Seminars. Beim Facebookauftritt mag er vor allem das Persönliche und Emotionale. Auch wenn er die Vorschläge nun nicht eins zu eins umsetzten wird, freut er sich darüber, dass die drei Plattformen der Studierenden bestehen bleiben und bestenfalls die eigene Marketingstrategie erfolgreich ergänzen.
Es war perfekt, mal etwas sozusagen in Echt auszuprobieren.
Nathalie Piquet
Genau wie er hatten auch alle Studierenden viel Spaß bei der Zusammenarbeit. Sie freuten sich darüber, so eng mit Bochum-Marketing kooperiert zu haben, neue Ecken von Bochum kennengelernt zu haben und überhaupt mal runter vom Campus gekommen zu sein. „Es war perfekt, mal etwas sozusagen in Echt auszuprobieren“, fasst Nathalie Piquet zusammen und denkt sich für ihr nächstes Seminar garantiert wieder etwas Ungewöhnliches aus.