Sophia Helmert und Klemens Störtkuhl sind sich einig: Der Optionalbereich ergänzt das gelernte Fachwissen im Studium gut. © RUB, Kramer

Optionalbereich Seit 25 Jahren ein Erfolgskonzept

Was den Optionalbereich so besonders macht und wo die Idee dafür eigentlich herkam, erzählen eine Studentin und der zuständige Studiendekan in einem Interview.

Das Vorgängermodell vom heutigen Optionalbereich entstand 1993: Was steckt hinter dem Konzept und welche Erfahrungen machen Studierende damit? Die RUB-Redaktion traf den Studiendekan Prof. Dr. Klemens Störtkuhl und die Studentin Sophia Helmert und hat einfach mal nachgefragt.

Herr Störtkuhl, beschreiben Sie doch einmal den Optionalbereich mit drei Stichworten?
Klemens Störtkuhl: Interdisziplinarität, über den Tellerrand schauen und individuell studieren, was man möchte.

Und was würden Sie sagen, Frau Helmert?
Sophia Helmert: Große Auswahl, leider auch eine begrenzte Teilnehmerzahl und neue Erfahrungen.

Danke. Wie sahen diese neuen Erfahrungen denn aus?
Helmert: Ich habe im Bachelor Theaterwissenschaft und Anglistik studiert und habe zum Beispiel im Optionalbereich einen Kurs zum Kulturmanagement besucht. Dort habe ich gelernt, wie Kulturprojekte eigentlich umgesetzt werden. Und konnte viele praktische Aspekte kennenlernen, die in meinem Studium selbst nicht vorgekommen sind, weil es ein theoretisches Studium war.

Ich konnte durch den Optionalbereich sehen, was für Möglichkeiten ich nach dem Studium habe. Das war sehr hilfreich für mich.

Störkuhl: An Ihrem Beispiel erkennt man sehr gut, worum es im Optionalbereich geht: nämlich um zusätzliche berufsqualifizierende und praxisorientierte Kompetenzen. Sie haben in Ihrem eigentlichen Fach die Theorie, die Theaterwissenschaft, vermittelt bekommen und sich dann im Optionalbereich zeigen lassen, wie man so ein Theater eigentlich managed oder ein Event plant. Das sind Dinge, die im Fachcurriculum nicht verortet sind.

Es gibt aber darüber hinaus auch andere Kompetenzfelder, nicht nur die, die gezielt auf konkrete Berufe ausgerichtet sind.

Die Fähigkeit, sich mit anderen Disziplinen auseinandersetzen zu können, ist auch in der Wirtschaft gefragt.


Klemens Störtkuhl

Welche sind das?
Zum Beispiel Module, in denen Studierende aus den Geisteswissenschaften Arbeitsweisen in den Naturwissenschaften kennenlernen und umgekehrt. Das meinte ich mit dem Blick über den Tellerrand. Die Fähigkeit, sich mit anderen Disziplinen auseinandersetzen zu können, ist auch in der Wirtschaft gefragt. Studierenden das zu ermöglichen, ist ein Ziel, dass wir mit dem Optionalbereich haben.

Aktuell ist der Optionalbereich aber nicht für alle Studierende im Bachelor Pflicht. Richtig?
Störtkuhl: Genau. Das ist historisch bedingt. 1993 ist das Reformmodell für die Magisterstudiengänge an den Start gegangen. Der heutige Optionalbereich hat sich 2001 daraus entwickelt und wurde im Curriculum der 2-Fächer-Bachelorstudiengänge fest verankert. Studierende dieser Studiengänge müssen entsprechend Module belegen.

Nun hat sich aber herausgestellt, dass das Angebot auch für die übrigen Bachelorstudierenden mit nur einem Fach ganz interessant ist. Deshalb gibt es schon vereinzelt Fächer, die den Optionalbereich auch im 1-Fach-Bachelorstudiengang aufgenommen haben – wie Sozialwissenschaft, Sportwissenschaft, Biologie und Archäologische Wissenschaften. Vor allem der interdisziplinäre Charakter macht den Optionalbereich für die Fächer interessant.

Ich habe Dinge gelernt, die mir auch im Studium helfen.


Sophia Helmert

Frau Helmert, was hat für Sie denn den Optionalbereich interessant gemacht?
Helmert: Da für mich feststand, dass ich auch den Master mache, war es weniger der berufspraktische Aspekt. Vielmehr habe ich Dinge gelernt, die mir auch im Studium helfen. Zum Beispiel habe ich den Kurs „Roman schreiben in 30 Tagen“ belegt. Das Wissen konnte ich auch für Texte im Studium anwenden.

Der Optionalbereich ergänzt also das eigentliche Studium nicht nur um Berufskompetenzen.
Störtkuhl: Früher war das Studium an sich viel breiter aufgestellt, mehr eine ganzheitliche Ausbildung nach Humboldtschen Ideal. Das heutige Bachelor- und Mastersystem ist eben sehr fachorientiert. Der Optionalbereich hilft, das zu kompensieren. Wir bekommen Humboldt sozusagen durch die Hintertür ins Studium.

Und nach den Erfahrungen von Frau Helmert scheint es zu funktionieren.
Störtkuhl: Genau. Die RUB ist in Deutschland auch die führende Universität in dem Bereich. Wir haben 500 Module im Angebot und etwa 12.000 Studierende, die diese besuchen. Keine andere Uni ist so gut aufgestellt.

Wenn Sie es sich wünschen könnten, wie sollte es mit dem Optionalbereich weitergehen?
Störtkuhl: Mein Wunsch wäre es, wenn wir den Optionalbereich auch im Masterstudium anbieten können. Und auch bei den 1-Fach-Bachelorstudiengängen. Wobei sich das ja schon entwickelt.

Die Erfahrungen, die ich im Optionalbereich gemacht habe, waren mit die prägendsten.


Sophia Helmert

Frau Helmert, was würden Sie denn Ihren Kommilitonen sagen, die nun laut ihrem Studienplan den Optionalbereich belegen müssen und gar nicht wissen, was ihnen das bringt?
Ich kann das verstehen. Mir ging es zu Beginn des Studiums ähnlich. Ich hatte ja schon zwei Fächer und sollte mich auch noch um den Optionalbereich kümmern. Jetzt nach meinem Bachelorstudium würde ich aber sagen: Genießt es! Es war immer toll, dass ich Studierende aus anderen Fächern kennengelernt habe. Die Erfahrungen, die ich im Optionalbereich gemacht habe, waren mit die prägendsten.

Vom Reformmodell zum Optionalbereich

Der heutige Optionalbereich basiert auf dem Reformmodell der Magisterstudiengänge, das 1993 initiiert wurde. Ziel dieses Modells war es, unter anderem ein breites Grundwissen und einen stärkeren Praxisbezug ins Studium zu bringen. Mit der späteren Einführung des Bachelor- und Masterstudiums ging 2001 die Idee des Reformmodells als Optionalbereich in die gemeinsame Prüfungsordnung ein.

Für das Angebot kooperieren 14 RUB-Fakultäten miteinander. Sie stellen pro Jahr über 500 Module zusammen, die viele Themen abdecken: Von praktischer Bienenkunde über Arabisch-Kurse bis hin zur Musikwirtschaft reicht das Angebot, mit dem sich die Studierenden berufsqualifizierende Kompetenzen und sogenannte Soft Skills nach individuellem Interesse aneignen können.

Besonders ist dabei, dass die Studierenden über die eigenen Fächergrenzen hinaus Wissen vermittelt bekommen und in interdisziplinären Kursen lernen.

Veröffentlicht

Mittwoch
13. Juni 2018
09:50 Uhr

Von

Katharina Gregor

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