Es hat sich gelohnt: Prof. Dr. Judith Visser (links) und Studentin Lena Stawski erzählen von einem Lehrmodul zum Thema Mexiko. © RUB, Kramer

Forschendes Lernen Alles auf Spanisch

Mit diesem Modul in der Romanistik haben nicht nur die Studierenden etwas dazu gelernt.

Kann ein Seminar funktionieren, in dem Studierende möglichst viel Mitspracherecht erhalten?

Im Fall von Prof. Dr. Judith Visser und Prof. Dr. Yasmin Temelli ist die Antwort eindeutig ein Ja. Sie haben im Wintersemester 2017/2018 und im Sommersemester 2018 ein Modul zu interdisziplinären Perspektiven auf Mexiko geleitet. Den Inhalt haben sie nur grob geplant, denn sie wollten den Studierenden die Möglichkeit geben, sich einzubringen. „Wir haben im ersten Teil des Moduls den Teilnehmern viel Input zu möglichen Forschungsthemen gegeben, für das eigene Projekt hat sich jeder selbst entschieden“, sagt Visser. „Einen Themenschwerpunkt gab es nicht, es war alles möglich.“

Ich wollte nicht nur Wissen reproduzieren.


Lena Stawski

Für Spanischstudentin Lena Stawski war das genau der Grund mitzumachen: „Es hat mich gereizt, ein Forschungsseminar zu besuchen. Ich wollte nicht nur Wissen reproduzieren, sondern selbst etwas zur Forschung beitragen.“

Das zweisemestrige Projekt, das im Universitätsprogramm Forschendes Lernen gefördert wurde, bestand aus drei wissenschaftlichen Bereichen, die im normalen Studienverlaufsplan meist als voneinander unabhängige Seminare angeboten werden. „In den romanistischen Studiengängen ist es eigentlich so, dass die Studierenden in ihrem Masterstudium ein Modul besuchen, dass sich aus den Bereichen Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft und Sprachwissenschaft zusammensetzt. Häufig beklagen sich Studierende, dass sie das Gefühl haben, die drei Bereiche haben nichts miteinander zu tun“, sagt Visser. Deshalb entwickelte sie mit ihrer Kollegin Temelli das neue Angebot, indem alles zusammengeführt wurde.

Die Wissenschaftlerinnen lieferten die Forschungsbasis zu den Bereichen und luden Gastredner ein. „Diese mussten wir vorab schon einladen, sonst wäre die Reiseplanung schwierig geworden. Die Studierenden stimmten aber zum Beispiel ab, welchen Kollegen sie in der geplanten Videokonferenz sprechen wollten“, sagt Visser.

Zum Universitätsprogramm

Das Universitätsprogramm Forschendes Lernen fördert neue Lehrkonzepte im Bachelor- und Masterstudium. RUB-Lehrende können sich mit ihren Ideen bewerben. In jedem Kalenderjahr gibt es viermal die Chance, ein Projekt im forschenden Lernen zu beantragen. Im Wintersemester 2018/2019 gelten die Stichtage 15. November und 15. Januar.

Der Kurs entschied sich für den Romanisten Oswaldo Estrada. Er lehrt und lebt in North Carolina und tauschte sich mit den Studierenden aus. Sein zentrales Thema Gewalt wurde auch ein Schwerpunkt im Modul. „Das Thema dominiert in vielen künstlerischen Produkten, auch wenn die Darstellung nicht immer der Realität entspricht“, sagt Visser. Und Lena Stawski ergänzt: „Das Thema ist vielleicht für viele spannend, weil man selbst schnell an das Thema Drogenkartelle denkt, wenn man Mexiko hört.“

Die Studentin entschied sich dazu, in ihrer Forschungsarbeit spanische Comics und die Gewaltdarstellung in ihnen zu untersuchen. Seminardiskussionen, Präsentationen und die komplette Arbeit wurden ausschließlich auf Spanisch geführt und umgesetzt. Für die Studentin war das etwas Neues. „Es ist schon anstrengend, alles auf Spanisch zu machen. Das war vor allem im Kolloquium schwierig. Denn da gab es schließlich auch Fragen der anderen Studierenden, die ich beantworten musste“, sagt sie.

Das ganze Modul war eine Bereicherung.


Lena Stawski

„Das Modul bot genau das an, was viele Studierende der Romanistik schon lange fordern: mehr Sprachpraxis und wissenschaftliches Schreiben auf Spanisch. In den Lehrplänen ist das bisher kaum vorgesehen“, sagt Visser. Die entstandenen Texte sollen demnächst auch auf Spanisch publiziert werden.

Für Lena Stawski hat es sich gelohnt. „Das ganze Modul war eine Bereicherung. Von der Themenfindung bis hin zu den Absprachen mit den Dozentinnen. Die Publikation ist dabei die Krönung des Ganzen“, sagt sie. Und auch Judith Visser hat viel gelernt.

„Normalerweise bekomme ich von dem Prozess einer Hausarbeit als Dozentin zu wenig mit. Nun konnte ich die Studierenden dabei intensiv begleiten und habe selbst viel über studentische Arbeitsweisen und Forschung gelernt“, sagt sie. Für die Romanistin war es auch das erste interdisziplinäre Lehrprojekt dieser Art. „Ich kann mir gut vorstellen, Ähnliches weiter anzubieten. Vielleicht auch im Französischen. Das Projekt hat sich in vielerlei Hinsicht gelohnt. Daran möchte ich anknüpfen.“

Veröffentlicht

Montag
10. September 2018
12:44 Uhr

Von

Katharina Gregor

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