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„Wir machen die Praxis im Studium erfahrbar“
Prof. Dr. Uta Wilkens vom Institut für Arbeitswissenschaft und Dr. Stephanie Heimgartner aus der Komparatistik haben nicht nur gemeinsam, dass sie beide an der RUB lehren, sondern beide integrieren in ihre Lehrveranstaltungen regelmäßig praxisnahe Projekte und Aufgaben. Welchen Mehrwert das hat, erzählen sie im Interview.
Frau Wilkens, Frau Heimgartner, was bedeutet Transfer in der Lehre für Sie?
Uta Wilkens: Ich kann Themen von der Wissenschaft in die Praxis transferieren. Das mache ich zum Beispiel, wenn ich mit RUB-externen Partnern zusammenarbeite und mit Studierenden eine wissenschaftliche Lösung für diese Praxispartner erarbeite.
Es kann aber auch sein, dass die Transferrichtung anders herum ist, zum Beispiel mit Simulationen. Dabei können Studierende Situationen kennenlernen, die sie später im Beruf auch haben werden, und sich daran ausprobieren, zum Beispiel in schwierigen Mitarbeitergesprächen. Wir machen die Praxis so im Studium schon erfahrbar.
Stephanie Heimgartner: In der Lehre bedeutet Transfer, dass die Studierenden dabei unterstützt werden, ihre fachlichen, praktischen und kommunikativen Kompetenzen auszubauen, sodass sie sich erfolgreich in professionelle Netzwerke und soziale Strukturen einbringen können.
Für mich ist Transfer ein selbstverständlicher Teil der Lehre.
Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie damit schon gemacht?
Heimgartner: Im Laufe der letzten Jahre habe ich zahlreiche projektorientierte Seminare geleitet, in denen Studierende die Möglichkeit hatten, fachliche Gegenstände mit der Praxisarbeit zu verbinden. So kamen kritische Editionen literarischer Texte, ein Feuilletonblog oder auch eine Onlinekarte der Ruhrgebietsliteratur zustande. Ich habe zusammen mit den Studierenden unter anderem einen literarischen Wettbewerb begleitet und eine Literaturagentur ins Leben gerufen.
Wilkens: Bei mir hat jedes Mastermodul eine integrierte Praxiswoche, in der Studierende das theoretisch-konzeptionelle Wissen aus dem Modul in Lösungswege für die Praxis überführen.
Für mich ist Transfer ein selbstverständlicher Teil der Lehre, den ich seit 15 Jahren praktiziere. Ich müsste eher nachdenken, ob ich eine Lehrveranstaltung habe, bei der Transfer keine Rolle spielt.
Was treibt Sie dazu an, Transfer in die Lehre zu bringen?
Heimgartner: Für mich dient universitäre Lehre nicht nur dem Erwerb von Wissen. Wichtig ist, dass Studierende lernen, ihr Wissen in fachlichen, interdisziplinären und gesellschaftlichen Zusammenhängen zu denken.
Ich möchte Seminar entwickeln, die den Studierenden Erfahrungen ermöglichen. Sie sollen im Laufe des Studiums verstehen, was es bedeutet, Wissen und Kompetenzen aus unterschiedlichen Perspektiven zusammenzubringen.
Ich habe mittlerweile eine ganze Liste von Alumni, die mithilfe solcher Projekte ihre erste Arbeitsstelle gefunden haben.
Wie sieht der konkrete Mehrwert für Studierende aus?
Heimgartner: Die Studierenden sammeln mit den Angeboten zum einen Kontakte in die Arbeitswelt und stärken zum anderen ihr Selbstvertrauen in ihre professionellen Kompetenzen. Ich habe mittlerweile eine ganze Liste von Alumni, die mithilfe solcher Projekte ihre erste Arbeitsstelle gefunden haben.
Wilkens: Der Kompetenzerwerb ist nachweislich höher als in konventionellen Lehrformaten. Wir machen ja Vorher-Nachher-Messungen der Kompetenzprofile und können zeigen, dass neben der Anwendungs- und interdisziplinären Kompetenz durch transferorientierte Formate gerade auch die Forschungskompetenz der Studierenden sehr stark steigt. Das überrascht auch nicht, denn bevor die Studierenden praktische Lösungen entwickeln, müssen sie in den Projekten wissenschaftliche Grundlagen zusammenbringen und in ein eigenes Konzept überführen.
Viele Transfer-Projekte an der RUB erzeugen einen Schub in der Region.
Sie haben die RUB gemeinsam schon auf einer Tagung in Konstanz zum Thema Transfer in der Lehre vertreten. Welche Bedeutung hat das Thema denn für die RUB insgesamt?
Wilkens: Viele Transfer-Projekte an der RUB erzeugen einen Schub in der Region: Zum Beispiel haben die Exzellenzcluster auch starke Transferfelder. Die Worldfactory, Mark 51°7 oder das geplante Exzellenz-Start-up-Center weisen ganz klar in diese Richtung. Transferorientierte Lehre fügt sich da unmittelbar ein und bindet Engagement über Statusgruppen hinweg.
Das wirkt sich positiv auf die Identitätsbildung der Studierenden aus. Sie wählen bei den Projekten, die sie bearbeiten, oft Themen mit lokalem Bezug und beginnen, sich sehr viel stärker mit der Entwicklung der RUB und der Region auseinanderzusetzen. Sie möchten Teil dieser Entwicklungen sein.
... Sie sich auch digital über laufende Transferprojekte informieren können? Unter anderem führen folgende Links zu interessanten Übersichten:
Außerdem gibt es am 5. Juni 2019 beim Digital Philology Day Einblicke in digitale Transfer-Projekte aus der philologischen Fakultät.
15. Mai 2019
08.58 Uhr