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Was ist 1945 in Nagasaki passiert?
„Vor dem Seminar wusste ich nicht, was es für eine Bedeutung haben wird, daran teilzunehmen“, sagt Japanologie-Student Dennis Rosinski zu einem Kurs von Annette Hansen und Prof. Dr. Eichii Kido. Der Student hatte im Wintersemester 2019/2020 die Möglichkeit, seine Sprachkenntnisse dafür einzusetzen, Erinnerungen zu erhalten. Erinnerungen, die ansonsten für die wenigsten in Deutschland verständlich gewesen wären. Zusammen mit seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen übersetzte er ein Video eines Zeitzeugeninterviews. Darin erzählt Akira Nakamura, wie er 1945 als 14-Jähriger den Atombombenabwurf auf Nagasaki erlebte und welche Folgen das für ihn, seine Freunde und seine Familie hatte.
„Ich bin stolz, dass ich dieses Video mitübersetzt habe“, sagt Rosinski. Die Übersetzungsarbeit ist Teil eines internationalen Projektes der Nationalen Gedächtnishalle für die Atombombenopfer, die in Hiroshima steht. Aus ganz Deutschland beteiligten sich Studierende daran, Interviews von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Hiroshima und Nagasaki ins Deutsche zu übersetzen. „Textarbeit mache ich viel im Studium. Aber für mich war das ein Novum, dass das Ergebnis auch veröffentlicht wird“, sagt Dennis Rosinski.
Es war schön, zu sehen, was bei der Textarbeit rausgekommen ist. Aber eben auch sehr traurig.
Die Arbeit am Text teilten sich die 20 Studierenden im Kurs auf und stimmten sich so ab, dass am Ende ein zusammenhängender Untertitel für das Video entstanden ist. „Bei der Textarbeit gab es immer mal Wörter, die es im Deutschen nicht gibt, oder Begriffe, die man aus der deutschen Kultur nicht kennt“, sagt Dennis Rosinski. Das Ergebnis schauten sich die Japanologie-Studierenden aus Bochum gemeinsam an. „Es war schön, zu sehen, was dabei rausgekommen ist. Aber eben auch sehr traurig“, sagt der Student.
Akira Nakamura verlor 1945 seine ältere Schwester, seine Eltern und seinen besten Freund. „Ein Mensch braucht doch die Unterstützung anderer. In einem Nagasaki, in dem ich weder Freund noch sonst jemanden hatte, konnte ich nicht bleiben“, sagt der Zeitzeuge im Video dazu, dass er seine Heimat verließ.
Dennis Rosinski war selbst schon mehrmals in Japan und besuchte dabei auch eine Gedenkstätte zum Atombombenabwurf in Hiroshima. „Ich war und bin sehr beeindruckt, wie die Menschen dort mit ihren Erinnerungen umgehen. Ich hoffe, dass viele deutsche Touristen demnächst das Video dort sehen und verstehen können, was Nakamura Akira erlebte“, sagt er. „Es ist toll, Teil von etwas zu sein, was der Nachwelt erhalten bleibt“, so der Student.
21. Februar 2020
09.50 Uhr