Lehre Auf Augenhöhe übers Liebesleben reden
Ein Projekt, mit dem es Schülerinnen und Schülern leichter fällt, über Tabuthemen zu sprechen.
Elf Studierende der Ruhr-Universität Bochum haben im März 2023 eine besondere Exkursion zur Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum gemacht. Sie haben an drei Tagen Schülerinnen und Schülern Fragen rund um das Thema Liebe und Sex beantwortet. Die Exkursion war Teil des Projektes Liebesleben, das die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung organisiert. In dem Projekt können Schülerinnen und Schüler Themen rund um Sex, Partnerschaft und Körper an sechs Mitmachstationen kennenlernen, die für die Aktionstage in der Schule aufgebaut waren.
Dr. Nina Minkley von der AG Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie hatte die Idee, das Projekt Liebesleben in die Lehre einzubringen und so Studierenden die Möglichkeit einer Praxiserfahrung an Schulen zu bieten. Vorbereitend zur Exkursion gab es für die teilnehmenden Studierenden eine Schulung zu den Mitmachstationen. Die erste Exkursion dieser Art gab es 2022.
Für Minkley war vor allem der direkte Kontakt zwischen Studierenden und Schüler*innen besonders. „Die Studierenden haben so die Möglichkeit, die Mitmachstationen mit verschiedenen Schüler*innengruppen durchzuführen. Dadurch fallen ihnen direkt die zum Teil großen Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen auf. Eine Erfahrung, auf die sie auch in ihrem späteren Berufsalltag immer wieder stoßen werden. Sie können dadurch direkt ihr Handeln variieren und verschiedene Vorgehensweisen ausprobieren“, sagt sie.
Tabuthemen im Kontext Schule ansprechen
Alle teilnehmenden Studierenden studieren Biologie für Gymnasium und Gesamtschule. „Das Projekt ermöglicht, über vermeintliche Tabuthemen zu sprechen und Schüler*innen in einem interaktiven handlungsorientierten Umfeld über Sexualität, Schutzmöglichkeiten sowie Vielfalt aufzuklären. Ich konnte erste Erfahrungen über die Vermittlung von sexueller Gesundheit, sexueller Orientierung und Beziehungen im Kontext Schule sammeln“, sagt Studentin Zülal Özleyen, die an der Exkursion teilnahm. Sie studiert Biologie, Geografie und Bildungswissenschaften im Master of Education.
„Die Exkursion hat mir viel Freude bereitet. Ich habe durch die Exkursion nicht nur gelernt, wie Sexualaufklärung im schulischen Kontext interessant, motivierend und lebensweltbezogen aussehen kann, sondern konnte auch mein eigenes Fachwissen rund um die Themen sexuelle Gesundheit und sexuelle Orientierung vertiefen“, sagt sie.
Projekt mit Mehrwert
Simon Osthoff hat das Projekt Liebesleben an die Willy-Brandt-Gesamtschule geholt. Er selbst lehrt Biologie, Technik und Mathematik. „Wenn ich mir vorstelle, wie sich ein Siebtklässler im Aufklärungsunterricht fühlt, dann liegt der Mehrwert des Projekts für mich auf der Hand: Da kommen junge Studierende und nehmen sich einen ganzen Tag Zeit, Mitmachstationen zu zeigen und beantworten ganz persönlich und ehrlich Fragen der Schüler*innen. Egal, wie viel Mühe ich mir als Lehrer bei meinem Biologieunterricht gebe – das ist einfach was anderes“, sagt er.
Die Exkursion soll auch in Zukunft regelmäßig für Studierende der Ruhr-Universität angeboten werden.