EU-Projekt Humanitäre Hilfe anhand von praktischen Fällen lernen
Studierende bearbeiten entsprechende Fragen von Praxispartnern in Form einer Law Clinic – so profitieren beide Seiten.
Studierenden praktische Erfahrungen in der Humanitären Hilfe bieten und zugleich aktuelle Fragen wissenschaftlich bereichern: Dieser Spagat gelingt der International Humanitarian Law Clinic (IHL) an der Ruhr-Universität seit 2018. Er gelingt so gut, dass daraus ein internationales Format gemeinsam mit Unis in Leiden und Rom wurde: IHL RED, kurz für Research, Education and Dissemination, von Oktober 2021 bis Oktober 2024 gefördert von der EU (Erasmus+). Konsortialführer ist das Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität. Nach Ablauf der EU-Förderung wird IHL Clinic mithilfe eines großen europäischen Netzwerks weiterlaufen.
IHL Clinic vermittelt Studierenden praktische Erfahrungen. Sie können an Projekten für Kooperationspartner forschen und so mit ihrer rechtlichen Expertise einen konkreten Beitrag zu realweltlichen Fragestellungen leisten. „Die Organisationen und Nichtregierungsorganisationen als Partner der IHL Clinic profitieren dabei von erstklassiger und durch akademische Expertise angeleitete Forschung, welche sie sonst teuer bezahlen müssten“, erklärt Robin Pass, Institutsmanager des IFHV. Studierende bekommen einen Einblick in die praktischen Tätigkeiten im Bereich des Humanitären Völkerrechts, kommen in Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern und verbessern dadurch ihre Berufseinstiegschancen. „Nicht zuletzt werden im Rahmen der Clinic auch die Werte und Inhalte des Völkerrechts europaweit verbreitet – in Zeiten wie diesen leider aktueller und wichtiger denn je“, unterstreicht Robin Pass.
Treffen in Rom
Zum Abschluss des im Oktober 2024 auslaufenden IHL-RED-Projektes kamen im Mai Studierende und Lehrende der Projektpartner aus Bochum, Leiden und Roma Tre in Rom zusammen, um in der dritten und vorerst letzten Clinic Exchange Conference ihre Projekte vorzustellen und weiter voneinander zu lernen. Neben intensiven Diskussionen zu aktuellen humanitären Fragen und einer Vielzahl von Clinic-Projekten stand dabei auch das Erarbeiten von Best Practices zur kontinuierlichen Verbesserung der didaktischen Methode der IHL Clinic im Vordergrund. Zu den geladenen externen Sprecherinnen und Sprechern zählte unter anderem der portugiesische Verteidigungsminister José Alberto Azeredo Lopes, welcher mit den Studierenden über die Bedeutung militärischer Handbücher für die Achtung des Völkerrechts in Kampfhandlungen diskutierte.
Im IHL RED-Projekt haben die Konsortialpartner in den vergangenen drei Jahren ein europäisches Netzwerk an IHL Clinics aufgebaut und das Format auch an anderen Universitäten bekannt gemacht. In diesem Zusammenhang wurden diverse Materialien und eigene Kurse entwickelt, die den Aufbau einer neuen Clinic anleiten und mit Expertise, Tipps und Tricks begleiten sollen. Die Ergebnisse können auf der Projekthomepage angesehen werden.
IHL Clinic an der RUB
Die Bochum IHL Clinic besteht seit 2018 am IFHV und wird von Prof. Dr. Pierre Thielbörger geleitet, dem Geschäftsführenden Direktor des IFHV, sowie von Timeela Manandhar, wissenschaftliche Mitarbeiterin und stellvertretende Clinic-Direktorin. Die Clinic hat bereits mit Akteuren wie dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes, nationalen Rotkreuzgesellschaften, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Regierungsbehörden zusammengearbeitet. Die Teilnehmenden der Bochum Clinic setzen sich aus einem internationalen und interdisziplinären Team zusammen, mit Studierenden aus dem NOHA-Masterprogramm in International Humanitarian Action, dem Europäischen Masterprogramm in Human Rights and Democratisation sowie aus der Rechtswissenschaft. Die Bochum IHL Clinic läuft dabei fast ein ganzes Semester und wird immer zum Sommersemester angeboten.