
Sicherheit von Medikamenten Neues Projekt will schädliche Wechselwirkungen eindämmen
Manche Patienten bekommen von mehreren Ärzten Präparate verschrieben. Selten hat einer der Mediziner einen Überblick über alle Verordnungen.
Ein neues Projekt soll dazu beitragen, das Risiko von schädlichen Wechselwirkungen zwischen Medikamenten zu verringern. Im Fokus der Arbeit stehen Patienten, die mehr als fünf verschiedene Arzneien einnehmen. Die Barmer-Krankenkasse und die kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe initiierten das Vorhaben. Das RUB-Team um Prof. Dr. Hans Trampisch von der Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie begleitet das Projekt wissenschaftlich, zusammen mit weiteren Partnern aus der Forschung.
Der Gemeinsame Bundesausschuss, das höchste Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen, fördert das Vorhaben „Anwendung für ein digitales unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management“ mit 16 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds bis September 2019.
Fäden laufen beim Hausarzt zusammen
Für Hausärzte ist es oft schwer zu überblicken, welche Medikamente ein Patient von verschiedenen Stellen verordnet bekommen hat. Das will das neue Projekt ändern. Ziel ist, dass der Hausarzt einen Überblick über alle verordneten Präparate erhält. So kann er Wechselwirkungen, Dosierungsfehler und Doppelverordnungen identifizieren.
1.400 Hausärzte in Westfalen-Lippe sollen bei dem Projekt mitmachen. Sie erhalten von der Krankenkasse eine vollständige Liste aller verschriebenen Medikamente und behandlungsrelevante medizinische Informationen, sofern der Patient einer Teilnahme an dem Projekt zugestimmt hat.
Künftig sollen diese Informationen allen teilnehmenden Haus- und Fachärzten in einem Webportal zur Verfügung stehen – innerhalb von 48 Stunden nachdem ein Arzt ein Präparat verschrieben hat. Neben dem verordneten Medikament soll in dem Portal auch die Dauer der Einnahme aufgeführt sein.
Bochumer Beitrag
Das Team von Hans Trampisch ist am Anfang und am Ende des Projektes involviert. Zu Beginn ermitteln die Wissenschaftler das optimale Studiendesign. Das umfasst unter anderem festzulegen, wie viele Fälle in die Analyse eingehen müssen, um statistisch aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Auch für die statistische Auswertung nach Erheben der Daten sind die Bochumer verantwortlich. Sie bestimmen also, ob die Projektmaßnahmen die Versorgung der Patienten signifikant verbessert haben.