
Statistische Analyse Was Universitäten und Fachhochschulen unterscheidet
Dieser Datensatz ist so umfangreich, dass das Statistische Bundesamt daran Interesse hat. Und China auch.
Welche Rollen Universitäten und Hochschulen für das Innovationspotenzial ihres Umfeldes spielen, hat Dr. Christian Warnecke in seiner Promotion an der RUB untersucht. Sein Datensatz, der Antworten von 7.500 Hochschullehrerinnen und -lehrern aus ganz Deutschland umfasst, ist wesentlich umfangreicher als frühere Erhebungen. Das Statistische Bundesamt hat bereits mehrere Sonderauswertungen bei Warnecke angefragt.
Der Wirtschaftswissenschaftler erfasste unter anderem:
- Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen unterschiedlicher Größe;
- die räumliche Reichweite dieser Kooperationen;
- die Publikationstätigkeit;
- Gründungsaktivitäten und ihr Umfeld sowie
- die Wirkung der Einrichtung auf harte und weiche Standortfaktoren.
Zu Ersteren zählt etwa das Innovationsklima, Letztere umfassen das Freizeit- und Kulturangebot. Bei den harten Standortfaktoren unterschieden sich die beiden Hochschultypen nicht nennenswert, bei den weichen hingegen deutlich: Universitäten tragen stärker zum Freizeit- und Kulturangebot des Umfeldes bei als Fachhochschulen. „Vermutlich, weil sie nicht über die kritische Masse, also die Betriebsgröße, verfügen, um bei den weichen Faktoren merkliche Wirkungen zu erzielen“, folgert Christian Warnecke.
Zuvor sind die Zusammenhänge nie flächendeckend untersucht worden.
Christian Warnecke
Im Einklang mit der Hypothese zeigte sich, dass Universitäten stärker grundlagenorientiert sind, Fachhochschulen stärker praxisorientiert. Während Universitäten viel mit wissenschaftlichen Einrichtungen kooperieren, aber wenig mit Privatunternehmen, ist es bei Fachhochschulen umgekehrt. Spin-offs aus Universitäten haben häufig einen stärkeren Forschungsbezug als Spin-offs aus Fachhochschulen. Die Transferaktivitäten von Fachhochschulen wirken stärker in der Hochschulregion, während Universitäten eine größere Reichweite erzielen. In die Lehre beziehen Fachhochschulen häufiger Akteure aus der Praxis ein.
„Die Ergebnisse bestätigen das, was man erwarten würde“, sagt Warnecke. „Aber zuvor sind die Zusammenhänge nie flächendeckend untersucht worden.“
Überraschende Anfrage aus China
Im Juli 2017 wurden die Ergebnisse über das deutsche Hochschulsystem in der chinesischen Zeitschrift „Application-Oriented Higher Education Research“, kurz AOHER, veröffentlicht. „Die Anfrage, ob ich dort etwas veröffentlichen möchte, hat mich schon überrascht“, erzählt Warnecke. „Dafür wurde mein deutscher Aufsatz ins Chinesische übersetzt.“ Der Osnabrücker Professor Hendrik Lackner, deutscher Schriftleiter von AOHER, war auf die Daten aufmerksam geworden.

Warum sich die Chinesen für das deutsche Hochschulsystem interessieren? „Weil dort einige Hochschulen in angewandte Hochschulen umgewandelt werden sollen und das Fachhochschulwesen ausgebaut werden soll“, erklärt Warnecke.