Wie das Zusammenspiel der einzelnen Moleküle und Zellen komplexe kognitive Funktionen entstehen lässt, ist eine ungeklärte Frage. © RUB, Marquard

Neurowissenschaft Wie chronische Psychosen entstehen

Ein Rezeptor für den Botenstoff Glutamat könnte eine besondere Rolle spielen.

Was auf molekularer Ebene im Gehirn passiert, wenn eine Psychose chronisch wird, haben Neurowissenschaftlerinnen der RUB untersucht. Sie zeigten, dass der Botenstoff Glutamat am Entstehen der Krankheit beteiligt ist.

Bleibt eine Psychose nach dem ersten Schub unbehandelt, kann sie chronisch werden. Je früher eine Therapie begonnen wird, desto aussichtsreicher ist sie. Warum genau das so ist, ist bislang unbekannt. Nicht alle Symptome sind derzeit gleich gut therapierbar. Die gängigen Medikamente sprechen das System des Botenstoffs Dopamin an und unterdrücken einige Symptome wie Halluzinationen. Andere Symptome wie Konzentrationsstörungen bleiben aber bestehen.

Rezeptoren verändern sich

Daher wird seit einigen Jahren erforscht, ob auch Glutamat am Entstehen von Psychosen beteiligt ist. Hinweise darauf fanden Prof. Dr. Denise Manahan-Vaughan und Valentina Dubovyk vom Lehrstuhl Neurophysiologie nun im Tiermodell. Sie zeigten, dass es zu zeitlich gestaffelten Veränderungen der Glutamat-Rezeptoren in einer bestimmten Hirnregion, dem Hippocampus, kommt. Sowohl der Aufbau dieser Rezeptoren als auch ihre Funktion wandelten sich. „Eine frühe Veränderung der Rezeptoren könnte daher Bestandteil der Entstehung einer Psychose sein“, so Manahan-Vaughan.

Die Ergebnisse wurden am 10. April 2018 in der Zeitschrift „ACS Chemical Neuroscience“ veröffentlicht.

Veröffentlicht

Montag
23. April 2018
12:38 Uhr

Von

Julia Weiler
Judith Merkelt-Jedamzik

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