Designobjekt Mensch Optimierung als die uns erlösende Macht?
Gegen diese These legt Katharina Klöcker von theologisch-ethischer Seite Einspruch ein.
Seit jeher legt der Mensch es darauf an: Er will nicht nur Krankheiten therapieren, er will sich von seinen natürlichen Beschränkungen befreien, sich perfektionieren, optimieren. Immer wieder wird allerdings mit Blick auf neueste technologische Errungenschaften auch davor gewarnt, welche desaströsen Konsequenzen es habe, wenn der Mensch Gott ins Handwerk pfusche. Das war vor genau 40 Jahren bei der ersten künstlichen Zeugung eines Menschen in der Petrischale nicht anders als heute etwa bei der Genchirurgie, die zurzeit im Fokus weltweiter Öffentlichkeit steht, und mit deren Hilfe defekte Gene repariert, vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft sogar genetische Erkrankungen geheilt werden können.
Gott ins Handwerk pfuschen
Doch dem in solchen Warnungen mitschwingenden technologiefeindlichen Tenor ist gerade aus christlicher Perspektive mit Skepsis zu begegnen, denn ein solcher Standpunkt entpuppt sich bei genauerem Hinsehen nur vermeintlich als ein besonders frommer. Denkt derjenige, der den Menschen in der Lage sieht, Gott ins Handwerk pfuschen zu können, nicht letztlich eher gering von Gott? Als könnte sich der Mensch durch Forschung und Fortschritt tatsächlich zu einem Konkurrenten Gottes aufschwingen.
Ich möchte an eine andere Vorstellung der Gottesbeziehung anknüpfen: Der Mensch wirkt – theologisch gesprochen – an der Schöpfung mit, denn Gott hat dem Menschen als seinem Ebenbild die Freiheit geschenkt, die Welt zu gestalten. Diese geschenkte Freiheit umfasst aber auch den Auftrag, Verantwortung für diese Weltgestaltung zu übernehmen. Und hier kommt die Ethik ins Spiel. Sie hat den weiten Raum zwischen Technikeuphorie und Technikpessimismus nüchtern auszuloten und jede technologische Errungenschaft komplexen Abwägungsprozessen zu unterziehen. Auch im Horizont christlicher Ethik lautet die entscheidende Frage also nicht, ob der Mensch die Welt optimieren darf, sondern wie er sie verantwortungsvoll verbessern kann.
Von den sogenannten Transhumanisten werden nun Optimierungstechnologien nahezu ungebrochen befürwortet. Doch sieht man genauer hin, dann beschleicht einen der Verdacht, dass die Optimierung des Menschen in erster Linie eine möglichst optimale Anpassung an die gegebenen Verhältnisse meint – nach dem Motto: Je angepasster, umso robuster, umso weniger verwundbar sind wir.
Es ist vielleicht mehr denn je notwendig, für gerechtere Verhältnisse in der Welt zu streiten.
Diese Programmatik provoziert Widerspruch, denn das Ansinnen, letztlich alle Begrenzungen des Menschen überwinden zu wollen, hat einen hohen Preis. Wer Optimierung als erlösende Macht begreift, der blendet das Suboptimale aus. Er steht in der Gefahr, immer unempfänglicher dafür zu werden, dass es trotz aller utopischen Versprechen nach wie vor und vielleicht mehr denn je notwendig ist, für gerechtere Verhältnisse in der Welt zu streiten und politisch einzutreten. Insofern arbeitet der Transhumanismus letztlich an der Zementierung ungerechter Strukturen, während er zugleich suggeriert, er fördere die Emanzipation der Menschen von all ihren Unzulänglichkeiten.