Wenn es nach der Siebenschläferregel geht, wird es ein sonniger Sommer. © RUB, Kramer

Wetter Können wir dem Siebenschläfer trauen?

Wenn es am 27. Juni regnet, ahnen viele, dass sie den Regenschirm im Sommer nicht mehr wegzupacken brauchen.

An Bauernregeln ist oft etwas dran. Aber wie schlecht stehen unsere Chancen auf gutes Sommerwetter wirklich, wenn es am Siebenschläfertag regnet? Im Volksglauben heißt es, dass der 27. Juni darüber entscheidet, wie das Wetter in den folgenden sieben Wochen sein wird.

„Allerdings geht es dabei nicht um Regen oder Sonne in einem lokalen Bereich, sondern um die Großwetterlage“, erklärt Malte Fliegner vom RUB-Lehrstuhl für Klimatologie. „Außerdem müsste der Siebenschläfertag eigentlich am 8. Juli sein und nicht am 27. Juni, weil die Reform zum gregorianischen Kalender im 16. Jahrhundert eine Verschiebung um elf Tage mit sich gebracht hat.“

Jetstream kann Wetter wochenlang beeinflussen

Generell, so Fliegner, sollte man für eine Siebenschläferprognose nicht nur einen einzelnen Tag betrachten, sondern den gesamten Zeitraum von Ende Juni bis Anfang Juli. „Die Großwetterlage zu dieser Zeit kann in der Tat zu einem gewissen Grad Informationen über die Wetterverhältnisse des weiteren Sommers, vorwiegend in Mitteleuropa, liefern, etwa ob es eher wechselhaft, regnerisch oder sonnig sein wird“, so der Klimatologe.

Ursache für das Siebenschläferphänomen ist der Jetstream, ein starkes Windband in den höheren Luftschichten der Atmosphäre. Verläuft der Jetstream im Westen Europas recht weit südlich, ist der Unterschied im Luftdruck zwischen dem Islandtief im Norden und dem Azorenhoch im Süden durchschnittlich höher, als wenn der Jetstream weiter nördlich verläuft.

Ein relativ großer Luftdruckunterschied bewirkt eine lange Zufuhr von kalten und feuchten Luftmassen aus dem Nordost-Atlantik und somit unbeständigeres Wetter. Anders sieht es aus, wenn der Jetstream weiter nördlich verläuft. Dann kann sich das Azorenhoch vom Süden her aufbauen und für eine stabile Hochdrucklage sorgen. Tiefdruckgebiete, die regnerisches Wetter mitbringen, werden nach Norden abgelenkt.

Trefferquote bescheiden

„Der Jetstream beeinflusst eigentlich das ganze Jahr über die Großwetterlage Europas, nicht nur zur Zeit des Siebenschläfers“, sagt Fliegner. „Aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Bauernregel stimmt, scheint rund um den Siebenschläfer höher zu sein als sonst.“

Laut Deutschem Wetterdienst liegt die Trefferquote für eine Vorhersage anhand der Jetstreamlage am Siebenschläfertag bei rund 55 bis 60 Prozent im deutschen Binnenland, im Alpenvorland bei etwas über 60 Prozent. Computerbasierte moderne Vorhersagemethoden sind wesentlich präziser.

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Veröffentlicht

Mittwoch
27. Juni 2018
08:58 Uhr

Von

Julia Weiler

Dieser Artikel ist am 27. April 2018 in Rubin 1/2018 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

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