Bochumer Forscherteam: Aram Kehyayan (links) und Henrik Kessler
© RUB, Marquard

Posttraumatische Belastungsstörung Flashbacks durch das Spielen von Tetris abschwächen

Erste Ergebnisse nähren Hoffnungen auf eine Methode, die ohne Therapeuten das Symptom der Flashbacks lindern kann – denn Therapeuten gibt es viel zu wenige.

Eine Intervention, die das Spielen des Computerspiels Tetris beinhaltet, könnte Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) helfen, unwillkürlich wiederkehrende bildliche Erinnerungen an die traumatischen Erlebnisse abzuschwächen. Zu diesem Schluss kommt ein Team der RUB und aus Schweden nach einer Studie mit 20 Patientinnen und Patienten mit PTBS.

Spezielle Intervention

In der Studie schrieben die Patienten eine ihrer belastenden Erinnerungen auf ein Blatt. Dann zerrissen sie den Zettel – ohne über den Inhalt zu sprechen – und spielten anschließend für 25 Minuten Tetris auf einem Tablet. Bei 16 der 20 Patienten ging in der Folge die Anzahl der Flashbacks für das in der Intervention fokussierte Erlebnis zurück.

„In unserer Studie wurde die Intervention zwar von einem Teammitglied begleitet, aber dieses hat keine aktive Rolle eingenommen und die verschriftlichten traumatischen Erinnerungen nicht gelesen“, sagt Prof. Dr. Henrik Kessler, Oberarzt und Traumatherapeut. „Unsere Hoffnung ist, dass wir eine Behandlung ableiten können, die Menschen auch allein durchführen könnten, wenn kein Therapieplatz verfügbar ist. Die Intervention kann jedoch eine komplexe Traumatherapie nicht ersetzen, sondern lediglich ein zentrales Symptom, die Flashbacks, lindern.“

Vermutete zugrunde liegende Mechanismen

Die Forscher nehmen an, dass der Erfolg der Methode auf folgendem Mechanismus beruht: Wenn Patienten sich detailliert ein Bild der belastenden Erinnerung machen, aktiviert das vermutlich Gebiete für räumlich-bildliche Verarbeitung im Gehirn; vergleichbare Areale könnten auch für das Spielen von Tetris bedeutsam sein. Beide Aufgaben benötigen also vergleichbare und begrenzte Ressourcen, es kommt zur Interferenz.

Immer wenn ein Patient den Inhalt eines Flashbacks bewusst wiedererinnert, wird die damit verbundene Gedächtnisspur kurzzeitig labil. Wenn in dieser Zeit eine Interferenz stattfindet, könnte die Gedächtnisspur abgeschwächt wieder eingespeichert werden, vermuten die Wissenschaftler.

Weitere Studien in Arbeit

Das Team um Henrik Kessler und Dr. Aram Kehyayan von der RUB-Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Landschaftsverband-Westfalen-Lippe-Universitätsklinikum berichtet über die Intervention gemeinsam mit Prof. Dr. Emily Holmes vom Karolinska Institutet in Schweden. Die Ergebnisse sind Ende Dezember 2018 im Journal of Consulting and Clinical Psychology veröffentlicht worden.

Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass weitere Untersuchungen mit Kontrollbedingungen und an einer deutlich größeren Anzahl Patienten notwendig sind, um die Wirksamkeit der Methode zu bestätigen. Diese sind bereits in Arbeit.

Veröffentlicht

Dienstag
08. Januar 2019
09:49 Uhr

Von

Julia Weiler

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