Mikrobiologie Wie Durchfallerreger bei Körpertemperatur auf Angriff schalten
Bakterien stellen krankmachende Substanzen erst dann her, wenn sie einen warmen Körper befallen haben. Dazu verwenden sie ein spezielles Thermometer.
Viele bakterielle Krankheitserreger scheiden Giftstoffe aus, sobald sie sich im Wirt befinden, um dessen Immunantwort zu unterdrücken. Was genau auf molekularer Ebene passiert, wenn der Durchfallerreger Yersinia pseudotuberculosis auf Angriff schaltet, haben Forscherinnen und Forscher der RUB untersucht. Sie nahmen dazu sogenannte RNA-Thermometer unter die Lupe. Das sind RNA-Strukturen, die bei etwa 37 Grad Celsius aufschmelzen und den Bakterien so signalisieren, dass sie sich im Wirt befinden.
Das Team vom Lehrstuhl für Biologie der Mikroorganismen zeigte, wie genau das Aufschmelzen vonstattengeht. Zusammen mit Kollegen des Helmholtz-Instituts für Infektionsforschung Braunschweig wiesen sie außerdem nach, dass Bakterien mit deaktiviertem RNA-Thermometer keine Infektion mehr auslösen können. Über die Studie berichtet die Zeitschrift Plos Pathogens online am 17. Januar 2020.
Ähnliche Mechanismen in anderen Bakterien vermutet
Bioinformatische Analysen der Forscher legen nahe, dass auch andere Bakterien RNA-Thermometer nutzen, um zu erkennen, ob sie sich im Wirt befinden oder nicht. Grundsätzlich, so sagen sie, könne man einer bakteriellen Infektion vorbeugen, indem man das Aufschmelzen solcher Strukturen verhindere. Substanzen, die RNA-Thermometer im geschlossenen Zustand einfrieren, sind aber bisher nicht bekannt.