Der Ruhrbergbau ist beendet. Seine Hinterlassenschaften können sinnvoll genutzt werden. © Pixabay, wilhei

Umweltfreundliche Energie Drei Standorte im Ruhrgebiet könnten mit Grubenwasser heizen

Warmes Wasser aus der Tiefe kann komplette Gewerbegebiete und auch Wohnquartiere mit Wärme versorgen. Ein Projekt hat gezeigt, wo und wie das möglich wäre.

Kohle wird im Ruhrgebiet zwar seit 2018 keine mehr gefördert. Aber Grubenwasser muss weiter abgepumpt werden, und zwar für immer. Da kann man das warme Wasser aus der Tiefe auch gleich zum Heizen nutzen. Wo und wie hat das Team des Projekts „Grubenwasser-Ruhr“ um Prof. Dr. Hermann-Josef Wagner vom Lehrstuhl Energiesysteme und Energiewirtschaft der RUB gezeigt: In Bochum, Kamen-Bergkamen und Essen stimmen alle Bedingungen. Neben dem klimafreundlichen Heizen noch ein kleines Umweltplus: Nachdem das Wasser seine Wärme an Gebäude abgegeben hat, fließt es kälter in die Ruhr ab. Das Team hat zu dem dreieinhalbjährigen Projekt den Abschlussbericht online veröffentlicht.

Grubenwasser und Grundwasser bleiben getrennt

Dort, wo früher Kohle unter Tage abgebaut wurde, befinden sich heute viele Hohlräume. Die ehemalige Ruhrkohle AG (RAG) pumpt an 13 Standorten heute jährlich rund 70 Millionen Kubikmeter Wasser heraus, damit es sich nicht mit dem Grundwasser mischt. Dieses Wasser ist rund 20 bis 30 Grad warm und wird bisher ungenutzt in Lippe, Ruhr und Rhein geleitet.

Langfristig sollen nur noch sechs Standorte im Ruhrgebiet Grubenwasser fördern. Um es zum Heizen nutzen zu können, muss es eine Bebauung oder Pläne geben, die eine neue Wärmeversorgung notwendig machen. Drei Standorte, auf die das zutrifft, haben Wagner und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgemacht: die Wasserstadt Aden, Bergkamen (Schacht 2, Haus Aden), den Gewerbepark Robert Müser, Bochum (Schacht Arnold) und Essen 51, Essen (Schacht Marie). Dass Bochum geeignet ist, war schon länger bekannt. Dort wird schon die zentrale Feuerwehr mit Grubenwasserwärme versorgt. Jetzt soll diese Versorgung auf Quartiersebene erweitert werden.

Zwei weitere Projektphasen

An die abgeschlossene erste Projektphase schließt sich eine vierjährige Umsetzungsphase an. Darin wird ein wissenschaftliches Monitoring geplant und in die Umsetzung integriert. In einer dritten Phase folgt die Auswertung des Monitorings für einen langfristigen Erfahrungstransfer. „Im Grunde ist Grubenwasser weltweit interessant“, erklärt Hermann-Josef Wagner. Gerade bei Neubauten könnte sich die Nutzung auch in anderen ehemaligen Bergbaustaaten lohnen. Darüber hinaus lasse sich die Technologie auch auf andere Grund- und Abwasserarten anwenden.

Veröffentlicht

Mittwoch
18. November 2020
09:04 Uhr

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