Wasserwirtschaft Wo das Grundwasser knapp wird
In Trockenperioden kann die Wasserversorgung in einigen Regionen Deutschlands kritisch werden, wenn nicht gegengesteuert wird.
Forschende der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und des Forschungszentrums Jülich (FZJ) haben im Projekt WADKlim im Auftrag des Umweltbundesamtes die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen des natürlichen Wasserdargebots und der Grundwasserverfügbarkeit sowie die Wassernutzung in Deutschland erforscht: Dabei konnten sie Risiko-Gebiete identifizieren, in denen die Wasserversorgung aus dem Grundwasser in Trockenperioden kritisch ist oder werden könnte und deshalb Anpassungsmaßnahmen notwendig werden. Die Ergebnisse bilden eine Grundlage für politische Entscheidungsträger, Wasserversorger und landwirtschaftliche Akteure, um Wasserressourcen in Zukunft gerecht zu verteilen und Nutzungskonflikten um Wasser in Deutschland vorzubeugen.
Erstmals potenzielles Versorgungs-Defizit aufgezeigt
In den beiden wegweisenden wissenschaftlichen Studien wurden hochauflösende Simulationen zum sogenannten Wasserdargebot und offizielle statistische Daten sowie Szenarien zur Wassernutzung analysiert. Das Wasserdargebot gibt an, welche Mengen an Grund- und Oberflächenwasser potenziell genutzt werden können.
Die Forschenden konnten erstmals flächendeckend bestimmen, wo die Wassernutzung potenziell nicht durch das natürliche Wasserdargebot gedeckt ist – also ein Defizit entstehen kann. Besonders problematisch wird diese Übernutzung in längeren Trockenperioden, wenn der Wasserbedarf steigt, die verfügbaren Reserven aber gleichzeitig immer knapper werden. Die Studien stellen wichtige wissenschaftliche Daten und Konzepte für das „Aktionsprogramm Wasser“ bereit, das durch die Bundesregierung in der „Nationalen Wasserstrategie“ beschlossen wurde.
Deutschlandweite Karte zeigt Risiko-Gebiete
In der ersten Studie analysierten die Forschenden den Zeitraum von 1961 bis 2020 und erstellten eine deutschlandweite Karte der Wasser-Bilanz-Risiko-Gebiete. In diesen Regionen wird der als nachhaltig geltende Grenzwert für die Nutzung von Grundwasser überschritten. Das bedeutet, dass mehr Wasser entnommen wird, als auf natürliche Weise dem Grundwasser wieder zuströmt. Darüber hinaus wurde erstmals berechnet, wie stark sich der jährliche Bewässerungsbedarf für landwirtschaftliche Flächen in Deutschland in den vergangenen Dekaden verändert hat. Diese Veränderungen wurden mithilfe von Simulationen sehr genau rekonstruiert, um zu zeigen, wo und wie viel mehr Wasser benötigt wird.
Wasserknappheit könnte Konflikte auslösen
„Bei einem Ungleichgewicht zwischen Wasserbedarf und Wasserdargebot können Nutzungskonflikte entstehen und die Verfügbarkeit, Verteilung und Verwendung von Wasserressourcen betreffen,“ erklärt Prof. Dr. Martina Flörke vom Lehrstuhl für Ingenieurhydrologie und Wasserwirtschaft der Ruhr-Universität Bochum. „Mit einer großangelegten Medienrecherche haben wir wasserbezogene Nutzungskonflikte in Deutschland identifiziert. Wir konnten verdeutlichen, dass Wassernutzungskonflikte zunehmend auch aus Deutschland berichtet wurden, besonders in den durch Trockenheit geprägten Jahren 2018 bis 2020 und 2022.“
Landwirte werden Bewässerung reduzieren müssen
In der zweiten Studie simulierten die Forschenden Zukunftsszenarien bis zum Jahr 2100, um die Wasserverfügbarkeit unter extremen und potenziell kritischen Bedingungen in einem Stresstest zu analysieren. Dabei konnten die Forschenden erstmals aufzeigen, wie sich die zunehmende Bewässerung in der Landwirtschaft bei zukünftigen Dürreperioden auf die Grundwasserreserven auswirkt und welche Regionen besonders unter Druck geraten können. Die Ergebnisse zeigen, dass die Entnahme von Grundwasser für die landwirtschaftliche Bewässerung in einigen Regionen Deutschlands in Zukunft wahrscheinlich eingeschränkt werden muss. Andernfalls könnte in diesen Regionen eine starke Konkurrenz zur öffentlichen Wasserversorgung entstehen. „Mit den Modellergebnissen können wir die Wasserwirtschaft unterstützen und dazu beitragen, dass Wassernutzungskonflikten gar nicht erst entstehen“, so Flörke.
Die Studie WADKlim