Biologie Das leise Verschwinden der Feuersalamander

Der Amphibien-Hautpilz Bsal macht den Populationen der Tiere zu schaffen – und das auch bei uns im Ruhrgebiet.

Leuchtend schwarz-gelbe Färbung und große, dunkle Augen: Der Feuersalamander ist ein typischer Bewohner von feucht-kühlen Laubmischwäldern und daher über weite Teile Europas verbreitet, auch in Deutschland. Obwohl die Tiere sich gerne unter Totholz oder in Höhlen verstecken, kann man sie durchaus auch im Ruhrgebiet finden. Doch das könnte bald nicht mehr so sein, denn die Populationen der Amphibien nehmen seit einiger Zeit immer weiter ab.

Verursacher für die sogenannte Salamanderpest ist der Amphibien-Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans, kurz Bsal, der insbesondere für den Feuersalamander und die heimischen Molcharten gefährlich ist. Für Dr. Maximilian Schweinsberg und Jonas Virgo vom Lehrstuhl für Evolutionsbiologie und Biodiversität der Tiere steht der Feuersalamander schon seit längerem im wissenschaftlichen Fokus. Durch angewandtes Monitoring ermitteln sie unter anderem Mindestanzahlen und Wiederfundraten in bestimmten Gebieten. „Wir sind immer wieder erstaunt, an welchen Standorten in Bochum sich Salamander finden lassen – oftmals vollkommen unbemerkt von Waldbesucherinnen und -besuchern“, so die Forscher.

Pilz greift die Haut an

Seit 2017 beschäftigen sie sich zudem zunehmend mit Bsal. Der Pilz stammt ursprünglich aus Asien und wurde erstmals 2013 an toten Feuersalamandern in den Niederlanden und Belgien nachgewiesen. Zwei Jahre später kam es zu den ersten Nachweisen in Deutschland. „Auch bei uns im Ruhrgebiet häufen sich seit einigen Jahren Bsal-bedingte Massensterbeereignisse beim Feuersalamander“, erklärt Maximilian Schweinsberg. So konnten die Forscher ein solches Sterben zuletzt zum Jahreswechsel im Naturschutzgebiet Langeloh beobachten, wo innerhalb weniger Wochen über 200 tote Salamander gefunden wurden.

Da Amphibien über ihre Haut zum Beispiel ihren Wasser- und Elektrolythaushalt steuern, sind sie auf eine intakte Hautoberfläche angewiesen. Bsal befällt die Haut der Tiere und stört somit lebenswichtige Hautfunktionen. Bereits ein Kontakt mit den Pilzsporen reicht aus, um eine tödliche Infektion auszulösen. Über weite Strecken verbreitet werden die Sporen üblicherweise durch Schuhwerk, Hundepfoten oder auch Fahrradreifen, beispielsweise nach Spaziergängen durch verschiedene Waldgebiete.

Was man gegen die Verbreitung tun kann

Jede Person kann durch folgende Verhaltensregeln dabei helfen, die Verbreitung von Bsal einzudämmen:

  1. Die Wege im Gelände, insbesondere in Naturschutzgebieten, nicht verlassen und Hunde anleinen.
  2. Schuhe, Hundepfoten oder Fahrradreifen nach dem Waldbesuch gründlich säubern, desinfizieren und gut trocknen lassen, bevor ein neues Gebiet betreten wird.
  3. Die Wasserlebensräume der Amphibien nicht betreten und die Tiere nicht anfassen.

Weitere Informationen über das Verhalten in der Natur finden sich außerdem auf der Webseite des Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV). Sollten Sie während Ihres Waldspaziergangs einen Feuersalamander entdecken, melden Sie Ihren Fund bitte an meldung-feuersalamander@rub.de.

Um die Ausbreitungsdynamik der Krankheit besser zu verstehen, führen die Forscher verstärkt molekularbiologische Pathogen-Diagnostiken durch. Hierfür arbeiten sie in verschiedenen Kooperationsprojekten sowohl RUB-intern als auch deutschlandweit mit anderen Universitäten und biologischen Stationen zusammen. Seit 2016 führen Maximilian Schweinsberg und Jonas Virgo außerdem gemeinsam mit dem NABU Bochum das Feuersalamander-Monitoring im gesamten Bochumer Stadtgebiet durch. „Durch unsere Monitoring-Arbeiten im Ruhrgebiet und durch den direkten Kontakt mit Bsal-Infektionen haben wir auch vor Ort die beträchtlichen Auswirkungen des Pathogens auf die lokalen Populationen zu spüren bekommen“, so die Forscher.

Amphibien sind die weltweit am stärksten gefährdete Wirbeltierklasse. Der Schutz der Tiere, aber auch der voranschreitende Verlust von Biodiversität im Allgemeinen beschäftigt die Forscher nicht nur beruflich. Umso wichtiger ist ihnen das Anliegen, auf die Ausbreitung des Pilzes aufmerksam zu machen und für dessen Folgen zu sensibilisieren.

Mitmachen

Im vergangenen Jahr hat sich die zweite NABU-Hochschulgruppe NRWs an der RUB gegründet. Neben dem Amphibienschutz setzt sich die Gruppe mit Themen wie der Universitätsbegrünung sowie der Umweltpädagogik auseinander. Interessierte sind herzlich zur Mitarbeit eingeladen und können sich unter nabu-hochschulgruppe@rub.de melden.

Veröffentlicht

Freitag
06. August 2021
10:00 Uhr

Von

Tania Schlien (tsc)

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