Das Bochumer Forschungsteam: Julia Wolf, Albert Newen und Sabrina Coninx (von links) © RUB, Marquard

Philosophie Wie Menschen andere Menschen verstehen

Eine einzelne Strategie reicht nicht aus, um die komplexen sozialen Interaktionen des Alltags zu durchdringen.

Um im Alltag erfolgreich mit anderen Menschen zu kooperieren oder zu konkurrieren, ist es wichtig zu wissen, was das Gegenüber denkt, fühlt oder möchte. Welche Strategien Menschen nutzen, um andere Personen zu verstehen, haben Dr. Julia Wolf, Dr. Sabrina Coninx und Prof. Dr. Albert Newen vom Institut für Philosophie II der RUB hinterfragt. Lange wurde angenommen, dass Menschen ausschließlich auf eine einzelne Strategie zurückgreifen: Mindreading. Gemeint ist damit, dass Menschen die mentalen Zustände anderer basierend auf deren Verhalten ableiten. In neueren Modellen ist diese Fähigkeit jedoch in den Hintergrund gerückt. Das Bochumer Team argumentiert nun, dass Menschen zwar verschiedene Strategien nutzen, dass aber auch das Mindreading eine wichtige Rolle dabei spielt. Sie beschreiben ihre Ergebnisse in der Zeitschrift „Erkenntnis“, online veröffentlicht am 10. November 2021.

Strategien zum Verstehen anderer

In den vergangenen Jahren kritisierten Forschende, dass das Mindreading zu kompliziert und zu anspruchsvoll sei, als dass es eine gängige Strategie für das Verständnis anderer Menschen sein könnte. „Wir argumentieren, dass das Mindreading mehr ist als eine unzuverlässige und selten angewandte Reservestrategie – es hat eine besondere Bedeutung für die soziale Kognition“, fasst Albert Newen zusammen.

Die Bochumer Gruppe schlägt vor, nicht über soziale Kognition in Form von konkurrierenden Strategien zu denken. Sie gehen davon aus, dass verschiedene Strategien interagieren, sich gegenseitig unterstützen und flexibel kombiniert werden können, um der jeweiligen Situation optimal gerecht zu werden.

Veröffentlicht

Montag
22. November 2021
09:22 Uhr

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